Genom
aufrichtige Bürger.«
Sie mussten beide über das Bild, das diese Worte heraufbeschworen, lachen, und dann wischte sich der Biochirurg die Augen. »Okay, okay. Du weißt ja, dass meine Frau immer sagt, wir sollen das alles aufgeben und zurück nach Nagpur ziehen.«
»Warum macht ihr es nicht?« Whisprs Frage ließ keine Rückschlüsse darauf zu, dass er eigentlich keine Ahnung hatte, wo Nagpur überhaupt lag.
»Weil ich dann in Nagpur leben müsste. Zusammen mit meiner Frau.« Chaukutri sah auf seine Uhr. »Das ist ja alles gut und schön, aber ich denke, wir sollten uns lieber beeilen. Was willst du machen lassen?«
»Was für Optionen habe ich denn heute?«
Chaukutri drehte sich um und bedeutete Whispr, ihm zu folgen. »Komm mit. Lass uns einkaufen gehen.«
Der behelfsmäßige Chirurgiescanner maß jeden Teil von Whisprs nacktem Körper sowohl innen als auch außen aus. Es wurde eine Analyse durchgeführt. Dann erhielt er einige Vorschläge, die Größe, Gewicht, Alter, Knochen- und Muskeldichte, Sehschärfe, Hörvermögen, sexuelle Präferenzen, Follikeldichte, den Status lebenswichtiger Organe und alles, was vom physiologischen Standpunkt sonst noch von Bedeutung war und eines der mehreren Tausend zur Verfügung stehenden Melds positiv oder negativ beeinflussen konnte, mit einbezogen. Während der Scanner die letzten Berechnungenvornahm, unterhielten sich Melder und Kunde solange über ästhetische Beweggründe.
»Wenn du untertauchen willst, solltest du vor allem etwas Speck auf die Rippen kriegen. Oder willst du lieber was vom Huhn oder vom Fisch?«
Whispr erschauderte, als er an seinen erst kürzlich beendeten quälenden Marsch durch das Sumpfland südlich der Stadt dachte. »Nichts vom Fisch. Die Proteinbasis ist mir relativ egal, solange sie von einem Säugetier stammt. Ich nehme irgendwas Unauffälliges, das nicht stinkt, von mir aus sogar ein simples Molkederivat.«
Chaukutri nickte. Er machte sich keine Notizen, aber das musste er auch nicht. Jedes gesprochene Wort wurde aufgezeichnet.
Sein Kunde fuhr fort: »Wie wäre es, wenn wir die Augenpartie etwas orientalischer anlegen und die Augenfarbe ändern? Das Haar ausdünnen und es schwarz anstatt blond färben. Die Muskeln ein wenig verstärken, und wenn wir schon mal dabei sind, könnten wir auch noch ein paar hinzufügen.« Da er stets neidisch auf Jiminys Sprungkünste gewesen war, konnte er seine Beine auch noch ein wenig verbessern, wenn er schon mal dabei war.
Als sie die Diskussion abgeschlossen hatten, druckte Chaukutri alles aus und studierte die Einzelheiten. »Das ist alles nichts Gravierendes, Whispr. Bist du dir sicher, dass du nicht noch mehr brauchst?«
Sein Besucher nickte. »Ich will noch wie ich aussehen, nur ein klein wenig anders, um die Überwacher in die Irre zu führen. Mehr wie ein …«
»… Natural?«, beendete der Biochirurg seinen Satz.
Whispr seufzte. »Ja, ich schätze schon.«
»Es ist dein Geld.« Chaukutri lachte einmal zufrieden auf.»Na ja, eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass es jemand anderem gehört, aber das ist auch völlig egal, denn schon sehr bald wird es mein Geld sein.« Er beugte sich vor und zwinkerte. »Gegen einen kleinen Aufpreis kann ich dir eine spezielle Pheromonspezialisierung mit einbauen, durch die du auf die Damenwelt unwiderstehlich wirkst. Sie wird per Sprachsteuerung aktiviert, dann kannst du sie immer dann anstellen, wenn du … du weißt schon. Einer meiner verlässlichen Lieferanten hat mir letzten Monat sechs Stück davon angeboten. Da ich etwas Gutes erkenne, wenn ich es sehe, habe ich alle gekauft. Und, weißt du was? Ich habe nur noch eine übrig. Mit diesem Meld kannst du nichts falsch machen.«
»Nein, danke.« Whispr ließ sich nicht beirren. »Meiner Meinung nach wird dieses ganze Zeug überschätzt. Ich will unauffällig bleiben, ‘Cuda, und das aus gutem Grund.«
Der Melder spreizte beide Hände und zuckte mit den Achseln. »Wie du willst. Dann kann ich dich wohl auch nicht dazu überreden, dass ich dich ein bisschen hübscher machen darf?«
Whispr grinste. Seitdem es billige Melds gab, konnte jeder aussehen wie jemand anders. Als eintausend Männer aussahen wie Lord Byron und eintausend Frauen wie Lady Hamilton, waren diese Gesichter nichts Besonderes mehr. Noch schlimmer war es, wenn bei einer geselligen Zusammenkunft zufällig zwei Personen aufeinandertrafen, die komplett gleich aussahen. Da fanden es die Angehörigen des anderen Geschlechts doch
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