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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und
rollte sich eine Zigarette.
    Sie besuchten den Weizensilo,
dann die Schuppen, wo die Kraftfuttermittel, die Dünger, die Schädlingsbekämpfungsmittel
zur Behandlung der Obstbäume und das bäuerliche Werkzeug für die Handarbeit
aufbewahrt wurden.
    Alles war genau geordnet und
katalogisiert.
    In einer Ecke stand eine
seltsame, funkelnagelneue Maschine, und Peppone fragte, wozu sie diene.
    »Die Baumwolle zu kämmen«,
antwortete der Sowjetbürger Stephan Bordonny.
    »Baumwolle ?« verwunderte sich Don Camillo. »In diesem Klima baut ihr Baumwolle an ?«
    »Nein«, antwortete der Mann.
    »Warum ist sie denn hier ?« fragte Don Camillo.
    »Ein Irrtum in der Verteilung«,
erklärte der Mann. »Sie ist anstatt einer Siebmaschine für die Aussonderung des
Weizensamens geliefert worden .«
    Peppone warf Don Camillo einen
vernichtenden Blick zu, doch Don Camillo, der jetzt ein Häkchen gefunden hatte,
ließ es nicht mehr los.
    »Und ihr siebt das Korn mit
einer Maschine, die zum Kämmen der Baumwolle dient ?«
    »Nein«, erwiderte eisig der
magere Mann. »Wir verwenden eine Siebmaschine, die wir mit unsern Mitteln in
unserer Werkstatt hergestellt haben .«
    »Und jene, die die Siebmaschine
erhielten, womit kämmen sie die Baumwolle?«
    »Das geht die Kolchose Grevinec
nichts an«, antwortete der Mann.
    »Irrtümer wie dieser dürften
nicht vorkommen«, bemerkte Don Camillo hinterhältig.
    »Euer Vaterland ist dreihunderttausend
Quadratkilometer groß«, teilte der andere mit Amtsstimme mit. »Die Sowjetunion
hat mehr als zweiundzwanzig Millionen Quadratkilometer Oberfläche .«
    Nun griff Peppone ein.
    »Stephan Bordonny«, sagte er
und trat Don Camillo auf den linken Fuß, »bist du diesem Schuppen zugeteilt ?«
    »Nein, ich bin Mechaniker.
Wollt ihr die Tierzüchtereien sehen ?«
    »Mich interessiert der
landwirtschaftliche Maschinenpark«, antwortete Peppone.
    Der Schuppen der
Landwirtschaftsmaschinen machte äußerlich keinen guten Eindruck, weil er nicht
einmal einem Schuppen glich, sondern einer großen Baracke mit Wänden aus Holz
und Stroh und einem Dach aus rostigem Blech.
    Doch sobald man ihn betrat,
blieb man mit offenem Munde stehen.
    Auf dem Boden aus gestampfter
Erde lag kein Splitterchen, und die Maschinen, in vollkommener Ordnung, waren
glänzend herausgeputzt wie für eine Mustermesse.
    Der Bürger Stephan Bordonny
kannte alle Maschinen von A bis Z, Alter, Arbeitsstunden, Verbrauch, Leistung,
als wenn er im Gehirn eine lückenlose Kartei besäße.
    Im Hintergrund der Baracke
befand sich die Werkstatt, der einzige Teil, der aus Backsteinen erbaut war. Es
war eine ärmliche Werkstatt, nur mit dem unumgänglich Nötigen an Werkzeug und
Geräten, jedoch alles so sorgsam geordnet und gut instand, daß Peppone die
Tränen kamen.
    Ein großer Raupenschlepper
befand sich in Behandlung, und die Teile des Motors lagen in Reih und Glied auf
einer Bank.
    Peppone hob ein Stück auf,
prüfte es und schaute dann den Bürger Stephan an.
    »Wer hat dieses Stück in
Ordnung gebracht ?« fragte er.
    »Ich«, antwortete Stephan
gleichgültig.
    »Mit dieser jämmerlichen
Drehbank ?« rief Peppone aus und zeigte auf ein altes,
zerbrochenes Ding, das tatsächlich an eine Drehbank erinnern konnte.
    »Nein«, erklärte der andere,
»mit der Feile...«
    Peppone schaute das Stück
nochmals an. Dann nahm er ein anderes von der Bank und betrachtete es mit
ebensoviel Verwunderung.
    Über der Bank war eine
Eisenstange in die Mauer geschlagen; daran hing an einer Schnur eine
Kurbelwelle. Stephan ergriff eine Ahle und schlug auf die Kurbelwelle, die wie
eine Glocke ertönte.
    »Am Ton, den sie gibt, hört
man, daß sie aus dem Gleichgewicht gekommen ist«, erklärte er und legte die
Ahle weg. »Man braucht dafür nur etwas Gehör !«
    Peppone nahm den Hut ab und
trocknete sich den Schweiß.
    »Verflixt !« rief er aus. »Ich hätte geschworen, nur jener wende diese Methode an, hingegen
finde ich einen zweiten hier mitten in Rußland .«
    »Welcher jener ?« erkundigte sich Don Camillo.
    »Der Mechaniker von
Torricella«, antwortete Peppone. »Er war ein Tausendsassa, richtete die Autos
für die Rennfahrer her.
    Sie kamen sogar aus dem
Ausland. Ein Männchen, dem du aufs Aussehen hin nicht einmal vier Soldi
vorausbezahlt hättest. Im zweiten Kriegsjahr wollte ein englischer Taugenichts
die Brücke über den Stivone bombardieren und hat sein Haus getroffen.
    Unter den Trümmern sind er,
seine Frau und die beiden Söhne begraben worden

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