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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und meine Genossen eine
Genossenschaft der Landarbeiter gegründet, die die große Ehre hatte, von den
Brüdern der Sowjetunion das erfreulichste Geschenk zu erhalten !«
    Peppone zog aus seiner
Ledermappe ein Bündel Fotografien, die er dem Genossen Oregow reichte. Die
Fotografien zeigten die triumphale Ankunft »Nikitas« im Dorfe, nämlich des
Traktors, den man von der UdSSR als Geschenk empfangen hatte, den Traktor in
Aktion bei der Urbarmachung des Bodens der landwirtschaftlichen Genossenschaft
»Nikita Chruschtschow« und dergleichen mehr.
    Die großen Fotos gingen von
Hand zu Hand und machten auf alle lebhaften Eindruck, angefangen beim Genossen
Oregow.
    »Das Werk der Zerstörung des
Kapitalismus ist im Gange«, fuhr Peppone fort, »und obwohl wir noch nicht bei
der Endphase sind, so sind wir doch nahe daran, und es ist zwangsläufig so, wie
es euch der Genosse Tarocci, der zu meiner Gegend gehört, noch besser sagen
könnte als ich, daß die Vorrechte der Eigentümer und der Pfaffen von der
Wandtafel der Geschichte gelöscht werden, worauf die Ära der Freiheit und
Arbeit beginnen wird. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften, die nach dem
Vorbild der Kolchosen geformt sind und nach dem Vorbild der staatlichen Farmen
Typ Sowchos, werden innerhalb kurzer Zeit die gegenwärtige Form der
versklavenden Verpachtung landwirtschaftlicher Güter ersetzen, und darum ist
es, wie leicht zu verstehen, für mich von größtem Interesse, jede technische
und administrative Einzelheit der Kolchosen kennenzulernen. Ich möchte daher,
Genosse Oregow, daß du die leitenden Genossen der Kolchose Grevinec bittest,
mich ausführlich über das Funktionieren der Kolchose auch noch im kleinsten
Sektor zu unterrichten .«
    Der Genosse Oregow ließ
antworten, er sei sich der Bedeutung der Anfrage bewußt, und versprach, sein
Bestes zu tun, um dem gerechten Verlangen Peppones zu entsprechen.
    Dann sprach er mit den Leitern
der Kolchose, und am Schlusse meldete die Genossin Nadia dem Peppone:
    »Genosse, dein besonderes
Interesse für die technische und administrative Seite ist von allen anerkannt
worden. Aber wenn ich hier bleibe, um dir und den Leitern der Kolchose zur
Verfügung zu stehen, könnten deine Genossen den kompletten Besuch der Kolchose,
wie er im Programm fixiert ist, nicht durchführen. Zum Glück gibt es unter den
vorhandenen Technikern jemand, der dir alles erklären kann, ohne mich als
Übersetzer zu benötigen .«
    Die Petrowna unterbrach sich
und tat einen Wink. Aus der Gruppe der Leiter löste sich ein brauner, magerer
Mann. Er trug das Überkleid eines Mechanikers und mochte zwischen
fünfunddreißig und vierzig sein.
    »Das ist der verantwortliche
Leiter für die Abteilung Mechanisierung, Nachschub, Arbeitskoordination«,
erklärte die Genossin Petrowna und stellte den Mann Peppone vor: »Stephan
Bordonny, Italiener .«
    »Stephan Bordonny,
Sowjetbürger«, verbesserte der magere Mann und reichte Peppone die Hand,
schaute jedoch die Petrowna an. »Sowjetbürger wie meine Kinder.«
    Die Petrowna lächelte, um ihre
Verwirrung zu verbergen. »Du hast recht, Stephan Bordonny«, berichtigte sie.
»Ich hätte ›von italienischer Herkunft ‹ sagen sollen. Während wir unsern
Rundgang fortsetzen, bleibst du zur Verfügung des Genossen Senators Bottazzi .«

    Die Genossin beeilte sich, ihre
Gruppe einzuholen, und Don Camillo traf Anstalten, ihr zu folgen, doch Peppone
versperrte ihm den Weg: »Du, Genosse Tarocci, wirst bei mir bleiben und all
das, was ich dir sagen werde, notieren !«
     
    »Bist du Parteimitglied ?« erkundigte sich Peppone, als er mit dem mageren Mann die
Sowjetbaracke verließ.
    »Noch wurde mir diese Ehre
nicht zuteil«, sagte der andere mit unpersönlicher Stimme.
    Er war von eisiger Höflichkeit.
Während Don Camillo sich befliß, Notizen in ein Büchlein einzutragen,
antwortete der Bürger Stephan Bordonny genau auf jede Frage Peppones, aber man
spürte seine Anstrengung, sich mit der kleinstmöglichen Zahl von Worten
auszudrücken.
    Er kannte die Arbeitsweise der
Kolchose bis in das geringste Detail und brachte seine Ziffern und Daten mit
absoluter Sicherheit vor. Aber er fügte nie ein Wort mehr hinzu.
    Peppone bot ihm einen halben
Toskano an, und er wies ihn höflich zurück.
    Mit einem einfachen »Danke«
wies er auch die »Nazionale«
    zurück, die ihm von Don Camillo
angeboten wurde.
    Doch da die andern rauchten,
entnahm er seiner Tasche ein Stück Zeitungspapier und eine Prise Machorka

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