Genom
erklären , dachte Whispr. Nicht nur das merkwürdige Metall, aus dem er geschaffen wurde, sondern auch die große Mühe, die sich die Behörden gaben, um ihn aufzuspüren. Erschrocken erkannte er, dass die ungewöhnliche Menge an Ressourcen, die dabei eingesetzt wurden, vielleicht nichts mit der Tatsache zu tun hatte, dass er an einem eskalierten Raubüberfall beteiligt gewesen war, sondern sich einzig und allein auf die Wiederbeschaffung des Speicherfadens bezog. Die Polizei, die Regierung, sie waren möglicherweise gar nicht an ihm interessiert. In diesem Fall würde die Verfolgung vielleicht eingestellt, wenn er den Faden – natürlich anonym – zurückgab. Wenn er den Faden aushändigte, konnte er eventuell einen Deal aushandeln.
Sie hielt ihn noch immer zwischen zwei Fingern. Er konnte ihn ihr einfach entreißen und aus dem Büro rennen. Aber wer auch immer danach suchte und wie wichtig der Faden auch sein mochte, so war er noch immer fasziniert von dem Potenzial, das er darstellte. Er wusste, dass er sich nicht für eine Lösung entscheiden konnte, solange er nicht herausgefunden hatte, was sich darauf befand.
Wie immer überstieg seine Gier seinen gesunden Menschenverstand.
»Warum sehen Sie mich so an?« Sie machte einen Schritt nach hinten und stellte bestürzt fest, dass er zwischen ihr und dem Ausgang stand.
»Entschuldigen Sie. Ich habe nur gerade nachgedacht.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Manchmal fällt es mir dann schwer, mich auf die Realität zu konzentrieren. Einer meiner Freunde hat mal gesagt, das wäre ein Nebeneffekt, wenn man zu viele billige Melddrogen genommen hat.«
Das Bedauern in seiner Stimme bewirkte, dass sie ihn erst einmal anstarrte und keinen Ton herausbrachte. Dann reagierte sie, indem sie zurücklächelte. Doch das Lächeln verblasste rasch, als sie sich wieder dem Faden zuwandte.
»Ihnen ist klar, dass wir, falls das tatsächlich vom Militär stammt und es meinen Geräten gelingt, den Inhalt des Fadens zu lesen, einen Alarm auslösen könnten, der zehnmal stärker ist als das, was ein Traktac sendet, und ebenfalls ein Positionssignal abgeben könnte?«
Zu diesem Schluss war er bereits selbst gekommen. Ebenso wie zu einem anderen: Wenn er sich den Faden schnappte und floh, musste er wieder ganz von vorne anfangen und sich jemanden suchen, der Zugriff auf Instrumente hatte, mit denen sich seine Geheimnisse entlocken ließen. Vor seinem inneren Auge warf er eine Münze.
»Schließen Sie ihn an«, forderte er sie auf. »Mal sehen, was passiert.«
Mit zufriedenem Gesichtsausdruck wandte sie sich von ihm ab und steckte den Faden mit dem Anschluss zuerst mit der Gewandtheit einer erfahrenen Ärztin in die offene Flexverbindung. Sobald der Kontakt hergestellt war, wurde direkt darüber eine Anzeige auf einer Konsole aktiviert.
10
Bedauerlicherweise war das Licht rot. Mit gerunzelter Stirn beugte sich Ingrid über die Konsole und gab einige Befehle. Immer wieder erlosch das Licht, doch wenn es erneut anging, wies es stets dieselbe entmutigende Farbe auf.
Whispr konnte es irgendwann nicht mehr aushalten. »Was passiert da?«
Da sie sich auf die Einstellung der Instrumente konzentrierte, warf sie ihm nur einen kurzen Blick zu. »Wir haben eine Verbindung, aber meine Laborcomputer können den Inhalt nicht lesen.«
»Heißt das, der Faden ist leer?« Das ergibt keinen Sinn , dachte er. Warum sollte sich jemand so viel Mühe machen, ein leeres Speichergerät zurückzubekommen?
»Das muss es nicht bedeuten«, erwiderte sie. »Ich kann nicht erkennen, ob er leer oder randvoll ist. Was ich Ihnen damit sagen will, ist nur, dass meine Geräte dieses Medium, was immer es auch ist, nicht lesen können.«
»Wie kann es eine Verbindung geben, aber dann nicht möglich sein zu erkennen, ob darauf etwas gespeichert ist?«
Frustriert entfernte sich Ingrid einen Schritt von der Konsole und deutete darauf. »Glauben Sie mir nicht? Dann versuchen Sie es doch. Ich habe die Codierung abgestellt – das System reagiert jetzt auf jede Stimmeingabe.«
Diese Herausforderung musste Whispr einfach annehmen, und so trat er vor und gab der Konsole selbst einige Befehle. Sie reagierte sofort, höflich und mit denselben nichtssagenden negativen Antworten, die sie auch auf die präziser formulierten Anfragen der Ärztin gegeben hatte.
»Vielleicht kann ein moderneres Lesegerät …«, murmelte er unzufrieden.
»Das ist gut möglich. Aber wie schon gesagt ist die Elektronik in meinem Büro auf
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