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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wenn man was ausdruckt, leuchten sofort sämtliche Warnlämpchen auf. Was genau müssen Sie denn wissen?«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Herr im Himmel, Gus – ist das etwas, was irgendwer in eine Akte schreiben würde? Ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass es, wie soll ich es ausdrücken, eine stillschweigende Übereinkunft gibt, die Finger von dieser Sache zu lassen.«
    »Von wem kommt das?«
    »Von ganz oben.«
    »Warum? Kennen Sie den Grund?«
    »Sagen wir einfach mal, unser Billy hat sich mit einigen ausgesprochen unangenehmen Zeitgenossen eingelassen.«
    »Zalinskas.«
    »Die Sitte hat ihn im Visier.«
    »Dann haben sie Billy also im Regen stehenlassen?«
    »Gibt Wichtigeres.«
    Nun war ich an der Reihe, meinen Teil des Geschäfts einzubringen. Ich erzählte Fitz von den Lettinnen im Fallingdoon House. Von Milos Anrufen und dem Brand. Nadjas Verwicklung in die Geschichte ließ ich aus; sie könnte mir noch nützlich sein.
    »Das war’s? Sie würden mir doch nichts vorenthalten, Dury, oder?«
    »Niemals. Sobald ich mehr erfahre, sind Sie der erste, der es hört.«
    »Will’s mal schwer hoffen.«
    »Aber, Fitz, kommen wir noch mal auf diese Akte zurück. Ich kaufe Ihnen das nicht ab.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es steckt mehr dahinter.«
    »Geben Sie sich keine Mühe.«
    »Nein, ich mein’s ernst … Irgendwer speist uns hier mit einer Tarngeschichte ab. Sie müssen herausfinden, wer dahintersteckt.«

W enn man von Meadowbank aus der London Road folgt, kommt man nach Portobello. Nicht so glamourös, wie es klingt, aber auf dem aufsteigenden Ast – wie jeder andere Stadtteil Edinburghs.
    Wenn ich heute nach Porty komme, denke ich immer an George Galloway. Als Kind, sagte er, hätte ihn sein Vater mit einem Ausflug nach Portobello verarscht, weil er dachte, es ginge an die italienische Küste, so wie der Name klang. Kann mir vorstellen, wie enttäuscht er war, als sie an den Strand kamen und ihm der Gestank des Abwasserkanals in die Nase stieg. Trotzdem, man musste Gorgeous George einfach lieben. Musste jeden lieben, der es Bush und Blair auf so altmodische Weise zeigte.
    In Teilen, jenseits des Schlafstadt-am-Meer-Randbezirks, bewahrt Porty sich immer noch die gediegene Atmosphäre alter viktorianischer Villen. Hods Wohnung hingegen war typisch neureich. Ein Apartment im obersten Stock eines der Schandflecken. Jede Menge Chrom, jede Menge Glas. Und nicht eine Unze Klasse.
    Ich drückte den Summer an der Haustür. Vom Hausverwalter war weit und breit nichts zu sehen, also überflog ich die Namen der Bewohner. Entschied mich für Clarke.
    Eine Frauenstimme meldete sich mit: »Hallo.«
    Sie klang vornehm, das irritierte mich. Ich wollte nicht so verstanden werden, als hätte ich vor, in die Bude einzubrechen.
    »Hallo. Mein Name ist Dury, ich bin, äh …«
    »Oh, Sie müssen hier sein, um sich meine Box anzusehen!«
    »Wie bitte?«, stotterte ich.
    »Dieses Fernseh-Dings.«
    Plötzlich ergab alles einen Sinn.
    »Äh, nein, ich wohne bei Hod – Mr. Dunn.«
    Sie sagte nichts mehr. Ich denke, ich hatte sie so verwirrt, dass sie mir nun die Tür öffnete.
    Mein Freund hatte angeboten, mich eine Weile bei sich aufzunehmen. Die Zahlenkombination seiner Wohnungstür war immer simpel gewesen: 1745. Für einen fanatischen Nationalisten wie Hod konnte es gar nichts anderes sein als das Jahr des zweiten Jakobitenaufstands.
    In der Tür zog ich meine Stiefel aus. Hods Analfixierung und der daraus resultierende übertriebene Reinlichkeitsfimmel fiel mir sofort auf. Wäre er kein Bauunternehmer, hätte ich gesagt, die Frau eines dämlichen Arztes wäre fest bei der Arbeit gewesen und hätte ihre viele Zeit zu Hause damit verbracht, die Zimmerdecken zu polieren.
    Der Thermostat im Flur zeigte 25 Grad Celsius. Ich vergrub meine Zehen im tiefen, cremefarbenen Teppichboden und dachte: ›Also, das nenn ich jetzt mal Leben.‹
    Kam mir wie eine Schande vor, die Luft hier zu verpesten, aber ich hatte einem Tabakladen auf der Mile einen Besuch abgestattet und mir einen Vorrat hochwertiger Zigaretten zugelegt. Gitanes, die Sorte mit der tanzenden Zigeunerin auf der Packung. Das ist schwarzer Tabak, viel zu stark, ein ganzes Päckchen wegzuqualmen. Dass Bowie es in seiner Zeit als Thin White Duke geschafft hat, die Dinger Kette zu rauchen, kann nur bewundert werden.
    Zum Ausgleich hatte ich auch noch ein paar Luckies erstanden. Auf dem Päckchen stand: »Lucky Strike steht für hervorragenden Tabak.« Ich steckte mir eine an und

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