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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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oder Autos laufen lassen. Da wäre es doch sehr viel sicherer, sich einfach ein privates Wasserfahrzeug »auszuborgen«.
    Vorsichtig schlich er durch das Wasser, aus dem nur sein Kopf hervorlugte, und näherte sich dem Bootshaus. Einmalglaubte er, Stimmen aus der Nähe des Wohnhauses zu hören und ging rasch hinter einem Haufen riesiger Victoria-Regina -Wasserlilien in Deckung. Er ließ sich noch tiefer ins Wasser sinken und verharrte einige Minuten vollkommen regungslos. Aber es tauchte niemand auf, und so schlich er weiter.
    Wie er auf den ersten Blick erkannt hatte, war das Bootshaus verlassen. Hier inmitten des Naturschutzgebiets konnte man die Tidenströmung kaum spüren. Die beiden angedockten Fahrzeuge lagen beinahe ruhig im Wasser. Er versuchte, so wenig Lärm wie möglich zu machen, als er sich an einem der herunterbaumelnden Fischernetze aus dem Wasser zog. Das Nephilianetz besaß zwar so gut wie kein Eigengewicht, konnte aber selbst von einem kräftigen Meldmann nicht zerrissen werden. Whisprs Gewicht trug es mühelos.
    Es fühlte sich gut an, sich nicht mehr im Wasser aufzuhalten. Beide Jetboote schienen über eine Standardzündung zu verfügen. Er hoffte, dass es hier draußen nicht erforderlich war, sie mit einem Code oder einem Passwort zu sichern. Mit etwas Glück wären sie sogar komplett aufgeladen und jederzeit einsatzbereit, um eine spontane Angeltour zu machen – oder ihn ans Dock von Savannah zu bringen. Da sich die beiden Fahrzeuge nicht voneinander zu unterscheiden schienen, ging er auf das näher liegende zu. Als er die Instrumente musterte, stach ihm etwas ins Auge, das ihm wie ein wahrer Glücksgriff erschien.
    Ein Teil des geformten Schauminnenteils der Hülle enthielt ein Fach, in dem sich einige Äpfel, spezielle Nährstoffriegel, tropische Schokolade sowie einige Flaschen Wasser und Fruchtsaft befanden. Da die Wärme-/Kühleinheit des Fachs deaktiviert war, wurden Letztere nicht gekühlt, doch dem verhungernden Whispr wären sogar sichtbare Verunreinigungen egal gewesen. Er riss den Verschluss auf und stürzte erst einen und dann noch einen weiteren Fruchtsaft hinunter. Ein Schokoriegel wurde schon etwas langsamer verspeist, ebenso wie der nachfolgende Nährstoffriegel aus einer Beerenmischung. Dieser wurde befeuchtet, sobald er in Kontakt mit der Luft kam, und war für Whispr die wohl leckerste Mahlzeit, die er je zu sich genommen hatte.
    »He du! Was treibst du denn da?«
    Die letzten Krümel des Riegels fielen Whispr aus den Händen, als er nach vorn stürzte und panisch die Zündung drückte. Es summte einmal, und dann schäumte das Wasser hinter dem Boot, als der Motor ansprang. Er packte das Lenkrad, und als er sich umdrehte, sah er eine Frau mittleren Alters mit drei Brüsten und Meldfingern von doppelter Länge, die auf ihn zueilte. Möglicherweise besaß sie die zusätzliche Brust aus kosmetischen Gründen oder sie hatte sie sich zur besseren Versorgung ihrer Kinder besorgt, da sie von einem Quartett im Alter zwischen zehn und vierzehn begleitet wurde.
    »Raus aus dem Boot!« Während sie ihm diese Worte wütend zubrüllte, hob eines der älteren Kinder ein rohrartiges Gebilde und zeigte damit in Whisprs Richtung. Im gleichen Augenblick gab er Gas.
    Das kleine Schiff sprengte sämtliche Riemen, mit denen es in dem engen Abteil des Bootshauses befestigt gewesen war, und schoss in dem Moment aufs Wasser hinaus, in dem das Mädchen das seltsame Instrument abfeuerte. Tropfen flüssigen Fischbetäubungsmittels, die per Hochdruck abgeschossen worden waren, bedeckten ihn, das Boot und den Sumpf in der näheren Umgebung. Zu seinem Glück hatte er nur eine verdünnte Dosis abgekommen. Die volle Ladung hätte jeden Nerv in seinem Körper kurzgeschlossen. Doch auch so bewirkte die aufgeladene Flüssigkeit, dass er über dem Steuerrad zusammenbrach. Das Betäubungsmittel, das ihn verfehlt und das Wasser getroffen hatte, war vor allem auf Barsche kalibriert gewesen und bewirkte, dass innerhalb von Sekunden mindestens einhundert betäubte Fische an der Oberfläche schwammen. Wäre das Mittel in die Instrumente des Bootes eingedrungen, wären diese ebenfalls kurzfristig ausgefallen. Zu Whisprs Glück waren die meisten empfindlichen elektrischen Geräte entweder von vorneherein wasserdicht oder abgedichtet worden.
    Obwohl die Flüssigkeit stark verdünnt gewesen war, konnte er kaum noch reagieren. In Whisprs Fall war »kaum noch« jedoch völlig ausreichend. Er musste nichts weiter tun, als

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