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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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auf die kaum erkennbaren Linien, die die Ränder des Portals markierten. »In dem Fall sind sie aber verdammt leise.«
    Etwas unterhalb der Barriere klickte, und die leichte, aber robuste Klappe schnappte etwa einen Zentimeter weit nach oben.
    »Das war’s«, murmelte sie. Dann stand sie auf, nahm ihre Waffe in die Hand, zielte auf die Öffnung und sah ihren Partner an. »Bereit?« Er nickte und hob die Mündung seiner Riotuss. Die Munitionsanzeige der Waffe zur Massenkontrolle zeigte an, dass sie komplett aufgeladen war.
    Mit der rechten Fußspitze riss sie die Falltür auf. Sie fielmit einem leisen Knall nach hinten auf den Boden. Der Suchstrahl der Riotuss erleuchtete eine glatte Oberfläche unter ihnen: pechschwarzes Wasser.
    »Kowalski, Calloway – kommen Sie raus! Das Spiel ist aus!«
    Von unten kam keine Antwort. Auch kein Geräusch, keine Bewegung. Die Polizistin, die die Tür geöffnet hatte, sah nach links und erblickte einen hundegroßen Lagerbehälter. Mit dem linken Fuß schob sie diesen in Richtung der Öffnung, bis er nach unten stürzte. Das darauffolgende Platschen war nicht nur vorgetäuscht. Der Fluss unter ihnen war echt und keine Projektion. Sie ging auf die Lücke zu, aus der kein Geräusch kam.
    »Ich geh mal nachsehen.«
    »Vorsichtig!«, riet ihr ihr Gefährte unnötigerweise.
    Sie nickte, ging auf die Knie und legte sich auf den Bauch. Dann steckte sie erst den Lauf ihrer Waffe und danach ihren Kopf durch die Öffnung. Die in den Lauf eingebaute Lampe erhellte die Unterseite der Werkstatt.
    »Nichts«, meldete sie, kurz bevor das Orinokokrokodil wie eine Rakete aus dem Wasser schnellte, seine Kiefer um ihren Kopf schloss und sie schreiend nach unten ins Wasser zog.
    In diesem Moment waren die vorherigen Bewohner des Komplexes, die der Grund für diese Razzia gewesen waren, erst einmal vergessen aufgrund der Verwirrung, Panik und ungezügelten Hysterie, die sich nicht nur in der zuvor stillen Werkstatt, sondern dank einer Vielzahl aktiver Verbindungen auch in den nicht länger phlegmatischen Seelen in der Polizeizentrale breitmachten.

7
    »Ich muss wirklich dringend mit dem Mann sprechen. Er ist der jüngste Sohn des Cousins meiner verstorbenen Frau.«
    Das baufällige Hotel in einem der ärmeren Bezirke von Savannah war zu weit unten auf der Skala, um sich einen angepassten Meld (oder gar einen Automaten) leisten zu können, daher stand hinter der Rezeption ein Natural. Dieser benötigte weniger Pflege als ein Meld und besaß einen deutlich geringeren Wartungsaufwand als ein Automat. Außerdem konnte er sich anpassen. Da er sich seiner wichtigen Funktion bewusst war, in der er entscheiden konnte, wen er hereinließ, ließ er sich Zeit, sein Gegenüber zu studieren, bevor er antwortete.
    Der arme alte Kerl sah verdammt harmlos aus.
    »Ihr dürrer, gerissener Verwandter wird von allen nur Whispr genannt. Sagen Sie mir seinen richtigen Namen.«
    Der ältere Besucher zögerte keinen Augenblick. »Archibald Kowalski. Die Familie stammt aus einer Kleinstadt im Norden namens Pittsburgh.«
    Das alles sagte dem Rezeptionisten gar nichts. Er hatte nur nach einer Antwort verlangt, weil er wissen wollte, ob der Besucher sie kannte. Ob sie stimmte oder nicht, war ihm gleichgültig. Wichtig war nur, dass der Mann prompt und ohne zu zögern geantwortet hatte. Der Rezeptionist seufzte.
    »Ein zweiter Schlüssel kostet zwanzig, wenn Sie im Zimmer und nicht im Gang warten wollen.«
    Pflichtbewusst schob der ältere Mann ein Lastticket überden Tresen. Ihnen beiden war klar, dass der Rezeptionist den Besucher auch umsonst in das fragliche Zimmer lassen konnte, ebenso wie sie beide wussten, dass er das nicht tun würde. Dieses Ritual existierte schon seit der Zeit, als der erste Cromagnonmensch einem anderen einen Platz in seiner Höhle überlassen hatte, und der Austausch war rasch abgeschlossen.
    »Es geht mich zwar nichts an«, murmelte der Rezeptionist, als der Besucher den Schlüssel entschlossen an sich nahm, »aber ist das ein Familienbesuch?«
    Der betagte Mann grinste. Es war ihm nicht anzusehen, ob er ein Natural oder ein Meld war. Er war klein, rundlich und besaß ein trauriges Gesicht, und er schien unter seiner schäbigen Kleidung stämmig, aber nicht dick zu sein. Auf der Straße würde ihn niemand eines zweiten Blickes würdigen. Eine vermutlich unheilbare Rückenverletzung (oder eine, deren Heilung zu teuer war) bewirkte, dass er sich leicht nach vorn beugte. Seine Augen waren braun, und

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