Gentec X 05 - Luna City
brauche.«
Roy Parker teleportierte zweimal. Er brachte einen Rollwagen, in den man Chicago hineinlegen und alles befördern konnte, was für sie gebraucht wurde. Dann die Dinge, die ich für ihre Versorgung gefordert hatte. In den Lagern von Luna City befand sich alles, was ich brauchte.
Auf dem Mond waren schon Kinder geboren worden. Der Fortschritt war in den letzten Jahren bis zum Jahr 2019, das wir inzwischen schrieben, rasant gewesen. Es war nun höchste Zeit, zu verschwinden. Bevor wir nicht in Iridium Point waren, befanden wir uns nicht in Sicherheit.
Roy Parker schaute mir in die Augen. Ich fröstelte unter seinem Blick, obwohl er ein gutaussehender, stattlicher Mann war.
Sein Blick war ohne jedes Gefühl. Ein Mensch oder vielmehr Mutant, der über Leichen ging und der nur sich selbst und seine Interessen kannte. Ein gefährlicher Feind, zweifellos.
»Leb wohl, Nita. Wir sehen uns wieder.«
Er teleportierte sich weg. Ob er die Kraft der Moais überhaupt brauchte, wusste ich nicht.
*
Ich kehrte in den Nachbarwaggon zurück, wo Nick schon ungeduldig auf mich wartete. Chicago schrie und wollte sich nicht beruhigen. Sie würde jedoch noch warten müssen, ehe sie gesäubert, gefüttert und gewindelt wurde. Roy Parker hatte sogar Babykleidung mitgebracht. Bisher war Chicago, nachdem Iquiri sie nackt durch den Amazonasdschungel getragen hatte, mit einem Poncho und Lappen bekleidet und gewindelt worden.
Die Situation hatte etwas Unwirkliches. Wir verließen den Zug und marschierten am Gleis entlang. Eine Stablampe beleuchtete unseren Weg. Wir suchten nach einem Schacht, um zur Mondoberfläche hinaufzusteigen.
Im Tunnel war es zu gefährlich. Nick hatte nicht gefragt, was Parker von mir gewollt hatte. Er vertraute mir.
Ich zog den Wagen mit den Babysachen hinter mir her, ein spezielles Gefährt mit verstellbaren Rädern, Stelzen und Gleitkufen, die sich je nach Bedarf einstellen ließen. Es war hermetisch abgeschlossen, das musste es ja. Der Wagen diente der Beförderung von Kleingeräten, wir hatten noch einige Nahrungsmittel und Getränkevorräte aus dem Zug für uns draufgepackt.
Der Wagen hatte einen Akkuantrieb und konnte per Hand gezogen werden. Wir marschierten also. Der zerstörte Zug und all die Trümmer sowie die Leiche meines Vaters blieben hinter uns zurück. Von den neutralen Robotern, die keine Genchips hatten, waren nur noch zwei übrig.
Dem einen fehlte ein Bein, ein Android hatte es ihm abgeschossen. Er bewegte sich hüpfend vorwärts. Die Mutanten hatten ganze Berge von toten oder zerstörten Genmonstern und Androiden und feindgesteuerten Maschinen beim Zug hinterlassen. Wangareen, Moai, Innuit, Choleca und besonders X hatten eine Spur der Zerstörung bei dem von den Gencoys gestoppten Zug hinterlassen.
Entweder hatten sie alle Angreifer zerstört, dann war es ein so wütender und verzweifelter Angriff der Gencoys gewesen, dass sie bis zum letzten Monster und bis zum letzten Apparat kämpften. Oder es lauerten noch Versprengte. Warteten vielleicht auf Verstärkung.
Ich rechnete mit der ersten Möglichkeit und hielt sie für am Wahrscheinlichsten. Die Gencoys kannten keine Todesangst. Sie gingen mit ihren Kämpfern rein materialistisch und logistisch um. Jedoch hatten sie immer noch einen gewissen Hochmut und wähnten sich weit über den Menschen stehend.
Wir mussten nach Iridium Point, das mehrere Tagesmärsche entfernt war. Erdentage, keine Mondtage. Der Weg war schwer, und er war weit.
130 Grad Celsius plus am Tag, in der Nacht etwa minus 160 Grad Celsius. Ein Mondtag dauerte fast 15 Erdentage, die Nacht war genauso lang. Ich wusste nicht einmal, ob wir bei Tag oder bei Nacht an die Oberfläche des Mondes gelangen würden. Und nicht, was mir lieber oder was für uns besser war.
Tränen liefen mir über die Wangen. Seit ich im Waggon Abschied von meinem toten Vater nahm, war ich todtraurig. Ich hatte an meine Kindheit gedacht, an all das Gute, das dieser Mann mir gegeben hatte, der nun mit gebrochenem Genick vor mir lag. Ein Opfer der Gencoys.
Wir hatten ihn nicht einmal begraben können. Es blieb keine Zeit. Das zerriss mir das Herz. Er hätte ein anderes Ende verdient gehabt. Dr. Greenfield war spurlos verschwunden. Vielleicht lagen seine sterblichen Überreste irgendwo, wo wir sie nicht gefunden hatten. Vielleicht hatten die Genmonster und Androiden ihn so zerstückelt, dass nichts Identifizierbares mehr von ihm übrig war.
Falls er weggebracht worden war, würde ich
Weitere Kostenlose Bücher