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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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42jährig – geboren und
wohnhaft in Pranovo
(Veneto). Bei der Partei eingeschrieben seit 1943 –
    Pächter. Sehr tätig, tüchtig, zäh, äußerst
zuverlässig: AUSSCHLIESSLICH
in bäuerlichen Kreisen zu verwenden, da er eine
beschränkte Einsicht in soziale und ökonomische Fragen hat. Vater Sozialist. Seine Familie hat seit hundertzwanzig Jahren den gleichen Grundbesitz in Pacht. Geschickter und
sehr arbeitsamer Landwirt .«
    Das stand im Marschbefehl
geschrieben, und Don Camillo hatte den Genossen Pächter, den einzigen Bauern
unter den Erkorenen, am Hotelausgang erwartet.
    Nach der Stadt das traurige und
grenzenlose Land. Die Straße wurde schmal und schmutzig.
    »Wir durchqueren jetzt den
Sowchos ›Rotes Banner‹«, erklärte die Genossin Petrowna, »einen der ersten, der
nach der Oktoberrevolution entstanden ist. Die gesamte Ausdehnung beträgt
sechzehntausend Hektar, von denen sechstausend unter den Pflug genommen werden.
Er ist mit vierundfünfzig Traktoren, fünfzehn Dreschmaschinen und fünfzehn
Lastwagen ausgerüstet. Die Zahl der Arbeiter, die jährlich der Produktion
zugeteilt sind, beläuft sich auf dreihundertachtzig. An großen Staatsgütern,
die wir Sowchosen nennen, gibt es heute über sechstausend, mit vier Millionen
Stück Rindvieh, sechs Millionen Schweinen und zwölf Millionen Schafen .«
    Wie aus der Erde gestampft
erschien in der Ferne eine Ortschaft, kleine Häuser, um einige unmäßig große
Schuppen mit Wellblechdächern verstreut: Scheunen, Depots, Ställe, Werkstätten.
    Der Wagen stampfte weiter über
das lehmige Sträßchen. Man entdeckte rund umher riesige Raupentraktoren, die,
von Dreck und Rost verkrustet, in der nassen, gepflügten Erde verlassen worden
waren. Als die Gebäudegruppe näher kam, sah man weitere Traktoren, Lastwagen
und landwirtschaftliche Maschinen. Sie standen, dem Regen und der Sonne
preisgegeben, auf den großen Plätzen vor den Schuppen.
    Don Camillo seufzte.
    »Vier Millionen Kühe«, sagte er
zu Peppone.
    »Gewiß, ein schöner Haufen !« antwortete Peppone.
    »Plus siebenundzwanzig
Millionen auf den Kolchosen, macht einunddreißig Millionen Häupter !«
    »Eine kolossale Sache !« begeisterte sich Peppone.
    »Ende 1970 werden es vierzig
Millionen sein«, fuhr Don Camillo hinterhältig fort. »Doch für den Augenblick
sind es noch zwei Millionen und zweihunderttausend Häupter weniger, als der
Rindviehbestand im Jahre 1928, vor der Kollektivierung, betrug .«
    Peppone starrte Don Camillo
entgeistert an.
    »Genosse, die Sowjetunion ist
das einzige Land auf der Welt, wo man alles weiß – wo
man die Dinge, die gut stehen, und die Dinge, die schlecht stehen,
veröffentlicht«, erklärte Don Camillo. »Das sind die Zahlen der offiziellen
Statistik, und so muß man leider folgern, daß man in der Sowjetunion, während
die Industrie, die Wissenschaft und alles übrige Riesenfortschritte machten,
auf dem landwirtschaftlichen Sektor noch hartnäckig ringt. Und man mußte
dreizehn Millionen Hektar mit Hilfe der Freiwilligen von Moskau, Kiew usw. in
den jungfräulichen Ländereien Sibiriens urbar machen .«
    Don Camillo spreizte die Arme,
und, nachdem er die Ohren des Genossen Pächters vor sich gesichtet hatte, holte
er zum hinterhältigen Schlage aus:
    »Genosse«, vertraute er Peppone
an, »du hast gesehen, in welchem Zustand sich die Traktoren befinden, und
kannst beurteilen, ob ich mich täusche. Ich sage dir, daß der Fehler immer der
gleiche ist. Die ganze Welt ist ein Dorf, und die Bauern bleiben immer Bauern.
Denk an Italien. Welcher Stand ist am schwersten zum Fortschritt zu bringen?
Die Bauern. Ja, die landwirtschaftlichen Taglöhner, die bewegen sich und
kämpfen, aber es sind Arbeiter. Arbeiter der Landwirtschaft, aber Arbeiter.
Versuche, die Pächter auf den Platz zu bringen!
    Versuche, sie zum Verstehen der
Klasseninteressen und der proletarischen Sache zu bringen !«
    Die Ohren des Genossen Tavan
verloren keine Silbe.
    »Und jetzt, sieh hier«, fuhr
Don Camillo erbarmungslos weiter. »Welches sind die schwerfälligsten, die den Marsch
des ganzen Landes verzögern? Die Kolchosenbauern, die sich um den Boden der
Genossenschaft überhaupt nicht kümmern und nur daran denken, aus der Erde, die
ihnen der Staat großmütig geschenkt hat, freie oder halbfreie Produkte
herauszuholen.
    Genosse, es gibt achtzigtausend
Kolchosen und sechstausend Sowchosen, aber die Kühe privaten Besitzes der
Kolchosenbauern sind ihrer siebzehn Millionen, während Kolchosen

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