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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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einen Blick über seine Schulter und, er machte es tatsächlich wieder, zwinkerte mir dann zu – »da war auch noch Folter im Spiel, das hat mir sein Vater erzählt.«
    »Spuck’s aus, Malky«, sagte ich. Was ich gleich bedauerte, als er mir eine feuchte Ladung Galle mit Bieraroma auf die Krawatte rülpste. »Mensch, pass doch auf!«, brüllte ich, lockerte den Knoten und zerrte mir die nasse Stoffschlinge über den Kopf. »Die ist hin, Malky!«
    »Tut mir leid, das sind die Emotionen!«
    Emotionen, Scheiße auch, es sei denn, heutzutage werden Emotionen in Sechserpacks vertickt.
    »Dieser arme Junge … dieser arme verfluchte Junge«, sagte er.
    »Was?« Einen Säufer auf den Punkt zu bringen, ohne selbst eine ordentliche Ladung gezischt zu haben, ist eine ziemliche Leistung. Ich war drauf und dran, aufzugeben, die Würstchen im Schlafrock zu versuchen. Dann haute er es mir um die Ohren.
    »Seine Fingernägel und seine Zehennägel – die haben sie ihm gezogen«, sagte Malky. »Überall war Blut.«
    »Mein Gott!«
    »Kannst du dir vorstellen, wie beschissen weh das tut, Gus? Wenn man nur an einem von diesen winzigen Nietnägeln hängenbleibt, tut’s ja schon weh, als hättest du einen Stock in den Arsch bekommen.«
    Mich musste er nicht überzeugen.
    »Die Bullen sagen, es war Selbstmord, Malky.«
    »So ein Stuss! Er hat sich in nicht ganz astreinen Kreisen bewegt, unser junger Billy.«
    Ich gab’s nur ungern zu, jedenfalls hatte Malky jetzt meine ungeteilte Aufmerksamkeit. »War’s das? Nur die Nägel?«
    »Wenn’s nur das gewesen wäre, Gus. Großer Gott, nach allem, was ich höre, haben die sich auch noch seine Zähne vorgenommen.«
    »Haben sie gezogen?«
    »Glaub schon. Die sagen, da war nicht mehr viel übrig, nachdem sie ihm ins Gesicht geballert haben. Muss ein paar ernstzunehmende Leute echt sauer gemacht haben.«
    »Haben die Bullen irgendwelche …« – ich musste das Wort verwenden – ein anderes fiel mir einfach nicht ein –, aber es verbrannte mir beim Sprechen die Lippen und ließ mich klingen wie eine Figur aus The Bill – »Spuren?«
    »Das interessiert die einen Furz. Der hat sich mit Gangstern eingelassen, Mann. Ich verarsch dich nicht, der hat in allen möglichen Sachen dringehangen. Für die heißt das doch jetzt, einer weniger, wegen dem sie sich Sorgen machen müssen.«
    »In was genau hat er denn gesteckt?« Ich konnte nicht glauben, dass Billy den Mumm gehabt hatte, um … Moment, es war genau, weil er nicht die Bohne Grips besaß, dass Billy in so eine Geschichte hineingeraten würde.
    Malky zuckte die Achseln. Er erinnerte sich wieder, mit wem er redete. Die abrupte Schulterbewegung war offenbar zu viel für ihn, und er sah aus, als könnte er jeden Moment vor meinen Augen zusammenklappen. Ich war froh, wirklich. Ich hatte kein Bedürfnis, noch mehr zu hören. Klang ganz nach einer Tragödie von der Sorte, bei der man nichts als seinen Kram zusammenpacken und diese elende Stadt verlassen wollte.
    Als müsste ich noch groß nach Gründen suchen.

I ch kannte Gus Dury schon, als er … als er was? Als er einen Job hatte? Als er noch eine Frau hatte? Als er sich noch nicht jeden Abend bis zur Besinnungslosigkeit volllaufen ließ? Ich wusste, dass sie genau das sagten, nachdem Billy beigesetzt war und alle in Cols Pub landeten.
    The Wall, oder The Holy Wall, wie Cols Kumpel das Lokal nannten, ist ein wenig anders als die übliche Edinburgher Kneipe. Hier gibt es keine Theke aus poliertem Granit, keine Alkopops und auf der Speisekarte keinen Rucolasalat. Verwahrlost, so würden die Pferdeschwanztypen aus den Werbeagenturen das Holy Wall vielleicht beschreiben. Auf dem Boden liegt Linoleum, die Sitzgelegenheiten sind aus PVC. In dem Laden gibt es so viele Schichten Nikotin, dass man sich aus der Rauhfasertapete eine anständige Selbstgedrehte bauen könnte. Es ist unglaublich derb und ungehobelt. Genau mein Geschmack.
    Auch der Name passt; man sieht, Col hat einen Glauben. Den Großen Glauben. Und er glaubt an mich. Keine Ahnung, warum, aber er tut’s. Er sagt, er sieht irgendwas in mir. Ich vermute, es sind der Famous Grouse und der Black Bottle. Col trinkt nicht, aber für mich ist es ein Fulltimejob.
    »Tut mir leid zu hören, wie Billy … du weißt schon, gestorben ist, Col. Tut mir wirklich sehr leid«, nuschelte ich und verschluckte mich am Qualm meiner Fluppe. Ich hatte das eigentlich aus tiefstem Herzen sagen wollen, aber irgendwie schwappte ’s einfach so raus. »Malky –

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