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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Polizei dazu gesagt?«
    Ihre Miene verhärtete sich bei der Erwähnung der Bullen, aber ihrer Stimme gelang es irgendwie, sanfter zu werden. »Billy war oft für längere Zeit geschäftlich fort.«
    Geschäfte. Als ich den Jungen zuletzt gesehen hatte, bestanden seine Geschäfte im Sammeln und Tauschen von Fußballbildchen. Er war ja gerade mal zwanzig. Mir ist schon klar, dass wir uns hier in einer wohlhabenden alten Stadt befinden, in der manche Leute schneller nach oben kommen, als sich einem Hund das Fell sträubt, aber irgendwie passte das nicht mit dem Billy zusammen, den ich kannte.
    »Was für Geschäfte?«, fragte ich.
    Sie sah weg, vermied direkten Augenkontakt. Dann warf sie einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr, und die Zungenspitze schnellte vor, um ihre Lippen anzufeuchten. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Das hatten wir schon.« Ein zweites Mal kaufte ich ihr das nicht ab.
    Nadja beugte sich vor, nahm einen tiefen Zug von der Dunhill, warf ihr gestuftes blondes Haar zurück und befeuchtete wieder ihre Lippen.
    »Mr. Dury, ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Sie einen Job zu erledigen haben«, sie lächelte mich an und ließ dabei ein Gebiss aufblitzen, das viel zu weiß und viel zu ebenmäßig wirkte, um so weit weg von L.A. zu sein, »aber können Sie mich bitte heraushalten aus Ihren … Ermittlungen?« Das letzte Wort hauchte sie mit einem Schmollmund.
    Ich hatte sie durchschaut.
    »Das können Sie vergessen«, knurrte ich. Meine Worte klangen genau so schroff und rau, wie ich gehofft hatte. Ich brachte am Ende sogar noch ein krächzendes, heiseres Alki-Husten zuwege, nur um unmissverständlich klarzumachen, wie immun ich gegen ihre Reize war. »Wenn Sie nicht mitspielen, sind die Bullen im Rennen – genau so läuft das, und glauben Sie mir, mit mir kommt man erheblich besser klar als mit denen.«
    Sie drückte hastig ihre Zigarette aus, brach sie am Filter ab und begann mich mit Worten zu bombardieren: »Er hat für einen Mann namens Benny Zalinskas gearbeitet. Ihm gehören verschiedene Immobilien, die Billy betreut hat. Sie wissen schon, dafür sorgen, dass die Mieter zufrieden sind, solche Dinge. Er hat sich um Bennys Geschäfte gekümmert. Müssen Sie sonst noch etwas wissen? Oder kann ich Sie jetzt entlassen, damit Sie weitermachen können … mit was auch immer.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und hob verzweifelt die Arme Richtung Decke. In dieser vornehmen Umgebung wirkte das übertrieben theatralisch; die Damen der feinen Gesellschaft Edinburghs heben beim Lunch in Gesellschaft im allgemeinen nicht mehr als einen kleinen Finger.
    Ich ließ sie nicht vom Haken. »Und was macht Benny sonst noch so?«
    Von Col wusste ich, dass Billy anfangs einen Transporter gefahren und Möbel von einer Bude zur anderen geschafft hatte. Kam mir wie ein ziemlich großer Sprung vor, nun zu hören, dass er den ganzen Laden geschaukelt haben sollte. Ich hatte durchaus schon erlebt, dass Leute in dieser Stadt große Sprünge machten, aber normalerweise nicht von so weit unten.
    »Ich verstehe nicht. Was genau meinen Sie damit?«, fragt Nadja.
    »Irgendeine Tätigkeit, die nicht ganz so … sagen wir mal, legal ist?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Ein lautes, verärgertes Schnauben zog einige weitere Blicke auf uns, dann stand sie auf, um zu gehen.
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen noch weiter behilflich sein kann«, sagte sie und ließ ihre Absätze lautstark auf den teuren Natursteinboden des Shandwick klacken.
    Ich zog die Stirn in Falten. Richtete den Blick auf ihren Stuhl und gab ihr mit einer Geste zu verstehen: Setz dich hin. Ich war reinstes Eis. Gott allein weiß, woher ich diese Coolness nahm.
    »Ich brauche Namen, Telefonnummern und Adressen«, sagte ich. »Es sei denn, Sie wollen doch lieber mit den Bullen reden.«

W ie sich herausstellte, bezog Billy seinen Lohn von einer Pension im East End, die Benny Zalinskas gehörte. Mir gefiel der Name des Ladens, Brigadoon House . Aber als ich den Schuppen näher unter die Lupe nahm, sah ich bald, dass Fallingdoon ganz klar der bessere Name gewesen wäre.
    Der Mann an der Rezeption erwies sich als Russe mit starkem Akzent. Ich lächelte ihn an, reichte ihm ein Bündel Bares und sagte: »Gib einfach Bescheid, wenn’s nicht mehr reicht.«
    Diese Nummer hatte ich in Miami Blues gesehen, und ich wollte sie schon immer mal ausprobieren. Alec Baldwin konnte sagen, was er wollte, es klang alles cool, damals, bevor er kräftig

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