Gentlemen's Club
Füße. »Überstunden. Du hast dir dieses Geld redlich verdient, aber du kannst noch viel mehr verdienen, wenn du deine Karten richtig spielst. Zieh dich an. Ich muss mit dir reden.«
Ich legte die Kleider aufs Bett und konnte einen Anflug von gierigem Entzücken nicht unterdrücken, als ich das braune Leder mit meinen Fingern betastete. Zu der raffiniert geschnittenen Hose und den spitzen Stiefeletten, die ich schon einmal getragen hatte, fand ich noch ein eng sitzendes T-Shirt, cremefarben wie Mimis Pulli, und einen langen Ledermantel.
»Damit sehe ich aus wie du«, sagte ich, als ich mich angezogen hatte.
Mimi sah hoch.
»Das soll auch so sein«, sagte sie und klopfte auf den Platz neben sich. »Die Transformation ist komplett.«
»Was meinst du damit?«
»Abgesehen davon, dass diese Kleider dir phantastisch stehen, mein hässliches Entlein, haben wir gewisse Standards, die wir halten wollen. Fangen wir an mit ...« Sie nahm meine Haare in ihre Hände, zog sie einen Moment vom Gesicht weg und ließ die Ringellöckchen dann wieder federn. »Nein, lassen wir die Haare diesmal lose.«
Ich saß neben ihr und atmete ihr Moschusparfum ein.
»Ich meinte es ernst, Mimi. Ich möchte für euch nicht mehr arbeiten.«
»Ich habe das schon beim ersten Mal gehört, und das ist okay. Du wirst nicht für mich arbeiten«, sagte sie und setzte sich bequem zurück. Sie legte den roten Samtmantel über ihre Knie. »Lass mich dir zeigen, warum ich so besorgt war, als ich herausfand, dass du meinen roten Samtmantel genommen hattest.«
Sie zog etwas aus der Manteltasche und schwenkte es vor meinem Gesicht hin und her.
»Ein Flugticket«, murmelte ich. »Einmal nach New York.«
»Ja, so ist es. Ich werde einen neuen Gentlemen's Club gründen, mit dem ich unsere amerikanischen Freunde erreichen will.«
»Mir fallen sofort einige potenzielle Mitglieder ein«, sagte ich und musste an den gestrigen Abend denken. »Johnny Symes hat sehr bereitwillige amerikanische Freunde.«
»Na, bitte, wer sagt's denn? Dir fließen die Freundschaften nur so zu.« Mimi strich mit dem Flugticket über meine Wange. »Ich wollte dir das schon in Symes Hall erzählen, Suki. Oh, da fällt mir ein - deine Freundin Chrissie würde dich gern sehen. Himmel, war das eine Party!«
Ich erhob mich und ging hinüber zum Fenster. Sir Simeons Wohnung war extrem aufgeräumt. Und sie schien auch leer zu sein.
»Ein Ding nach dem anderen, Mimi. Natürlich werde ich Chrissie besuchen, bevor ich abreise. Ich muss mich bei ihr entschuldigen. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Was macht Sir Simeon? Es sieht fast so aus, als hätte er seine Wohnung verlassen.«
»Ja, er zieht in mein Haus. Er kann auch darauf aufpassen, wenn ich weg bin.«
»Er geht nicht mit dir?«
»Ich bin die Katze, die stets allein unterwegs ist, Summers. So wie du. Und ich will auch nicht an einen Ort gebunden sein. Aber ich war noch nicht fertig mit den Dingen, die ich dir sagen will. Du hast dich verändert, seit du hier arbeitest. Vielleicht ist das auch dein wahres Gesicht.«
»Ich habe es übertrieben, das ist mir bewusst. Am Abend von Michails Party habe ich es übertrieben und auch, als ich mich mit Geoffrey Grey am London Eye getroffen habe.« Ich ließ den Kopf hängen und versuchte, so auszusehen, als schämte ich mich. »Aber ich kann mich dafür nicht entschuldigen, Mimi. Diese ganzen Ausschweifungen, meine exhibitionistische Neigung - das hat mir alles einen Riesenspaß gemacht.«
»Ich will nicht, dass du dich dafür entschuldigst«, antwortete sie, und ihrer Finger streichelten über meine Wange. »Du hast eine Menge Energie, die du bei deinen Sexakten einsetzt, nicht wahr? Und Scham kennst du nicht. Du schreckst nicht davor zurück, deinen Bekannten beim Sex nachzuspionieren, und du hast nichts gegen heimliche Treffen ... ja, Summers, in den letzten paar Monaten hast du dich zu einer Person entwickelt, die nicht zu unterschätzen ist. Jeder sieht das so. Du bist aufgegangen wie eine wunderschöne Blume, du hast dich großartiger entwickelt, als ich mir in den kühnsten Träumen vorgestellt habe, und das will was heißen. Ich dachte, du wärst eine Wilde, aber so wild ... Dich hält nichts auf, was? Und sie wollen mehr von dir.«
»Ich verstehe nicht.« Ich runzelte die Stirn und blieb still sitzen, damit sie ihre Finger nicht zurückzog. »Ich dachte, ich hätte meine Grenzen als Haushälterin gesprengt. Aber das liegt natürlich auch daran, dass ich bis heute nicht
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