Gentlemen's Club
Hände flogen zum Kopf, aber es war zu spät. Meine Haare sahen an diesem Morgen wie ein Vogelnest aus, durcheinander und ungebürstet. Deshalb hatte ich versucht, sie zu verstecken.
»Problem gelöst«, rief Miss Breeze aus, warf die Baskenmütze gut gezielt in den Papierkorb und stemmte die Hände auf die Hüften. »Und jetzt schauen wir uns die Kandidatin ein bisschen genauer an.«
»Ich dachte, ich führte das Bewerbungsgespräch, und ich sage dir, dass sie nicht richtig ist für diesen Job.« Miss Sugar schniefte und strich über die Papiere auf ihrem Schreibtisch, auch über meinen Lebenslauf. Sie legte alle auf einen neuen Stapel und bedachte mich mit einem mitleidigen Blick. »Es tut mir leid, aber ich sehe nicht, dass dieser Straßenkindblick unseren Ansprüchen genügt.«
»Ich glaube eher, dass Sie ein alles überstrahlendes Hausmädchen suchen. Im Moment mag ich nicht so aussehen, als könnte ich in die gewünschte Rolle schlüpfen, weil ich nicht die richtigen Kleider habe, aber das bedeutet nicht, dass Sie beide über meinen Kopf hinweg sprechen, als wäre ich gar nicht da.« Ich hatte genug. Jetzt war egal, was ich sagte. »Ich wollte mich ein wenig aufbrezeln, bevor ich zu Ihnen ging, aber ich musste mir diese Sachen von einer Freundin ausleihen, die viel kleiner und dünner ist als ich. Wie Sie aus meinem Lebenslauf ersehen, den ich gern zurückhaben möchte, habe ich eine Zeitlang im Ausland gelebt, wo ich die meiste Zeit Jodhpurs und Sarongs getragen habe.«
»Das gefällt mir«, sagte Miss Breeze mit dunkler Stimme. »Sarongs und Jodhpurs. Wie frei. Und wie sexy.«
»Und wenn es um schmutzige Baskenmützen geht, was sagen Sie denn zu Ihrem Boss? Ich dachte, er wäre ein Tramp, als er hereinkam.« Ich presste die Lippen fest zusammen, entsetzt über das, was ich gerade gesagt hatte, aber keine der beiden Frauen zuckte. Im Gegenteil, sie nickten.
»Er geht gern unerkannt durch London«, sagte Miss Breeze ruhig. »Deshalb haben Sie sich von seinem Aussehen täuschen lassen wie alle anderen auch.«
»Was auch immer ihm gefällt. Aber dies hier ist keine Verkleidung«, sagte ich und bückte mich zum Papierkorb hin, um die Baskenmütze herauszuholen. »So laufe ich gewöhnlich herum. Ich habe nie festliche Kleider getragen. Aber soll ich hier wie Mary Poppins aussehen? Ein Kleid zum Tee mit Blümchen und vernünftige Schuhe mit Schnürsenkeln?«
Ich stand auf und wollte gehen, aber Miss Breeze fing mich ab. Sie lächelte ihr breites rotes Lächeln direkt in meine Augen. »Es liegt an Ihnen, was Sie daraus machen.«
Errötend entschuldigte ich mich. »Ich habe auch nicht wirklich geglaubt, dass diese Einrichtung ein Bordell ist. Ich habe das nur gesagt, weil ich mich geärgert habe, dass Miss Sugar mir keine Chance gab.«
Sie griff nach einer Strähne meiner roten Haare.
»Gut. Denken Sie dran, wir haben keinen Platz für verletzte Gefühle und irgendwelche Missverständnisse. Schauen Sie mal - keine Knoten.« Sie rieb die Haarsträhne über meine Wange. »Reden wir nicht länger um den heißen Brei herum. Sie haben das Aussehen und den Körper. Und Sie haben die richtige Einstellung. Der Rest wird einfach sein.« Sie schaute zu Miss Sugar, dann zu mir. »Ich möchte, dass Sie den Job nehmen.«
Sie hatte meine Haare geglättet, ohne dass ich es bemerkt hätte. Der Gedanke hatte etwas intensiv Sinnliches. Woher wusste sie, dass ich es liebte, wenn jemand mit meinen Haaren spielte und mein Schädel massiert wurde? Ihr Parfum duftete fast hypnotisch, und ihre Augen glitzerten und drückten aus, dass sie amüsiert war. Sie hatte den Fuchsmantel ausgezogen; darunter trug sie ein langes Kleid aus blauem Samt, hoher Kragen und enge Ärmel, die an den Gelenken geknöpft waren. Das Kleid hätte sie wie eine jungfräuliche Gouvernante aussehen lassen sollen, aber der Samt umschmiegte jede einzelne Kurve der Brüste und der Hüften. Es sah so aus, als würde der Samt schmelzen, damit ihr Körper herausplatzen konnte.
»Ich kann nicht glauben, dass Sir Simeon zustimmt«, begann Miss Sugar ihren Protest.
»Sir Simeon hat nichts damit zu tun. Wie oft hat er uns schon gesagt, dass er das Geschäftliche vergessen will, damit er nur genießen kann? Wenn du Bewerbungsgespräche nicht fachlich einwandfrei führen kannst, Sugar, dann werde ich diese Aufgabe übernehmen, bis du es gelernt hast. Das Gespräch von heute kannst du vergessen; die Entscheidung ist getroffen.«
»Das Gespräch vergessen?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher