Gentec X 06 - Die kosmische Föderation
Ich kann sein Gesülze nicht mehr hören.«
*
Mein Wunsch wurde nicht erfüllt. Man brachte mich in einer Art überdimensionaler Rohrpost zum Andachtsraum der Gentec-Kirche. Wenigstens hatte ich mich anziehen dürfen. Ich trug eine knappe Kombination. Roboter und ein Androide begleiteten mich.
Der Andachtsraum war ein Unding. Eine Metallskulptur stand hochragend im Hintergrund in einem erhöhten Bereich der gigantischen Unterwasserkuppel. Die Wände des Andachtsraums waren aus Glas. Es gab sanft ansteigende Sitzreihen mit offenen Schalensitzen, die sich den Körperformen anpassen konnten. An diesen Sitzen befanden sich Helme mit Nadeln, die ins Gehirn eindringen konnten.
Auf so eine Andacht konnte ich gern verzichten. Zweifellos injizierten die Nadeln Seren und Psychopharmaka. Für Roboter waren die Sitze nicht gedacht, sondern für noch einigermaßen menschliche oder animalide Anhänger des Propheten Huxley.
Zwei geifernde Gendogs, mächtige Exemplare, hockten links und rechts vom Mittelgang. Zwei Androiden mit je einem Laserschwert, das sie beidhändig senkrecht vor Brust und Kopf hielten, standen seitlich von dem Techno-Altar. Verzerrte Musik erschallte.
Die Roboter und mein Begleitandroide brachten mich vor den Altar, wo sich eine Art Eiserne Jungfrau befand. Das Gerät erinnerte mich an das innen mit eisernen Stacheln besetzte Foltergerät des Mittelalters. Dieses hatte aus zwei zusammenklappbaren Hälften bestanden. Der Delinquent wurde hineingestellt, dann konnte man die Hälften entweder schnell oder langsam schließen.
Das Gerät vor mir war moderner in seiner Form. Es handelte sich um eine Roboterfigur. Die Stacheln in seinem Innern waren Injektionsnadeln.
Ich wurde hineingestellt. Ich hatte meine Benommenheit überwunden und meine Körperbeherrschung wiedergefunden. Die Injektionsnadeln berührten meinen Körper. Ein Lichtbogengitter entstand vor mir, ein Laser. Wenn ich die Jungfrau, wie ich sie der Einfachheit halber nannte, verlassen wollte, würde ich mich in Stücke schneiden.
Die beiden Roboter und der Begleitandroide zogen sich zurück und verließen den Andachtsraum. Huxley erschien, auf seinen Stab gestützt, und näherte sich mir.
Ich sorgte mich um meine Gefährten, die ich auf der Subwaystation in der Bronx zurückgelassen hatte. Bisher hatte ich keine Antwort erhalten, was mit ihnen geschehen war.
Deshalb fragte ich Huxley.
»Sie sind selbstverständlich tot oder gefangen und warten auf ihre Verwertung im Genpool«, antwortete er brummig. »Ja, deine Mentor-Spinne auch. – Störe meine Konzentration nicht, Bug frau.«
»Du bist selbst ein Bug.«
Er schlug mir ins Gesicht. Ich verletzte mich an den Injektionsnadeln.
»Das kannst du. Eine Wehrlose schlagen.«
»Halt's Maul!«
Der Prophet bewies mit dieser Äußerung, dass er nicht immer erhaben und seine Kinderstube nicht die Beste war. Er wandte sich an die Metallskulptur zu und faltete die Hände vor der Brust.
»Großer Tec, höre mich …«
Er begann eine längere Anrufung. Verzweifelt, mit aller Kraft meiner Gedanken, rief ich die Mutanten und Ast'gxxirrth. Ich wollte nicht glauben, dass sie alle tot oder gefangen waren. Ich erhielt keine Antwort.
Nick, meine Mutter, meine Schwägerin und mein kleiner Neffe, waren sie alle tot oder in der Gewalt der Gencoys? Ich bebte, mein Herz hämmerte. Mit den neulich erlernten Meditationskünsten des Aquariers wahrte ich mühsam die Fassung.
War meine ganze Familie ausgelöscht, abgesehen von meinem auf dem Mond befindlichen Baby und meiner kleinen Adoptivtochter Chicago? Auch auf dem Mond war mein Sohn Steven nicht in Sicherheit. Mutant X, der neue Gencoy One, konnte sich hinteleportieren und würde ihn holen.
Mit Mutant X als Verbündetem würden die Gencoys und Technos gewinnen. Schreckenvisionen stiegen in mir auf, von Mutant X, der sich mit einer Bombe an Bord des Kugelraumers, des schweren von Xanthro kommandierten Schlachtschiffs, teleportierte und dessen Reaktor zur Explosion brachte.
Parker konnte sich wieder wegteleportieren, ehe das geschah. Er war eine ultimate Waffe. Ich zwang mich zur Ruhe. Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird , fiel mir ein Spruch meiner Mutter ein, von der ich nicht wusste, ob sie noch lebte. Und: Wart's ab, Naseweis.
So hatte sie immer gesprochen, wenn ich als kleines Mädchen Bedenken und irrationale Ängste äußerte. Doch was später wirklich geschah, die Offensive der Gencoys, war schlimmer als meine damaligen
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