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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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werden können, zumindest hatte ich das gehört.
    Ich hatte schon mal einen von Fitz’ Nierenschlägen einstecken müssen und war nicht sonderlich scharf auf eine Wiederholung. Schon weil er mir jetzt sehr nützlich sein konnte. Ihn dazu zu bringen, dass er glaubte, ich täte ihm einen Gefallen, würde der Schlüssel sein.
    Fitz erschien pünktlich. Kam offenbar stinksauer den Leith Walk heruntergewalzt.
    »Scheiße, der ist ja völlig außer sich«, brummte ich leise.
    Ich stand auf, wedelte mit einem Zehner. »Kellner, eine Kanne Tee, bitte.«
    Während ich Fitz auf die Tür des Cafés zusteuern sah, entdeckte er mich durchs Fenster und setzte sofort eine finstere Miene auf. Sein Gesicht war scharlachrot, Zorn schimmerte aus jeder einzelnen Pore. Er hätte ein perfektes Double für Yosemite Sam mit rauchenden Colts abgegeben.
    Ich machte ihm die Tür auf. »Fitz, freut mich« – er stürmte an mir vorbei – »Sie zu sehen.«
    Ich schaute zu, wie er seine Jacke auszog und sich hinsetzte.
    Ich biss die Zähne zusammen. Es ging mir gegen den Strich, vor einem Bullen zu kriechen. Aber welche andere Wahl hatte ich denn zu diesem Zeitpunkt? Ohne Billys Akte wäre ich im Arsch.
    »Alles in Ordnung, Fitz?«
    »Hör auf mit der Scheiße, Dury.«
    Der Kellner kam mit dem Tee. Ich gab ihm das Geld, ohne einen Blick auf die Rechnung zu werfen. Wartete, dass er ging, und sagte: »Stimmt so.«
    Fitz’ Unterlippe war auf mich gerichtet, und seine grauen Zähne waren deutlich zu sehen, als er zu reden begann. »Hast du jetzt komplett den Verstand verloren, Junge?«
    »Fitz.«
    »Nein, komm mir nicht mit Fitz – wo ich gerade über die Varianten, die Tausenden von Varianten nachdenke, Dury, wie ich dich an der ausgestreckten Hand verhungern lassen könnte.«
    Ich fiel ihm ins Wort, hielt ihm einen Finger unter die Nase. »Schön cool bleiben, Fitz.«
    Er schenkte sich Tee ein und schaute sich um. »Der Laden hier ist vor die Hunde gegangen.«
    »Sind wir das nicht irgendwie alle.«
    Ich reichte ihm Milch und Zucker. Beobachtete, wie er beides einrührte.
    »Was willst du, Dury?«
    Ich versuchte reinen Tisch zu machen. Seinem Ego zu schmeicheln. »Hören Sie, wegen neulich – vergessen Sie’s einfach. Ich war ein bisschen …«
    »Dicht?« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    Ein trockenes Lächeln. »Tja … lassen wir’s dabei bewenden, dass es falsch von mir war, unsere Freundschaft zu missbrauchen.«
    Er begann schallend zu lachen. »Freunde? Du und ich?« Die Vorstellung trieb ihm eine Träne ins Auge.
    Ich hatte ihn unvorbereitet erwischt und setzte sofort nach. »Ja. Scheiße, wem mache ich eigentlich was vor? Belassen wir alles auf einer rein geschäftlichen Basis. Ich habe etwas für Sie.«
    Er schob die Teetasse beiseite und beugte sich vor. »Was redest du da für einen Schwachsinn, Dury?«
    »Aber, aber! Für nichts gibt’s nichts.«
    »Leck mich.«
    Ich setzte zum Todesstoß an. »Fitz, ich bin da einer Sache auf der Spur, einer ganz großen Sache.«
    »Billy-Boy?« Ich erkannte an seinem Tonfall, dass er seine Hausaufgaben gemacht hatte.
    »Sie wissen, worüber ich dauernd rede? Um Himmels willen, Fitz, er wurde an einem öffentlichen Ort zu Tode gefoltert.«
    »Und?«
    »Und – heutzutage fällt ein kleines Mädchen hin und schürft sich das Knie auf, und schon wimmelt es nur so von Cops, ausstaffiert wie Dustin Hoffman in diesem Film, Outbreak – Lautlose Killer . Aber Billy wurde sauber ausgeschaltet, und ihr kehrt das unter den Teppich!«
    Er lehnte sich zurück, trank einen Schluck Tee. Füllte die Tasse aus der Kanne nach. Ich sah, dass er über alles nachdachte.
    »Was haben Sie für mich?«
    »Mh-hmmmh. Zuerst die Akte.«
    »Nein, unmöglich. Keine Chance, Dury.«
    »Warum nicht? Sie wissen doch, dass ich keine halben Sachen mache.« Ich sah ihn direkt an. »Fitz, wenn Sie mir helfen, könnte ich Sie im Gegenzug wieder auf die Karriereleiter bringen. Es geht hier nicht allein um Billy, es gab noch einen weiteren Mord, zufällig an einem Ihrer Landsleute.«
    Er trank bedächtig einen weiteren Schluck Tee.
    »Denken Sie drüber nach, Fitz. Sie wollen doch sicher Ihren Detective Inspector zurückhaben, oder nicht?«
    Er stand auf und griff nach seiner Jacke. »Nicht hier.«
    Ich folgte ihm nach draußen. Steckte mir eine Mayfair an. Schien genau das Richtige zu sein.
    »Hören Sie, ich kann nicht einfach so eine Akte mitgehen lassen. In welcher Welt leben Sie? Heutzutage läuft alles über Computer,

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