Gentle Horse Training - B¿ttcher, T: Gentle Horse Training
einen großen Teil der Probleme aus, die entstehen können. Viele versuchen, ihr Pferd möglichst kurz zu nehmen, um es besser kontrollieren und Bewegung unterbinden zu können. Sie befinden sich somit fast immer an der Grenze zur kritischen Distanz – sobald die Situation für das Pferd unheimlich wird (dies kann auch durch unbekannte Lektionen, insbesondere beim Gelassenheitstraining geschehen), wird sich das Pferd demnach zu entziehen versuchen und am Strick zerren oder, falls dies nicht geht, anfangen zu drängeln, im Extremfall zu beißen und zu treten.
Ein gewisser Abstand gibt Pferden beim Training mehr Ruhe. Anfangs sollte man ihnen erlauben, sich auf ihre Ausweichdistanz zurückziehen zu dürfen. Das Einhalten der Distanz gewährleistet den Individualabstand, und die Sicht des Pferdes wird weniger eingeschränkt. Das hilft also nicht nur bei„sensiblen“ Pferden, sondern auch bei dominanten Pferden, die sich zwar sicher fühlen, aber über das „Verschieben des Menschen“ ihre Position festigen wollen.
Weiterhin erlaubt diese mittlere Distanz eine optimale Kontrolle über das Pferd. Während eine zu geringe Distanz oft zu heftigen Reaktionen des Pferdes führen kann (Losreißen, Steigen, Treten, Drängeln, Umrennen oder – in milderer Form – „zickiges Mitarbeiten“, Drohen und andere Unmutsäußerungen), sorgt eine zu große Distanz dafür, dass Pferde die Hilfen eventuell nicht annehmen. Jeder hat schon einmal erlebt, dass ein Pferd die Hilfe zum Durchparieren beim Longieren nicht annimmt und einfach weiterläuft. Geschieht dies häufiger, wird daraus eine schlechte Angewohnheit, die nur schwer wieder abzustellen ist. Erst wenn ein Pferd in dieser mittleren Distanz entspannt und willig mitarbeitet, sollten die Distanzen verändert werden.
In größeren Distanzen zeigt sich die Arbeitseinstellung des Pferdes und ob es die Hilfen annimmt und versteht. Jedoch muss man die Distanz auch problemlos verringern können – zur Ausbildung eines Reitpferdes gehört zwingend, dass es die stärkere Einschränkung durch die geringere Distanz akzeptiert und nicht heftig darauf reagiert. Dieser Übergang muss sich langsam entwickeln.
Bei einem Pferd, das den normalen Umgang mit dem Menschen schon gewohnt ist, ist eine Distanz von etwa 1,5 bis 3 Metern eine gute Ausgangsbasis. Erst wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, sollte diese Distanz geändert werden. Auch während der einzelnen Übungen kann es notwendig werden, die Distanz zu vergrößern oder zu verkleinern. Auf diesem Wege vermeidet man Kampf, Kontrollverlust und einen zu hohen Stresspegel beim Pferd.
Weiß-/Grau-/Schwarz-Zone
Lassen Sie es mich einfach ausdrücken: Wenn Ihr Pferd sich gerade beispielsweise beim Verladen am Anhänger losgerissen hat und Sie nur noch sein Hinterteil sehen, befinden Sie sich mitten in der schwarzen Zone. Das bedeutet für mich, in einem Bereich zu arbeiten, in dem ich keine Kontrolle über das Pferd habe.
In der weißen Zone bin ich vielleicht 20 Meter vom Hänger entfernt, und alles ist in Ordnung, mein Pferd lässt sich gut führen und ist entspannt. In dieser Zone fühlen wir uns wohl.
Die Grauzone erkennen Sie daran, dass Ihr Pferd vielleicht etwas nervös ist und nur zögerlich zum Hänger geht. Dennoch steht es an den Hilfen (wenn auch etwas schlechter), und Sie haben die Kontrolle.
Diese Unterscheidung ist eines der wichtigsten Dinge, die es meiner Meinung nach im Training gibt – Sie können alles technisch richtig machen, und trotzdem funktioniert gar nichts!
In der weißen Zone ist alles in Ordnung, wir befinden uns in der Komfortzone. Dies ist auch der Grund, warum wir uns so ungern aus dieser Zone herausbewegen und damit unseren Sicherheitsbereich verlassen. Wir hassen es ja schon, wenn im Supermarkt die Lebensmittel plötzlich anders verteilt sind, als wir es gewöhnt sind. Eine sehr schöne und angenehme Zone, und doch wissen wir ganz genau, dass irgendwo da draußen der „schwarze Abgrund“ lauert. Wir wissen genau, wo unsere Grenzen liegen, und um nicht in Gefahr zu geraten und die Kontrolle zu verlieren, vermeiden wir es, uns aus der weißen Zone herauszubewegen. So werden wir unsicher und vermitteln dies auch unserem Pferd. Unser ganzes Streben gilt der Vermeidung, und wir werden dadurch immer bewegungsunfähiger.
Unsere Pferde jedoch unternehmen gerne mal einen Ausflug, wir können sie nicht ständig unter Kontrolle halten. Nach diesen Aktionen taumeln wir wieder in unseren
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