Gentlemen's Club
genau wie den Gentlemen's Club, aber für Frauen. Wenn wir dein Hilfe in Anspruch nehmen, könnten wir den Club vielleicht ›Perfume Place‹ nennen. Frauen können zu uns kommen, wenn ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, wenn sie ihrem Familienleben, ihren Männern, Freunden, Bossen entkommen wollen, wenn sie gehätschelt werden wollen und lange keine Schmeicheleien mehr gehört haben. Und du kannst unser Gründungsmitglied werden.«
Während Chrissie durch die Blaupausen der Broschüre blätterte, schwebte Miss Sugar ins Büro. Sie war noch in ihr übliches blasses Grau gekleidet, aber in ihrem Schritt lag etwas Beschwingtes, und auf den Wangen zeichnete sich ein helles Pink ab. Sie hob die Augenbrauen, als sie Chrissie vor meinem Schreibtisch sitzen sah.
»Ich möchte, dass du mit Chrissie über unser neues Unternehmen sprichst«, sagte ich leise zu ihr. »Avril Grey hat uns Blaupausen ihres Entwurfs aus der Druckerei geschickt, aber erwähne Chrissie gegenüber niemals den Namen Avril Grey. Verkaufe ihr nur die Idee. Kannst du auf mich verzichten? Ich habe ein paar Mitglieder gesehen, um die ich mich kümmern muss.«
Ihr ganzes Verhalten ließ darauf schließen, dass sie eine neue Freundin gefunden hatte. So entspannt sah man sie nur ganz selten.
»Mit Glied oder ohne?«, fragte sie lachend. »Bei ›ohne‹ kannst du mir Bescheid sagen.«
»Warum glaubst du, dass ich es so eilig habe, Sugar?«, gab ich zurück und stieß sie leicht in die Rippen.
Sie hob ihr Kinn in die Luft und ging zu Chrissie, ein gieriges Glitzern in den Augen.
Ich konnte nicht schnell genug in den roten Salon gelangen. Ich hatte entschieden, ihn zu meiner inoffiziellen, persönlichen Domäne zu machen, und die Mitglieder konnten ihn nur betreten, wenn sie von mir eingeladen waren. Ich beließ die Einrichtung, wie sie immer schon gewesen war. Traditionell, anheimelnd, intim. Dunkelrote Wände, orientalische Läufer, tiefe Sofas und überall Spiegel. Ein Tisch mit vielen kunstvollen Schnitzereien, mit Weinflaschen überladen. Gedämpftes Licht. Terrassentüren führten hinaus zu einem mit Glas eingefassten Patio, der auch von allen Gästen genutzt werden konnte, die sich in den unteren Räumen aufhielten.
»Gentlemen«, sagte ich, als ich in den Salon schwebte und mich endlich mal als Herrin des Hauses fühlte. Ich fragte mich, ob ich jemals Mimis Stil nacheifern sollte. »Wie wunderbar, euch beide zu sehen. Ich hatte gehofft, dass wir uns bald wiedersehen würden.«
»Wir wollen ein wenig von dir haben, Lady, bevor dir die Aufgaben über den Kopf wachsen und du keine Zeit mehr für uns hast.«
Wie immer hörte sich Merlin ein wenig cool an, und auch die leichte Verachtung schwang immer noch mit. Er wollte mich zurück auf den Erdboden holen und mir zu verstehen geben, dass ich immer noch Pferdemist auf den Stiefeln habe, doch ich sah, dass er sich für die Reise nach London in Schale geworfen hatte. Er trug schwarze Jeans und ein weißes Hemd. Seine Haare waren kürzer geschnitten, was ihm ein jüngeres Äußeres gab. Er versprach, sehr schmackhaft zu sein.
»Für dich werde ich immer Zeit haben, Merlin. Ich meine, Mimi hat ja auch immer Zeit für dich gehabt, nicht wahr? Jedenfalls für eine Nummer.«
»Mimi ist weg«, knurrte er. Ich verbiss mir ein Lachen. Es war so leicht, den Ärger in ihm zu wecken, aber er hatte ihn auch schnell wieder vergessen. Und er hatte natürlich Recht. Mimi war weg. Und mit ihr war auch der Wettbewerb überflüssig geworden. So sehr ich sie liebte, ich wollte, dass Sir Simeon und Merlin eine neue Frau fanden, um die sie kämpfen konnten. Und diese Frau wollte ich sein.
»He, ihr zwei, hört auf zu streiten«, protestierte Geoffrey Grey und putzte seine Brille. Er setzte sie wieder auf, als könnte er uns damit zum Schweigen bringen. Auch er hatte sich ausgehfein gemacht. Er hatte sich rasiert, wodurch er jünger und reiner aussah, und sein lohfarbenes Haar, das keinen Friseur gesehen hatte, passte farblich zum weichen Tweedanzug. Seine Schuhe waren poliert, sodass ich die Reflektion des flackernden Feuers auf ihrem Leder sehen konnte. »Ihre neue Position steht Ihnen gut, Miss Summers. Sie sehen königlich aus. Verraten Sie mir Ihr Geheimnis?«
»Das liegt am Club«, sagte ich und meinte das auch. Ich ging hinüber zum Tisch mit den Getränken und griff nach einem Chablis. Sogar mein Gang hatte sich verändert, die Schultern nach hinten, die Brüste herausgestreckt, die Hüften beim
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