Genosse Don Camillo
keine
Straßenhaltung. Man wird die Reparatur an Ort und Stelle vornehmen müssen .«
»Von Beruf bin ich Mechaniker«,
bot Peppone großmütig an.
»Wenn ihr mir ein Überkleid
gebt, bin ich gern zur Mitarbeit bereit .«
Der Genosse Oregow fand an dem
Vorschlag höchsten Gefallen. Er antwortete, daß er das Angebot Peppones im
vollen Umfang würdige.
Die Genossin Nadia übersetzte
und schloß: »Du wirst das Überkleid sofort haben, Genosse Senator .«
»Zwei Überkleider«, verbesserte
Peppone und zeigte auf Don Camillo. »Wir werden einen kräftigen Gehilfen
brauchen können, und der Genosse Tarocci – auch ein
Fachmann der Mechanik – ist unser Mann .«
Der Genosse Oregow genehmigte
den Arbeitsplan. Dann fuhr er mit dem Motorrad nach Drewinka, wo es ein Telefon
gab, um die zuständige Behörde von der nötigen Umstellung des Programms zu
unterrichten.
»Genossin«, sagte Peppone zur
Petrowna, »jetzt geht die Befehlsgewalt über meine Männer an dich. Wenn jemand
seine Pflichten vernachlässigen sollte, so handle ohne Mitleid. Ich empfehle
den Genossen Scamoggia deiner besonderen Aufmerksamkeit. Überwache ihn! Du
weißt, er ist gefährlich !«
»Ich habe die ganze Nacht über
den Schimpf, den er mir angetan hat, nachgedacht«, gestand die Genossin
Petrowna.
»Das ist eine unverständliche
Sache, und er wird mir Rechenschaft geben müssen .«
In den Augen der Genossin
Petrowna lag kalte Entschlossenheit. Zudem – und das war schlimm – hatte der
neapolitanische Kolchoser ihren Zorn benützt, um ihr Dauerwellen zu machen, die
wie aufgemalt erschienen.
Die Überkleider kamen; Do n
Camillo und Peppone kletterten zu Stephan in die Kabine, und der Lastwagen fuhr
ab.
Der Drohblick der Genossin
Nadia hatte Peppone aufs tiefste beunruhigt.
»Dieses Weib«, teilte er Don
Camillo vorsichtig mit,
»befindet sich in einer
gefährlichen Gemütsverfassung. Ich glaube, wenn sie das Nötige hätte, würde sie
nicht zögern, sich die Lippen zu bemalen und die Nägel zu lackieren .«
»Ich bin ganz deiner Meinung,
Genosse«, antwortete Don Camillo. »In der Politik sind die Frauen immer
Extremisten .«
Während der Fahrt schwieg
Stephan und tat so, als verstehe er nicht, was Peppone und Don Camillo sagten.
Der Genosse Chauffeur vom Autobus war hinten aufgestiegen; er hockte unter der
Plane, die die Ladebrücke des Lastwagens bedeckte, aber Stephan wollte
klugerweise kein Risiko eingehen.
Stephan hatte alle nötigen
Geräte und Werkzeuge mitgebracht und als man beim Autobus angelangt war, der
auf dem einsamen Sträßchen verlassen dastand, machte er sich sofort ans Werk.
Das Hinterteil des Wagens wurde
rasch gehoben, aber man sah sogleich, daß man Bretter oder Balken brauchte, um
die Sache so einzurichten, daß der Wagenheber nicht Gefahr lief, auf dem
gefrorenen Boden zu rutschen.
Der Chauffeur, der gebeten
wurde, unter den Autobus zu kriechen, um das Ausgleichsgetriebe abzumontieren,
weigerte sich. Er hatte tausendmal recht, und Peppone wunderte sich, daß
Stephan darauf beharrte und mit dem Jüngling eine lange Diskussion begann.
Dieser versuchte, etwas zu erwidern, aber der andere schenkte ihm kein Gehör
und fuhr mit Schimpfen fort. Der Genosse Chauffeur gab nicht nach; er wandte
schließlich Stephan den Rücken und nahm den Weg zur Kolchose unter die Füße.
»Geh zur Hölle !« knurrte Stephan, kaum war der Jüngling verschwunden.
»Unrecht hat er nicht«,
bemerkte Peppone mit Anstand. »Es ist gefährlich, darunterzukriechen .«
»Es war die einzige
Möglichkeit, ihn loszuwerden«, erklärte Stephan augenzwinkernd. Die Seitenwände
des Lastwagens erwiesen sich als ausgezeichnete Stützen. Die Arbeit begann.
Während Stephan sich damit
abplagte, verrostete Schraubenmuttern zu lösen und Bolzen zu entfernen, sprach
er leise zu Peppone und Don Camillo, die ihm halfen.
»Hier«, erzählte er,
»ausgerechnet in dieser Gegend, fand die berühmte Schlacht von Weihnachten 1941
statt. Die Russen glichen Ameisen, so zahlreich waren sie, und die Italiener
mußten sich zurückziehen, wobei sie einen Berg von Toten liegenließen. Ein Trupp
von ungefähr dreißig Mann, Bersaglieri und Artilleristen, wurde umzingelt und
gefangengenommen.
Viele waren verwundet oder
krank. Man brachte sie in einen Lagerschuppen der Kolchose Tifiz und schloß sie
ein. Am 26. Dezember eroberten die Italiener die Ortschaft zurück und fanden
alle tot. Die Russen hatten sie mit dem Maschinengewehr niedergemetzelt. Ich
habe die
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