Gentec X 02 - Der Untergang von Chicago
goldfarbenen Alpha-Kostüm. Die übrigen Menschen in meiner Nähe – Special Troopers, Polizisten, Airport Security Guards – waren tot oder geflüchtet. Die Gencoys und Genmonster machten keine Gefangenen, die Kampfrobots ebenfalls nicht.
Sie befanden sich fast überall um mich herum. Wie es schien, war ich der einzige noch lebende Mensch in diesem Sektor des Flughafens.
Der weißuniformierte Leitoffizier hielt in jeder Hand eine Maschinenpistole mit Diopter-Zielgerät, die Explosivgeschosse verschoss. Eine Garbe daraus würde mich glatt zerfetzen, dann war es vorbei mit Nita »Sniper« Snipe.
Der weißblonde Gencoy mit den roten Röntgenaugen starrte mich an.
Mein Nacken schmerzte noch von dem biotronischen Fesselkragen, den ich in der Nacht zuvor getragen hatte.
»Stirb!«, sagte der Gencoy.
Ich hörte es kaum, da ich vom Lärm noch fast taub war.
»Du darfst mich nicht töten!«, rief ich. »Ich bin eine Alpha.«
Er zögerte tatsächlich einen Moment.
»Im Rahmen der Kampfhandlungen eliminiere ich dich«, sagte er.
»Damit ist Gencoy One nicht einverstanden.«
Er zielte. Mein Argument verfing bei ihm nicht. Gleich würde er abdrücken. Ich saß da, mit dem Rücken zur Wand, Nicks Kopf im Schoß, und erwartete meinen Tod. Mir blieb keine Zeit mehr, die Laserpistole auf das gentechnisch veränderte Wesen vor mir zu richten.
Das war es dann, Nita , dachte ich. Jetzt bist du am Ende. Du wirst nichts mehr tun können, um die Menschheit zu retten. Hier wirst du sterben. Es ist alles vorbei.
Tiefes Bedauern überkam mich.
Da zischte plötzlich ein Laserstrahl vor mir und traf Captain Savage ins linke Auge. Ein schwarzes Loch entstand im Schädel des biogenetischen Wesens. Savage wankte. Seine MPi-Läufe schwenkten nach oben, und er ballerte gegen die Hallendecke, in der große Löcher entstanden.
Nick hatte auf ihn gefeuert. Er lebte noch, war wieder zu sich gekommen. Unbemerkt von Savage und mir war es ihm gelungen, seine Laserpistole zu heben. Auch ein Gencoy konnte überlistet werden.
Nick setzte sich auf. An seinem kahlgeschorenen Schädel hatte er ein paar Brandwunden und Kratzer. Er war noch benommen, jedoch wild und mit aller Zähigkeit entschlossen, sich bis zum Letzten zu wehren.
Er hielt die Laserpistole noch in der Faust, die deutlich zitterte.
Captain Savage schoss ungezielt um sich, weit an uns vorbei. Dann ließ er die Maschinenpistolen fallen und gab seltsame Laute von sich, zuckte und wackelte mit dem Kopf. In seinem Gehirn musste einiges kaputtgegangen sein. Er fiel auf den Rücken.
»Bald ist Thanksgiving Day«, brabbelte er. »Wir sind die Superrasse. Die Großen Drei haben uns geschaffen, aus dem Astronauten Oldwater wurde Gencoy One. – Heil Gencoy One. – Ein glücklicher Planet für glückliche Menschen. Gentec verschönert das Leben.«
Seine Beine zuckten. Ich war überzeugt, dass man Savage wieder zusammenbauen oder reparieren konnte. Ich mochte den Kerl nicht. Deshalb zielte ich auf ihn, um ihm den Kopf vollständig wegzupusten oder ihn zu zerstrahlen. Aber meine Laserpistole gab keine Energie mehr ab.
Ich steckte sie in den Gürtel. Eine Drohne flog auf uns zu. Ihre Laserkanone schwenkte herum.
»Achtung, Nick, weg hier!«, rief ich.
Hastig half ich ihm auf die Beine. Wir eilten davon, so schnell uns die Beine trugen, und verbargen uns hinter der Rolltreppe. Das hätte uns nichts genutzt.
Doch die Drohne stoppte über Savage, fuhr Greifarme aus und lud den zuckenden Gencoy ein. Er brabbelte immer noch – »Fortschritt für eine neue Welt – durch Gentec. Der Schritt in die Neue Zeit.«
Dann verschwand er im stummelförmigen Hubschrauber, der eine elegante Wendung machte und wegflog. Hinter der Rolltreppe konnte er uns nicht orten. Er barg Savage, der für die Gencoys von einigem Wert sein musste.
Ich drückte Nick einen Kuss auf den Mund.
»Du hast mir zweimal das Leben gerettet, Nick. Das werde ich dir nie vergessen. – Bist du schwer verletzt?«
»Es geht schon wieder. Ich war benommen. Bin jetzt noch ganz durcheinander.«
»Aber du lebst noch. Wir müssen weg hier. Wo sollen wir uns bloß verstecken?«
Nick meinte: »Es wird hier keinen Platz geben, wo uns die Gencoys nicht finden. Vorhin schlugst du den Tower vor, um dort Zuflucht zu suchen, Nita. Aber das ist ein exponierter Platz, den sie zuerst angreifen werden.«
»Wo willst du dann hin?«
»Raus aus dem Airport, in die Stadt. Irgendwo muss es einen Ausgang geben, den die Gencoys nicht bewachen.
Weitere Kostenlose Bücher