Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
sagte: »Tatsächlich, stimmt!«
    Hod hatte sich einen Flachbildfernseher geleistet, der in die Wand eingelassen war. Musste eine Diagonale von eins achtzig haben; ich hatte schon kleinere Billardtische gesehen. Ich schnüffelte ein bisschen herum, konnte den Einschaltknopf jedoch nicht finden. Würde also fürs erste ausgeschaltet bleiben.
    Ich warf mich auf die Couch. Sie verschluckte mich umgehend. »O ja, Gusie-Boy, daran könntest du dich durchaus gewöhnen.«
    Ich sang ein Loblied auf Hod, dass er mich hier pennen ließ. Würde meinen Aufenthalt hier ganz klar maximal auskosten.
    Ein paar weitere Züge an der Lucky, und ich sah mich mit einer Handvoll Asche konfrontiert. Ich stand vorsichtig auf, versuchte nichts davon auf den Teppichboden fallen zu lassen und spülte alles ins Klo.
    Die Brille glänzte. »Meine Güte, die Bude ist makellos!«
    Ich schaute mich im Bad um, eine weitere Glotze war in die Wand eingelassen. Er hatte Regale voller Lotionen und Eaux de Toilette: Armani, Mugler, Gucci, ja sogar ein alter Favorit: Fahrenheit von Christian Dior. Ich schraubte den Verschluss ab, und es duftete, wie ich es in Erinnerung hatte – genau wie Parma Violets, diese süßen Veilchenpastillen. Was mich in die Zeit von Pacers und Texan Bars zurückbeförderte, Süßigkeiten, die es schon lange nicht mehr gab.
    Spritzte mir ein paar Tropfen ins Gesicht und flüsterte: »Gott, ich liebe dieses Zeug.«
    Da ist eine Szene aus einem Western. Muss ich mindestens schon eine Million Mal gesehen haben. Ein verhutzelter alter Cowboy, das Gesicht so ledrig wie seine Satteltaschen, vor Dreck strotzend nach dem langen Ritt, kommt in die Stadt. Ehe man sich’s versieht, stößt er die Schwingtüren des Bordells auf, sucht sich eine Liebesdienerin aus und verlangt – komischerweise –, dass sie eine Blechwanne mit einem Schaumbad füllt.
    Ich drehte die Hähne voll auf. O Glückseligkeit, heißer Dampf füllte den Raum. Ich stöberte in Hods Schränken nach Matey, einem Kinderschaumbad. Fand eine Fernbedienung für die Glotze. Hinter einem Schwung Duftkerzen dann Radox Duschgel, Muskeln entspannende Badesalze, dachte: ›Nur einen Klecks.‹
    Die Hähne sprudelten wie Feuerwehrschläuche. Hatte in null Komma nichts ein Bad eingelassen.
    Zog die 501 aus. »Den alten Werbespots aus den Achtzigern zum Trotz, Gus!«
    Wollte schon hineinspringen, als mir der Gedanke kam, noch ein paar Kerzen anzuzünden. Warum auch nicht? Ich musste mich unbedingt entspannen, das war einfach so. Kramte das Feuerzeug aus meiner Jeans, hatte einige Probleme, den Docht anzuzünden, dann – »Auuuutsch! Heilige Maria Mutter Gottes!«
    Kerzenwachs spritzte auf meinen besten Freund.
    »Gottverdammtes Höllenfeuer! Himmel auch! Jesus! Mutter Gottes!«
    Ich tupfte an dem Wachs herum. Es ließ sich abziehen wie Tesafilm. Schien die Schmerzen gleich mitzunehmen. Untersuchte meinen alten Kumpel – nichts passiert. Und wieder eine Lektion auf die harte Tour gelernt.
    Als ich mich in den Schaum sinken ließ, dachte ich: ›Gott, tut das gut. Die Jungs von Radox verstehen was von ihrem Geschäft.‹
    Ganze zehn Minuten war ich im siebten Himmel, bevor die Langeweile einsetzte. Schnappte mir die Fernbedienung, schaltete die Glotze ein. Scotland Today lief gerade, mit den üblichen Geschichten. Fischer in Peterhead stöhnten darüber, schon wieder ihre Quoten senken zu müssen. Dachte: ›Arschlöcher – findet euch endlich damit ab, ihr habt die Meere leergefischt.‹
    Das Parlament ließ den üblichen Trottel anwackeln, den Umweltminister, der Europa für alles verantwortlich machte. »So macht man das, Kumpel, grenzt diese Wähler nicht aus.« Noch so ein Arschloch. Gott, die Welt wimmelte nur so von diesen Typen. Obwohl es im Parlament überproportional viele von der Sorte gab.
    Ich wollte schon weiterzappen, als das letzte Thema unmittelbar vor dem »und zum Schluss« meine Aufmerksamkeit erregte.
    Jeder Anblick der Heimatstadt in der Glotze fasziniert mich, aber dieser hier hatte eine ganz besondere Note. Krawall vor dem Obersten Gerichtshof. Die Kamera wirbelte einen Moment unkontrolliert herum, und ich machte ein paar Pressetypen aus.
    »Hendo, nimm die Kamera hoch, du Blödmann!«, brüllte ich den Bildschirm an.
    Dann kam der Kommentar aus dem Off. »Chaotische Szenen heute auf der Zuschauergalerie des Obersten Gerichtshofs in Edinburgh …«
    »Nein, wirklich?«, sagte ich. »War auch auf der Straße chaotisch.«
    »… als der Unterweltboss Benny

Weitere Kostenlose Bücher