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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Zalinskas seinen ersten Auftritt in einem wahrscheinlich langwierigen Prozess hatte.«
    Ich schnellte aus der Wanne und verursachte dabei eine ansehnliche Überschwemmung auf dem Boden. Er war überhaupt nicht, was ich erwartet hatte: gedrungen, stämmig, dicke Goldringe. Zalinskas sah schlank aus. Das silbergraue Haar sorgfältig nach hinten gefönt. Das Gesicht völlig starr, mit Ausnahme der Augen. Kann ehrlich sagen, dass ich solche Augen noch nie zuvor gesehen habe. Sie traten so stark aus seinem Kopf hervor, er hätte eine Maske aus Tanz der Teufel tragen können.
    Mal abgesehen von der ungewöhnlichen Erscheinung trug Zalinskas jedoch den für Gangster typischen Kamelhaarmantel. Ein Lakai, dessen Arsch Steroidinjektionen nicht fremd waren, nahm ihm vor dem Gerichtssaal den Mantel ab. Er stand da, hielt ihn über seinem Arm, bis Zalinskas ihm kaum merklich zunickte, woraufhin der Lakai sich an die Wand stellte.
    »Heilige Scheiße. Sind wir in Chicago? Ist das Al Capone vor Gericht?«
    Ich war patschnass, und mich fröstelte, aber der Anblick hielt mich in Bann. Ich konnte einfach nicht fassen, wie sich diese Stadt verändert hatte. Noch vor ein paar Jahren wäre das der Aufmacher der Nachrichten gewesen, heute kam es gerade mal noch kurz vor dem Wetter.
    Schnitt zurück ins Studio, wo der Nachrichtensprecher die Reporterin vor Ort in einer Live-Schaltung fragte: »Was können Sie uns über den Prozess berichten, Polly?«
    Die Blondine mit dem kobaltblauen Lidschatten, die man noch vor ein paar Jahren in fünf Nummern zu großen Highheels ihrer Mutter die Straße herunterwackeln hätte sehen können, strahlte.
    »Mr. Zalinskas muss sich wegen Einkünften aus unsittlichen Tätigkeiten in dieser Stadt vor Gericht verantworten, wobei sich die Anklage auf einen Zeitraum zwischen Januar und März dieses Jahres bezieht, in dem er angeblich einen Ring von mehreren hundert Sexarbeiterinnen geleitet haben soll.«
    »Sexarbeiterinnen? Mein Gott, jetzt sind sogar schon die Nutten politisch korrekt geworden«, sagte ich Richtung Bildschirm. »Könnten wir jetzt bitte Klartext reden, Polly?« Ich schüttelte den Kopf, da draußen wartete viel Arbeit als Trainer auf mich.
    Schnitt zurück ins Studio, wo es der Nachrichtensprecher schaffte, den gewichtigeren Anklagepunkt der Steuerhinterziehung anzusprechen. Wie es überhaupt zu diesem Fall gekommen war, blieb ein Geheimnis. Sie waren ohnehin schon übergegangen zu einer Story über einen Hütehund, der ein neues Zuhause gefunden hatte und seinem Herrn nur auf Gälisch gehorchte.
    Sagte: »Pòg mo thòn.«
    Schaltete aus. Setzte mich wieder hin.
    Ich streckte einen Arm aus der Wanne, griff nach meiner Jeans und zog sie zu mir her. In der Gesäßtasche steckte ein Taschenbuch. Ein Nietzsche Reader . Im Grunde ein Taschen-Nietzsche für Deppen, aber es passte halt in meine Tasche.
    Las: »Wer die Luft meiner Schriften zu atmen weiß, weiß, dass es eine Luft der Höhe ist, eine starke Luft. Man muss für sie geschaffen sein, sonst ist die Gefahr keine kleine, sich in ihr zu erkälten.«
    Ich las weiter, sagte: »Also, stell dich hinten an.«

S tartete einen Überfall auf Hods Küche. Fand Mini-Crunchies im Kühlschrank. Hätte dazu gern einen Kaffee gehabt. Eine Büchse Illy-Espresso lächelte mich vom Regal an. Nahm sie, allerdings sah es weder aus wie Instant-Kaffee, noch duftete es so. Ich las den Aufdruck auf der Dose. »Caffé macinato.«
    »Und, was ist das jetzt wieder? Brauche ich dafür eine Maschine?«
    Las weiter: »Nur die besten Arabica-Bohnen … mit Sorgfalt und Leidenschaft ausgewählt … ein Erlebnis, das all Ihre Sinne umschmeicheln wird.«
    »Ich will doch nur einen Kaffee, um Himmels willen! Hat er denn keinen Mellow Bird’s im Haus?«
    Sah Jules in Pulp Fiction sagen: »Das hier ist ernste Gourmet-Scheiße.« Gab mir keine Chance, die Espressomaschine zum Laufen zu bringen. Entschied mich stattdessen für eine Flasche Stella. Schmeckte gut. Beruhigend kostbar, wie es in der Werbung heißt.
    Bei meiner dritten warf ich mich zur Musik von den Dirtbombs aufs Sofa: Got to Give it Up. Hatte sie erst kürzlich entdeckt, sie kamen »outta Detroit«, wie man in den Staaten sagt. Auf dem Album coverten sie einige erstaunliche Stücke; ihr Standpunkt begeisterte mich. Eine echte Säge, die jaulte: »Don’t fuck with us.«
    Ich boxte gerade zu Underdog in die Luft und sprang wie verrückt herum, als das Telefon klingelte.
    »Hallo.«
    »Tja, selber

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