Gentlemen's Club
angibt, könnten wir die Angebote unseres Hauses erhöhen. Schließlich sind mehrere unserer Mitglieder überzeugte Reitfreunde.« Es entstand eine Pause. Sir Simeon sah nacheinander alle drei Frauen an. »Nur so ein Gedanke«, murmelte er.
»Werden Sie denn nicht da sein, wenn Ihre Gäste kommen?«, fragte ich ihn.
Er schüttelte den Kopf und klopfte gegen sein Bein.
»Ich kann wegen einer alten Verletzung nicht mehr viel im Sattel anstellen, und ganz gewiss kann ich nicht mehr auf die Jagd gehen. Als junger Mann habe ich mir den Oberschenkel gebrochen. Ich wollte mich einer Frau beweisen und galoppierte wie ein Verrückter. Ein tief hängender Ast hat mich aus dem Sattel geholt. Wenn ich das Pferd gewesen wäre, hätten sie mich erschossen.«
»Und das Pferd?«
Er lachte, es war ein tiefes Lachen, das durch Miss Sugars mit Paneelen ausgestattetes Büro hallte. Miss Sugar begann mit einer Akte auf ihrem Schreibtisch herumzufummeln, und aus den Augenwinkeln sah ich Mimi, die von Sir Simeon zu mir schaute und wieder zurück.
»Vielleicht stimmt es, dass Sie lieber bei Tieren sind als bei Menschen?«
»Nein«, sagte ich und lachte mit. Er kam mir wie ein sexy Onkel vor, zuerst ein bisschen streng, aber ich fraß ihm jetzt schon aus der Hand. »Glauben Sie mir, ich kenne mich auch mit Menschen aus.«
»Ich bin davon überzeugt«, sagte er, und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Mimi und Miss Sugar werden Ihnen gesagt haben, dass das die Grundlage unseres Geschäfts ist. Und das Pferd damals - sorgen Sie sich nicht um das Tier. Es fraß Gras, genau wie sein Reiter.«
Die drei Menschen beobachteten mich jetzt, und im Büro summte es vor Stille.
»Also, Miss Summers«, sagte Sir Simeon ruhig. »Ein Trip aufs Land. Sind Sie damit einverstanden?«
Sie sahen mich alle wieder an. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich einkreisten, aber statt mich eingeengt zu fühlen, war mir nach Befreiung zumute. Vor mir lag eine neue Herausforderung.
»Und Sie werden den Job annehmen?«, fragte Miss Breeze.
Ich zerriss die Zeitungsanzeige in kleine Schnipsel und ließ sie in Miss Sugars Papierkorb wehen.
»Ihre vakante Stelle ist besetzt«, sagte ich und hätte beinahe salutiert.
Ich glaubte, Sir Simeons Gemurmel zu hören: »Stelle ist gut, aber es kommt immer auf die Stellung an.«
Viertes Kapitel
Ich entfernte mich an diesem Samstagmorgen in einem taubengrauen MG aus London. Das Auto war zu meiner privaten Nutzung vor meinem B&B, Bed and Breakfast, abgestellt worden. Als ich an Heathrow vorbei in Richtung Westen fuhr, verrenkte ich den Hals, um die Flieger zu sehen, die in der Schlange standen und auf ihre Starterlaubnis warteten. Ich lechzte immer noch danach, oben am Himmel zu sein, der Sonne entgegenzufliegen. Aber das Abenteuer, dem ich entgegenflog, hatte auch sein Potenzial. Ich breitete die Straßenkarte auf meinem Schoß auseinander und klopfte auf meine Tasche, in der ich ein Bündel Geldscheine versteckt hatte.
»Sir Simeon sagt, das könnten Sie vielleicht brauchen«, hatte Miss Sugar gestern geschnieft, als sie mir das Bündel zusammen mit den Autoschlüsseln überreichte.
»Das sieht eher nach einem Vorschuss aus, wie man immer in den Gangsterfilmen sieht«, hatte ich bemerkt und zählte die Scheine durch. »Ich dachte, ich hätte Reiseschecks erhalten statt dieser dicken Rolle mit gebrauchten Zehnern.«
»Das gehört zu seinem Charme. Er ist ein Mann mit vielen Finessen«, hatte Miss Sugar ernst geantwortet, aber als ich zu kichern begann, hatte sie noch prophezeit: »Sie werden es noch herausfinden, Miss Summers. Vergessen Sie nicht, mir bei Ihrer Rückkehr alles über das Haus zu erzählen. Ich bin noch nie da gewesen.«
Während ich unter einem Brückenbogen her fuhr, der vom winterlichen Efeu fast erstickt wurde, fragte ich mich kurz, warum Miss Sugar das Landhaus von Sir Simeon nie besucht hatte. Aber als das Auto weiterrumpelte, begriff ich warum. Dies waren Straßen, wie sie eben auf dem Land vorkommen. Der MG stolperte über tiefe Furchen, fuhr durch den Regen und an vielen Tieren vorbei. Irgendwie konnte ich ihre kleinen Füße nicht in dieser rauen Landschaft sehen.
Auf der anderen Seite fühlte ich mich sofort zu Hause, als ich die Autotür zuknallte und über die lange Nase eines großen Jagdpferds streichelte, das mich neugierig ansah.
Ich ging die Reihe der Ställe entlang, auf die Sattelkammer zu und stellte verwundert fest, dass die Pferde alle schon versorgt und gestriegelt
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