Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Grenze erreicht hatte.
    Das Blut pochte in meinen Adern, als ich zur Kasse ging.
    Ich knallte alles an Geld hin, was Col mir gegeben hatte, und sagte: »Einmal wechseln.«
    »Wie hätten Sie’s denn gern, Sir?«
    »Was?«
    »Hunderter, Zwanziger, Zehner.«
    »Scheiße, was interessiert’s mich?«
    Als ich zum Roulettetisch ging, sang Bobby Darin Moon River . Meine Güte, das hatte meine Mutter immer gehört. Die Vergangenheit kam mir momentan wie eine glücklichere Zeit vor.
    Legte einen Stapel Jetons auf Schwarz.
    Der Croupier setzte die Scheibe in Bewegung. »Rien ne va plus.«
    Während ich der hüpfenden Kugel zuschaute, sang Bobby Darin ein anderes Lied, fing an mit »Call me irresponsible«.
    Als ob ich das brauchte.

W ährend ich die Scheibe im Auge behielt, drehten sich mir die Gedärme um. Ich hatte mit Geld um mich geworfen wie eine dieser indischen Statuen mit vier Armen. Das musste aufhören. Und zwar schon sehr bald.
    Ich verfolgte, wie die Kugel langsamer wurde, in die kleinen Nummernfächer aus Messing und wieder heraushüpfte. Ich konnte es nicht ertragen, wandte mich ab.
    Amy tauchte neben mir auf. »Was ist los?«
    »Ist es Schwarz?«
    »Was?«
    »Die Scheibe … Ich habe alles auf Schwarz gesetzt.«
    Ich saß krumm da, sie ragte über mir auf und stellte sich auf die Zehenspitzen. »Dreht sich noch …«
    »Ich fass es nicht. Sieh weiter hin.«
    »Wie viel hast du denn gesetzt?«
    »Alles – alles, was ich besitze.«
    »Also ungefähr zehn Mäuse.« Sie lachte über ihren eigenen Witz.
    »Bisschen mehr schon.«
    Ich drehte mich um und sah, wie das silberne Kreuz der Scheibe ein letztes Mal im grellen Licht blitzte.
    »Nummer zweiundzwanzig«, rief der Croupier auf.
    »Heilige Scheiße, das ist Schwarz! Ich hab gewonnen!«
    Amy sprang in die Luft, schlang ihre Arme um mich. Ehe ich mich’s versah, küssten wir uns, Amy presste sich an mich und drückte ihre Zunge an meinen Gaumen.
    »Das war nett«, sagte sie, als wir fertig waren.
    »Ich hab’s nicht kommen sehen.«
    »Sollten wir öfters machen.«
    »Mein Gott, nein, das würden meine Nerven nicht aushalten.«
    »Ich habe den Kuss gemeint«, sagte Amy.
    »Ich auch.«
    Eine kleine Menschenmenge bildete sich um uns, als der Croupier den Beleg für die Kasse schrieb.
    Hod tauchte auf.
    »Ich dachte, du wärest noch nie in einem Casino gewesen.«
    »Reines Anfängerglück«, sagte ich. Amy schlang ihre Arme um meine Taille und strahlte.
    Hod neigte den Kopf, zwinkerte ihr zu. »Ich wünschte, ich hätte nur halb so viel Glück wie du, Gus Dury«, sagte er.
    »Wie zahlen sie hier aus?«
    »Cash. Wie viel ist es denn?«
    Ich zeigte ihm den Beleg. Hod bekam große Augen und stieß einen Pfiff durch die Zähne aus. »Die Drinks gehen auf dich, Kumpel.«
    Ich empfand seine Worte wie einen Peitschenschlag, mir war überhaupt nicht nach feiern seit dem Anruf wegen Milo, also sagte ich: »Hört zu, Leute, ich hab heute Abend schlechte Nachrichten bekommen. Ich will euch wirklich nicht den Abend versauen, aber ein Freund von mir ist gestorben, und … ich muss seine sterblichen Überreste abholen.«
    »O mein Gott«, sagte Amy.
    Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, und ich brachte für sie ein schlaffes Lächeln zustande. »Danke. Er war schon sehr alt, und ich kannte ihn auch noch nicht sehr lange, aber wir haben auf einer Wellenlänge gelegen, verstehst du?«
    Amy nickte, mit großen Augen wegen meines Kummers.
    »Lass uns dein Geld holen«, sagte Hod. Er ging mit uns zum Kassenraum.
    Als ich den Beleg abgab, warf das Mädchen hinter der Plexiglasscheibe einen kurzen Blick auf den Betrag und griff nach dem Telefonhörer.
    »Was ist los?«, fragte ich Hod.
    Er zuckte die Achseln. »Ist auch für mich Neuland, Kumpel.«
    Das Mädchen legte den Hörer ab. »Sie müssen hiermit bitte nach oben gehen, Sir.«
    »Wie bitte?«
    »So viel Bargeld bewahren wir nicht hier unten auf. Sie werden ins Büro des Managers gehen müssen, dort befindet sich unser Tresor. Mr. Zalinskas erwartet Sie.«
    Ich schwöre, ich hörte Amy schlucken. Ich warf Hod einen Blick zu; er hatte das Gesicht eines Rottweilers, öffnete und schloss seine Fäuste. »Sieht ganz danach aus, als kriegtest du doch noch etwas Action, Dury, ob dir das gefällt oder nicht«, sagte er.
    »Kusch, Junge«, ermahnte ich ihn.
    »Was?« Hod fiel buchstäblich die Kinnlade herunter. Er starrte mich verwirrt an.
    »Falls du denkst, ich ginge da rauf und würde an eine Schlägerei denken, kannst du das