Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
gut.
Doch: Habe ich oder habe ich nicht das Recht zu sagen, daß ich die Kapitalisten
hasse und mich eher töten lasse, als ihnen schön zu tun ?«
    »Gewiß«, gab Don Camillo zu.
»Du hast das Recht, es zu sagen, aber nicht uns, sondern Chruschtschow. Wenn
wir ankommen werden, wird er schon zurück sein. Du läßt dich empfangen und
sagst ihm: ›Genosse Chruschtschow, die Sowjetunion macht eine falsche Politik !‹ «
    Don Camillo war durchtrieben
wie der durchtriebenste Agit-Prop der Sektion »Provokateure«, und der Genosse
Rondella erblaßte.
    »Entweder verstehst du mich
nicht, oder du willst mich nicht verstehen«, brüllte er. »Wenn ich den Mist
fressen muß, um einen Acker zu düngen, dann tu' ich es. Aber niemand kann
verlangen, daß ich sage, der Mist sei parfümiert !«
    Mit äußerster Ruhe gab Don
Camillo zurück:
    »Genosse, du hast in den Bergen
gekämpft und eine Abteilung befehligt. Wenn dir anbefohlen wurde, eine
gefährliche Aktion zu vollführen, was tatest du ?«
    »Ich ging .«
    »Und erklärtest du deinen
Burschen, daß die Zumutung, die Haut zu riskieren, dir zuwider war ?«
    »Gewiß nicht. Aber was hat das
hier zu sagen ?«
    »Das besagt, Genosse, daß ein
Krieg, ob kalt oder warm, immer ein Krieg ist. Und im Krieg dürfen die
persönlichen Gedanken dessen, der für die gerechte Sache kämpft, nicht existieren .«
    Peppone griff ein:
    »Laß es auf sich beruhen,
Genosse Rondella! Wir reisen in ein Land, wo du gewiß keine Kapitalisten
treffen wirst !«
    »Das ist ein großer Trost«, gab
ein bißchen besänftigt der Genosse Rondella zu.
    Der Genosse Scamoggia verkündete:
»Für mich ist die größte Genugtuung, vierzehn Tage lang keinen Pfaffen mehr zu
sehen .«
    Don Camillo schüttelte den
Kopf: »Das ist nicht gesagt, Genosse. In der Sowjetunion herrscht
Religionsfreiheit .«
    »Ja, eine sogenannte Freiheit«,
kicherte Scamoggia.
    »In der Sowjetunion gibt es nur
echte und ganze Freiheiten«, versicherte ernst Don Camillo.
    Aber Scamoggia war entfesselt:
    »Pfaffen sogar dort? Genosse,
ist es möglich, daß sich diese schmutzige Rasse nicht ausmerzen läßt ?«
    Peppone antwortete gebieterisch:
    »Sie wird erst verschwinden,
wenn Elend und Unwissenheit verschwunden sein werden. Diese verfluchten Krähen
leben von der Dummheit und der Armut !«
    Don Camillo wurde immer eisiger
und kategorischer:
    »Genosse Senator, du weißt
besser als wir, daß in der Sowjetunion Unwissenheit und Elend nicht mehr
vorhanden sind. Das bedeutet, wenn die Priester immer noch existieren, daß sie
über eine Kraft verfügen, die man noch nicht völlig neutralisieren konnte .«
    »Aber was haben denn diese
Verfluchten Besonderes in sich«, brüllte Scamoggia. »Sind es etwa nicht Leute,
die gleich uns aus Fleisch und Knochen bestehen ?«
    »Nein«, heulte Peppone, der rot
wie ein Truthahn anlief.
    »Diese Schufte sind aus den
schlimmsten Schweinereien der Welt fabriziert. Es sind Fälscher, Pharisäer,
Feiglinge, Wucherer, Mörder, Räuber. Die giftigen Schlangen weichen ihnen aus,
weil sie Angst haben, gebissen zu werden .«
    Don Camillo schüttelte kaum
wahrnehmbar den Kopf.
    »Du verlierst die Ruhe, Genosse
Senator. Du bist nicht abgeklärt, dahinter steckt etwas Persönliches. Hat dich
irgendein Priester übers Ohr gehauen ?«
    »Der Priester, dem es gelingt,
mich übers Ohr zu hauen, muß noch geboren werden .«
    »Ist es der Priester, der dich
getauft hat ?« erkundigte sich Don Camillo.
    »Mich hatte«, lärmte Peppone.
    »Ist es der Priester, der dich
verheiratet hat ?« fragte der durchtriebene Don
Camillo.
    Scamoggia wandte sich lachend
an Peppone:
    »Chef, laß das. Das ist ein
sophistischer Genosse, der uns alle in den Sack steckt .«
    Und zu Don Camillo gewandt:
    »Du gefällst mir, Genosse, weil
du nicht mundfaul und dazu wie ich ein Pfaffenfresser bist. Trinken wir eins !«
    Er füllte die Papierbecher mit
Wein.
    »Auf das Wohl der großen
Sowjetunion !« rief der Genosse Scamoggia, indem er
seinen Becher hob.
    »Auf die Vernichtung des
Kapitalismus !« schrie der Genosse Rondella.
    »Allen Priestern der Welt ins
Gesicht !« knurrte Peppone und schaute Don Camillo in
die Augen.
    Don Camillo hob seinen Becher
und versetzte gleichzeitig Peppones Schienbein einen Tritt, der eine ganze
Menge besagte.
     
    Der Zug näherte sich der
italienischen Grenze. Es war mitten in der Nacht. Ein herrlicher Mond schien,
und alle Häuser, die an den Berghängen zerstreut lagen, erstrahlten in Weiß.
Zuweilen

Weitere Kostenlose Bücher