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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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bringen !«
    Als sie außerhalb des
Flugplatzes angelangt waren, blieb Scamoggia stehen.
    »Genossin, einen Augenblick!«
Er öffnete den Koffer und holte das Fläschchen heraus.
    »Wenn hier die Männer Alkohol
benutzen«, sagte er, »werde auch ich Alkohol benutzen, weil auch ich ein Mann
bin. Wenn dies ein Frauen-Parfüm ist, dann wende es eine Frau an !«
    Er streckte der Genossin das
Fläschchen hin, aber das Mädchen griff nicht danach.
    »Bist du etwa keine Frau ?« wunderte sich Scamoggia.
    »O doch«, stammelte die
Petrowna.
    »Dann nimm! Ich treibe damit
keinen Handel; ich schenke es dir .«
    Die Genossin Nadia stand für
ein Weilchen verwirrt da; dann nahm sie das Fläschchen und schob es in die
Tasche, die sie am Riemen über der Schulter trug.
    »Danke, Genosse!«
    »Bitte... du Schöne...«
    Die Petrowna suchte das
finstere Gesicht, das zu einem beleidigten Funktionär passen mochte,
aufzusetzen, doch gelang es ihr nur, wie ein gewöhnliches Bürgerweib zu
erröten.
    Eilends ging sie der Gruppe
nach.

    Scamoggia brachte seinen Koffer
in Ordnung, zündete eine Zigarette an, schickte sie in den hintersten Winkel
seiner Lippen und machte sich mit befriedigter Ruhe auf den Weg.
    Ein Autobus erwartete sie, und
sie stiegen ein.
    Während Peppone sein Köfferchen
im Gepäcknetz verstaute, berührte ihn Don Camillo an der Schulter:
    »Chef«, sagte er, »es muß ein
bißchen Verwirrung stattgefunden haben. Dein Koffer ist dieser .«
    Peppone prüfte das
Namensschild, und es handelte sich tatsächlich um seinen Koffer. Der andere,
den er aus dem Gepäcknetz hob, trug den Namen des Genossen Camillo Tarocci.
    »Kein Unglück«, rief Don
Camillo aus. »Bloß eine Verwechslung der Koffer.«
    Peppone setzte sich, und Don
Camillo nahm ihm gegenüber Platz.
    »So habe ich«, flüsterte
Peppone, während der Autobus anfuhr, »Euren Koffer zum Zoll getragen .«
    »Genau. Purer Zufall!«
    »Und war vielleicht, immer aus
purem Zufall, etwas Besonderes in Eurem Koffer ?«
    »Nichts. Nur ein Bündel
Heiligenbildchen, zwei, drei Fotos vom Papst, ein paar Hostien und andere
Kleinigkeiten dieser Art.«
    Peppone erschauerte.
    Der Autobus fuhr durch eine
grenzenlose Landschaft; magere Kühe grasten auf den Wiesen.
    Die Genossin Petrowna stand auf
und erklärte, daß die Gäste nach einem festgelegten Plan zunächst die
Traktorenfabrik
    »Roter Stern« besuchen würden,
um nachher ins Hotel geführt zu werden, wo sie essen und ruhen konnten.
    Die Traktorenfabrik befand sich
am Rande einer Stadt. Es handelte sich um eine Anhäufung trüber und grauer
Zementbaracken, die sich beinahe überraschend an der Nordgrenze einer
vergilbten, melancholischen Ebene erhoben.
    Dieser Schandfleck betitelte
sich »industrielle Zivilisation« und hatte seinesgleichen in allen Teilen der
Erde.
    Don Camillo dachte mit
brennendem Heimweh an sein fernes Dorf, wo die menschliche Wärme jeden Fleck
Boden belebte, wo jeder Backstein der Häuser die Liebkosung des Menschen
kannte, und wo deshalb zwischen den Menschen und den Dingen ein zähes,
unsichtbares Band bestand.
    Die Arbeiter, die in den
riesigen Schuppen tätig waren, sahen gelangweilt und gleichgültig drein wie die
Fabrikarbeiter der ganzen Welt.
    In vielen Abteilungen
arbeiteten nur Frauen. Sie waren zum größten Teil klein, rundlich, derb, und
keine glich der Genossin Petrowna.
    Schließlich hielt es der
Genosse Rondella nicht mehr aus; er näherte sich Don Camillo und sagte:
    »Genosse, diese da, sind sie
nicht im geistigen Klima der Genossin Petrowna geboren und herangewachsen ?«
    Don Camillo donnerte:
    »Genosse, man besucht eine
industrielle Frauenabteilung nicht mit der gleichen Einstellung wie eine
Miss-Parade. Das ist eine der Grundregeln, die jeder Genosse, der sie
respektiert, kennen sollte .«
    Es war nicht am Platz, jetzt
eine Diskussion aufzuziehen; dies um so weniger, als
Peppone sich umgedreht hatte und böse Blicke schoß.
    Die Besichtigung wollte kein
Ende nehmen, weil ein eifriger Fabrikfunktionär alles erklärte, auch das, was
keine Erklärung brauchte. Auf Schritt und Tritt versprühte er Stöße
statistischer Angaben, die die Übersetzerin Wort für Wort wiedergeben mußte.
    Schließlich langte man am Ende
des Fließbandes an, und man konnte die versandbereiten Traktoren sehen. Allda
blieb Don Camillo wie vom Blitz getroffen stehen und rief Peppone zu, nachdem
er mit verzückten Augen ein funkelnagelneues Stück bewundert hatte:
    »Genosse Senator, das ist ja
der gleiche

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