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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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konnte.
    »Es gibt da noch eine Sache, die Sie für mich tun könnten, Miss Seastrom.«
    »Doktor wäre mir lieber«, erwiderte sie spitz angebunden. »Und aus irgendeinem Grund sind Sie noch immer hier.«
    Er hielt den kleinen Beutel mit den Traktacs in die Luft. »Ich kann die Dinger loswerden, bevor die Verzögerung um ist. Ich werfe sie in den Fluss oder spüle sie im Klo runter. Ich könnte sie auch per Post in ein anderes Land schicken. Aber wo sie auch auftauchen, früher oder später werden die Behörden höchstwahrscheinlich die Signale empfangen und sie zu ihrem Ursprungsort zurückverfolgen nach Savannah. Ich kenne Traktacs.« Seine Stimme klang sehr bestimmt. »Wenn man versucht, sie zu zerstören, übertragen sie schnell ihre Position, selbst wenn man ihre Aktivierung eigentlich verzögert hat.« Er sah sie mit einem intensiven Blick an.
    »Was mir jetzt wirklich weiterhelfen könnte, da Sie die Dinger aus meinem Körper geholt haben, wäre deren Deaktivierung.« Er machte eine Handbewegung durch das Untersuchungszimmer. »Sie haben hier eine sehr fortschrittliche Ausrüstung. Ich schätze, einiges davon lässt sich verwenden, um medizinische Implantate an- und auszuschalten. Das machen Sie bei Ihrer Arbeit vermutlich ständig.« Bei diesen Worten wackelte er mit der kleinen Tüte. »Ich wette, Sie können diese Dinger auch ausschalten.« Mit ernstem Blick fügte er hinzu: »Dann wäre ich wirklich frei. Wenn ich die Dinger nach Istanbul schicke, würde Interpol das Signal empfangen und die Polizei hier benachrichtigen. Sie könnten herausfinden, von wo ich sie abgeschickt habe, und würden wissen, dass ich noch immer hier bin. Aber wenn diese kleinen Scheißdinger niemals anfangen zu senden – dann würden sie nicht wissen, wo sie nach mir suchen sollen. Dann hätte ich mein Leben zurück. Oder könnte mich zumindest freier bewegen.«
    Er flehte sie ebenso mit seinen Blicken wie mit seiner Stimme an. Inzwischen hatte sie jedoch ernste Gewissensbisse wegen dem, was sie bereits getan hatte. »Ich denke, Sie sollten jetzt lieber gehen, Mr Whispr.« Die Worte kamen ihr hart und unbarmherzig über die Lippen, während sie auf eine bestimmte Konsole zuging. »So langsam frage ich mich, ob ich, hippokratischer Eid hin oder her, nicht doch einen Fehler gemacht habe. Sie haben großes Glück gehabt, dassich Ihnen überhaupt geholfen habe. Was jetzt aus Ihnen wird, geht mich nichts an und interessiert mich auch nicht. Ich will nur, dass Sie aus meinem Büro verschwinden. Hauen Sie ab, Mr Whispr.« Eine Hand lag bereits auf der Kontaktplatte, mit der sie eine Chirurgencrew für den Notfall rufen konnte. Das war zwar nicht die Polizei, aber ihre Anwesenheit würde dennoch ausreichen, um weiteren Ärger zu verhindern.
    »Nur ›Whispr‹.« Er wirkte auf einmal sehr niedergeschlagen. Würde er jetzt etwa anfangen zu weinen?
    »Wie dem auch sei. Gehen Sie, solange Sie es noch können. Wenn Sie nicht akzeptieren können, dass ich nichts mehr für Sie tun kann oder will, dann sollten Sie zumindest bedenken, dass ich für Sie pro bono bereits weitaus mehr Zeit und Mühe investiert habe, als ich es für die meisten Leute von der Straße tue, die sonst hierherkommen.«
    Das ist es also . Seine Gedanken führten ihn in die Irre, aber die Idee ließ ihn nicht mehr los, und er klammerte sich verzweifelt daran fest. Sie will bezahlt werden . Seine Fehlinterpretation war nachvollziehbar. Das Leben von so gut wie jeder Person, mit der er im Laufe seines Lebens als Erwachsener zu tun gehabt hatte, drehte sich in der einen oder anderen Weise um Geld. Insbesondere um den Mangel daran und darum, wie sich dieses Defizit beseitigen ließ.
    Doch das war unwichtig. Er wusste, dass das armselige Sümmchen, das er zusammenkratzen konnte, ihm nicht einmal zwei Minuten der kostbaren Zeit dieser Ärztin verschaffen konnte.
    Es sei denn …
    Nachdem er den durchsichtigen Umschlag mit den gefährlichen Traktacs beiseitegelegt hatte, hob er ein Bein und fummelte an seinem rechten Schuh herum. »Ich kann Sie nicht bezahlen«, begann er zögerlich, »aber vielleicht können wir eine Abmachung treffen. Ich besitze etwas, von dem ich glaube … Nein, ich weiß, dass es sehr viel Geld wert sein muss!«
    Ingrid beobachtete ihn, wie er mit zittrigen Fingern an seinem Schuh herumfummelte und gleichzeitig versuchte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und er tat ihr irgendwie leid. Aber nicht leid genug, dass sie noch mehr Zeit mit seinen Problemen

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