Genosse Don Camillo
gleiche
heraus .«
Sie kamen beim Dorfe an.
Scamoggia kehrte sich um und rief Don Camillo zu:
»Genosse, auch darin hattest du
recht, als du sagtest, daß es die Bauern sind, die den Pfaffen den Steigbügel
halten. Da schau !«
Der Pope sprach im Gemüsegarten
eines der ersten Häuser mit einer Gruppe alter Männer und Frauen.
Don Camillo schaute hin und
schaute auch den Genossen Tavan an, der vor ihm ging. Die weit abstehenden
Ohren des Genossen Pächter wurden rot.
Die Genossin Nadia schüttelte
den Kopf.
»Genosse«, sagte sie zu
Scamoggia, »rege dich nicht auf! Es handelt sich nur um wenige Alte. So ist es
überall. Wenn diese Handvoll Alter gestorben ist, dann ist auch Gott tot, der
nur in ihrem vom Aberglauben verfinsterten Geiste wohnt. Ist Gott tot, ist es
auch mit den Priestern aus. Die Sowjetunion hat Zeit und kann warten .«
Sie hatte laut gesprochen, und
auch Don Camillo hatte es gehört. »Denk daran, daß auch Gott warten kann«,
brummte Don Camillo, indem er sich zu Peppone wandte, der keine Kommentare machte.
Und dann, weil der Genosse
Salvatore Capece aus Neapel, Dreißiger und glutäugig, in Griffweite war, rief
er aus: »Hast du gehört, Genosse Capece? Scheint dir nicht, daß die Genossin
hell auf der Platte ist !«
»Ganz hell«, antwortete mit
ehrlicher Begeisterung der Genosse Capece. »Sie gefällt mir recht gut !«
»Aus der Hartnäckigkeit, mit
der sie dich fortwährend ansieht«, flößte Don Camillo ihm ein, »schließe ich,
daß auch du ihr recht gut gefallen mußt .«
Die Genossin Petrowna hatte
nicht im Traum den Genossen Capece absichtlich angeschaut, doch der Genosse
Capece nahm die Sache verflucht ernst.
»Genosse, du verstehst mich«,
sagte er und schlug die Arme auseinander, »das Weib bleibt immer Weib .«
Dann eilte er, sich in den
Hüften wiegend, zur Spitze der Kolonne und zur Genossin Nadia.
»Auch zu dem seid Ihr fähig,
wenn Ihr nur Zwietracht säen könnt«, knurrte Peppone.
»Genosse«, erwiderte Don
Camillo, »ich muß mich bemühen, solange Gott noch lebt. Morgen ist es
vielleicht zu spät .«
Geheimagent Christi
I n Grevinec wurden die
italienischen Genossen erwartet. Der Leiter der Abteilung »Agitation und
Propaganda« empfing sie am Dorfeingang und führte sie zum Sitz des
landwirtschaftlichen Sowjets, wo der Erste Sekretär des Distriktkomitees der
Partei und der Vorstand der Kolchose sie mit den passenden Worten empfingen.
Genossin Nadia Petrowna übersetzte sie genauestens.
Peppone antwortete, indem er
die Ansprache, die er fleißig auswendig gelernt hatte, aufsagte und am Schluß
ebenfalls mit den Händen klatschte – Beifall für
Beifall.
Außer den Bonzen waren noch
andere Leute da, und es handelte sich, wie aus den Erklärungen hervorging, mit
denen die Genossin Nadia die Vorstellungen bereicherte, um die Verantwortlichen
der verschiedenen Sektoren: Rindviehzucht, Schweinezucht, Getreidebau, Obstbau,
Maschinenpark usw.
Der Versammlungssaal, in dem
der Empfang stattfand, ließ vor allem an eine Lagerhalle denken. Die
Ausstattung bestand aus einem rohen langen Tisch in der Mitte, den zugehörigen
Bänken und dem Bildnis Lenins an einer Wand.
Das Festkomitee der Kolchose
hatte das Bildnis Lenins mit grünem Laub, das sich um den leuchtenden
Rotgoldrahmen wand, schmücken lassen; doch das hätte das Lokal nicht wärmer und
gastlicher gemacht, wenn nicht der lange Tisch mit einer großzügigen Dekoration
von leeren Gläsern und vollen Wodkaflaschen veredelt worden wäre.
Ein Glas Wodka, das wie ein
Glas Lambrusco hinuntergestürzt wird, erwärmt rasch die Ohren, und Peppone
hatte nach wenigen Sekunden seinen Motor auf höchsten Touren. Nachdem die
Genossin Petrowna erklärt hatte, daß die Kolchose Grevinec eine der
ertragreichsten sei, hatte sie doch die Spitzenleistungen in der Produktion von
Milch, Schweinen und Getreide erreicht, verlangte er das Wort. Er pflanzte sich
dem Genossen Oregow gegenüber auf und sagte mit fester Stimme, jeden Satz vom
nächsten Satz abhebend, damit die Petrowna Zeit zum Übersetzen hatte:
»Genosse, ich komme aus der
Emilia, aus jener Gegend also, wo vor genau fünfzig Jahren als einziger in
Italien und seltenster in der Welt richtige proletarische Genossenschaften
bestanden.
Eine Gegend mit weitgehend
mechanisierter Landwirtschaft und mit einer Produktion an Milchprodukten,
Wurstwaren und Getreide, die sowohl in punkto Quantität und Qualität zu den
ersten der Welt gehörte. In meinem Dorfe haben ich
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