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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gleich wieder vergessen.«
    »Aber, Gus, das ist deine große Chance, ein paar Antworten zu bekommen.« Er legte einen Arm um meine Schulter, hob eine Faust und hielt sie mir Zentimeter vor die Nase. »Ein bisschen gutes Zureden, man weiß ja nicht – diese Geschichte könnte im Nu erledigt sein.«
    »Hast du sie nicht mehr alle?« Ich schlug seine Faust weg und packte ihn am Kragen. »Siehst du die da?«
    »Kameras.«
    »Und was meinst du wohl, wozu die da sind?«
    »Raub – damit die Leute ihn nicht an den Tischen ausnehmen.«
    »Und glaubst du, er wird sie nicht auch dort oben haben? Welchen Nutzen haben wir deiner Meinung nach für Col, wenn wir sitzen?«
    »Scheiß drauf. Machen wir ihn trotzdem fertig, wir nehmen die Bänder anschließend mit.«
    Ich sah schon, ich kam nicht von der Stelle. »Okay.«
    »Gus!«, sagte Amy.
    »Nein. Nein, ist schon okay, Amy«, sagte ich. »Hod will eine Keilerei, ich bin voll dafür.«
    Hod lächelte. »Schön, dann lass uns gehen.«
    »Okay«, erwiderte ich. »Nur eins noch.« Ich schob Hod auf den Security-Mann zu, der auf uns zukam, um uns nach oben in Zalinskas’ Büro zu bringen. Er ließ Nikolai Walujew, diesen über zwei Meter zehn großen Schwergewichtsboxer, wie einen Kissenbeißer aussehen. »Wer kümmert sich um das Beast from the East ?«
    Hod trat zur Seite, kaute auf seiner Lippe. »Denkst du, ich könnte den schaffen?«
    Ich stieß ein lautes Lachen aus. »Sicher. Gar keine Frage.«
    »Er ist ein verdammt großer Drecksack, aye. Aber das sind die, mit denen man noch am leichtesten fertig wird, denn sie haben noch nie einen anständigen Schlag abbekommen, weil jeder Bastard viel zu viel Angst hat, denen mal einen Punch zu verpassen.«
    Ich machte meine Jacke zu, drückte Amy einen Kuss auf die Wange und deutete mit dem Kopf in Hods Richtung, während ich dem Security-Mann entgegenging. »Falls er diese Theorie auf die Probe stellt, Amy, versäume bitte nicht, dir die Nummer der Station zu notieren.«

H ielt es für das Beste, auf dem Weg zum Büro von Benny the Bullfrog jede Unterhaltung zu vermeiden. Hatte den Eindruck, die Plattnase verfügte nur über ein begrenztes Vokabular. Artikulierte sich wahrscheinlich an guten Tagen mit einem Baseballschläger und an schlechten mit einer Brechstange. Meine Knochen zuckten. Besonders die Knie und Schienbeine. Fragte mich, ob ich auf diesem Weg auch wieder zurückkehren würde.
    Jean Cocteau hatte mal gesagt: »Das Leben ist ein horizontaler Sturz.« Wusste mit Sicherheit, meines war einer. Aber jeder Sturz musste aufgehalten werden.
    Wir gingen durch einen, wie es schien, endlosen Tunnel von üppig mit Teppichböden ausgelegten Gängen. Kronleuchter funkelten über hohen, vergoldeten Fußleisten. Es war schon ernsthaft Kohle erforderlich, um diesen Look hier hinzukriegen. Hod hat für solche Dinge einen Taschenrechner im Kopf, bei mir ist die Wirkung viel persönlicher. Ich wollte den Besitzer vor die Tür setzen und das Haus den vielen Familien übergeben, die landauf, landab in Frühstückspensionen leben. In meinem Kopf spulte sich die Szene aus Dr. Schiwago ab, in der die Roten das große Haus beschlagnahmen. Die Besitzer werden gezwungen, in die Mansarde umzuziehen … bis entschieden wird, dass auch dort noch ein paar Familien leben könnten. So was nennt man Umverteilung. Sie wollen eine Revolution? Na, dann mal los jetzt.
    Mein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, ohne dass ich mir Mühe geben musste. Als der Schlägertyp mich zu Zalinskas’ Tür führte, wischte ich sie beiseite. Er klopfte einmal an, ich stellte mich darauf ein, dem Mann gegenüberzutreten.
    Nach ein paar Sekunden wurde die Tür aufgeschlossen und langsam geöffnet. Ich spähte durch den Spalt, niemand da.
    Ich trat ein.
    »Hallo …«
    Keine Antwort.
    Vor mir eine flackernde Monitorwand. Auf einigen waren verschiedene Örtlichkeiten des Casinos zu sehen, andere spuckten Statistiken aus – Einnahmen, Auszahlungen, die Summen konnten einem Tränen in die Augen treiben.
    Die Innendeko war völlig abgedreht. Das Fell eines Sibirischen Tigers bedeckte einen großen Teil des Bodens, die Glasaugen bekamen von den Geschehnissen der Welt nichts mehr mit, während der Pelz immer noch glänzte. Ich machte einen Schritt über den Kopf des armen Tiers und sagte: »Tut mir leid, Kumpel.« Fühlte mich, als wäre ich auf ein Grab getrampelt.
    In der Mitte des Raumes war ein kreisförmiger Sitzbereich in den Boden eingelassen. So was hatte ich bislang

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