Geopfert - [Gus Dury ; 1]

hallo.«
    »Amy?«
    »Wer sonst? Wie geht’s, Gus?«
    Ich entschuldigte mich, dass ich nicht angerufen hatte. Schien zu funktionieren. »Und was hast du so gemacht?«
    »Tja, das ist ja die Sache. Was du mir da über Billy erzählt hast, ich dachte, vielleicht könnte ich dir helfen und –«
    »Moment mal! Helfen? « Ich hatte ihr von Billy erzählt, um sie zu warnen. Um mich von jeder Verpflichtung freizuschaufeln und um eine Ausrede für zukünftige Verabredungen zu haben. »Was meinst du jetzt genau mit helfen ?«
    »Gus, ich weiß, was ich tue.«
    Ich spürte, wie ich total väterlich rüberkam, weiß auch nicht, warum, es ist definitiv keine Rolle, für die ich geeignet bin. »Was genau hast du gemacht, Amy?«
    »Als du mir von dem –«
    »Mord erzählt hast?«
    »Und von den Mädchen und allem.«
    »Stopp mal kurz. Das Wörtchen Mord hast du schon mitbekommen, ja?«
    »Äh, ja. Hallo? Bin ich behindert, oder was?«
    »Ich versuche hier nur deutlich zu machen, dass man sich mit diesen Leuten besser nicht anlegt, die haben nämlich schon jemanden umgebracht. Hör zu, erzähl mir einfach, worauf du hinauswillst. Was hast du gemacht?«
    Ihr Tonfall änderte sich. »Wo bist du?«
    »Amy?«
    »Ich glaube, ich sollte besser vorbeikommen und dich sehen. Ich weiß, dass du nicht im Wall bist, hab ich schon gecheckt, also –«
    »Ich bin in Porty.« Ich nannte ihr die Adresse.
    »Gut, ich bin gleich da. Gus, ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machst, und das ist süß, aber ich bin schon ein großes Mädchen. Ich habe Informationen für dich – das wird dir bei deinem Fall weiterhelfen, da bin ich sicher.«
    Sie legte auf.
    Süß? Mein Gott, was hatte ich ihr getan?
    Ich knackte ein weiteres Stella. Qualmte eine Lucky nach der anderen. Die ganze Bude stank inzwischen wie ein Schornstein. Ich öffnete die Fenstertüren und trat hinaus auf den Balkon. Während ich aufs Meer hinausblickte, wurde der Himmel bis zum Horizont schwärzer als ein Hundedarm.
    Ich fragte mich, was Amy wohl gemacht hatte. Ich begriff nicht so ganz, was sie von mir wollte. Ich meine, war ich ein guter Fang? Fehlanzeige. Das konnte Debs jederzeit bestätigen; sie wollte ja nicht mal mehr mit mir reden. Ich hatte irgendwo gelesen, dass Bill Gates mit seiner Frau vorwiegend per E-Mail kommuniziert, selbst wenn sie sich in ein und demselben Haus befinden. Nach meinem letzten Gespräch mit Debs würde ich mich damit zufriedengeben.
    Die Wohnungstür ging auf, und hereinmarschiert kam Hod. »Hallo, Darling, ich bin wieder zu Hause«, brüllte er. Nicht ganz, was ich mir erhofft hatte, aber, hey, schön, Gesellschaft zu haben.
    »Hodster – wie geht’s?«
    Wir absolvierten die übliche Begrüßung mit Bäuche aneinanderstoßen und großem Rückengeklopfe.
    »Gibt’s da noch mehr, wo das herkommt?«, fragte Hod und deutete mit einem Kopfnicken auf mein Bier. »Mein Mund ist ausgetrocknet wie eine Nonnenmöse.«
    »Setz dich, ich hol dir eins.«
    »Meine Güte, Darling, du verstehst es wirklich, einen Mann glücklich zu machen«, sagte Hod und versuchte mir einen Klaps auf den Hintern zu geben.
    »Verpiss dich«, sagte ich und trippelte des witzigen Effektes wegen davon.
    Holte mir selbst auch noch ein Bier. »Hungrig?«
    »Hungrig? Ich könnte ein Pferd zwischen zwei verpissten Matratzen vertilgen.«
    »Hättstn gern?«
    »Ruby Murray?«
    »Einverstanden. Ich bin dran. Dort oder zum Mitnehmen?«
    »Wie wär’s mit einer kleinen Verschnaufpause? In fünf Minuten kann ich fertig sein.«
    »Cool.« Mir fiel wieder ein, dass Amy auf dem Weg war. »Ach, Scheiße, nein.«
    »Was ist denn?«
    »Muss auf eine Freundin warten. Macht dir doch nichts aus, oder?«
    »Eine Muschi?«
    »Irgendwie.«
    »Gus Dury, alter Fuchs. Hat sie einen Freund?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Sache ist kompliziert, Hod.«
    Noch ein Kopfschütteln. »Nein. Himmel, nein. Es ist nur …« Ich hatte keine Lust, Hod die ganze Geschichte zu erzählen, zumindest nicht jetzt sofort. Wenn ich unter seinem Dach blieb, würde es letzten Endes doch herauskommen, aber eben noch nicht in diesem Moment.
    Hod bot mir einen Ausweg. »Kompliziert, wie du schon sagtest.«
    Ich nickte. »Dann lassen wir uns eine Ruby kommen.«
    »Von mir aus. Die Nummer ist drüben beim Telefon. Für mich das Menü für zwei.«
    »Gefräßiger Sack!«
    Hod stand auf, klopfte auf seine Wampe. »Unverschämter Arsch, ich bin ein stattliches Mannsbild.«
    »Aye, ein stattlich gerundetes Mannsbild.«
    »Mit mir