Geopfert - [Gus Dury ; 1]
den gegebenen Umständen war früher vielleicht besser als später.
»Okay«, sagte ich. Zum ersten Mal wünschte ich mir, ich hätte Macs Kanone angenommen.
Die zwei jubelten. Hod reckte die Faust und schüttelte sie. Amy tanzte und ließ ihre Hand über dem Kopf kreisen.
»Aber wir werden es auf meine Art machen«, sagte ich.
»Klar«, sagte Hod.
»Das ist mein Ernst. Wenn du da reingehst und es auf ein Kämpfchen anlegst, Hod, kommen wir alle so wieder raus …« Ich nahm eine frittierte Gemüsescheibe im Teigmantel, vor roter Soße triefend, und ließ sie auf den Tisch klatschen.
Sie schauten mich an.
»Ich mache keine Witze«, sagte ich. »Du ganz besonders, Amy … Nachdem Bennys Leute dich zusammen mit mir gesehen haben, kannst du nicht mehr in das Pleasure Garden zurück. Du bist gebrandmarkt.«
Nicken, Seufzen.
»Also schön, dann ziehen wir’s durch«, sagte ich.
Suicide is Painless kam aus den Boxen.
Keine schlechte Option, dachte ich.
D er Himmel sah so schwarz aus wie der Fluch einer Zigeunerin und schleuderte einen Regen auf die Erde nieder wie eine persönlich gemeinte Attacke. Hod zwängte sich unter Amys Schirm; sein einziges Zugeständnis an Kälte und Nässe war, den Kragen seines Ted-Baker-Hemdes aufzustellen.
»Ist dir nicht kalt?«, fragte Amy.
»Verdammt, nein. Ich habe eine zweite Haut, siehst du …« Hod spielte an den Knöpfen seines Hemdes. Die Sean-Connery-Brustbehaarung drängte ins Freie.
»Das ist ja ekelhaft!«, sagte Amy. »Geh in eine Apotheke, gegen so was gibt’s Cremes.«
»Bete zu Gott, dass es in diesem Laden keine Tanzfläche gibt, sonst lässt er noch sein Medaillon raushängen«, sagte ich. »Da bekommt selbst ein Tony Manero keinen Stich mehr.«
Hod öffnete ein paar Knöpfe.
»O nein – pack das wieder ein«, sagte Amy.
Hod lachte. »Das ist aber nicht das, was die letzte gesagt hat!« Er machte einige grässliche Tanzschritte, ließ den Zeigefinger in die Luft schießen, stieß die Hüften vor, die komplette Nummer eben.
Wir wandten uns ab, wurden aber wieder hineingezogen.
»Night fever … night fe-v-er … we know how to do it …«
Er tanzte und inszenierte sich, bis das Taxi kam.
Im Fond des Taxis versuchte ich Hod etwas zu bremsen und erinnerte ihn daran, was wir uns vorgenommen hatten. Die Botschaft kam an, schien einzusickern. Er biss die Zähne zusammen und setzte ein böses Gesicht auf.
Amy sah nachdenklicher aus, zupfte nervös am Rand ihrer Stiefel herum.
»Mit dir alles in Ordnung?«, fragte ich.
»O ja. Ja.«
»Bist du sicher?«
»Ich will der Sache genauso auf den Grund gehen wie du, Gus.«
Hod schaltete sich ein: »Das wollen wir beide, wir wissen Bescheid.«
Ja, genau. Mein Gott, ich wusste ja nicht mal Bescheid. Ich verfluchte mich wieder, Macs Kanone nicht angenommen zu haben, erinnerte mich dann an John Lennons Worte: »Don’t need a gun to blow your mind.«
Wir stiegen am falschen Ende der George Street aus dem Taxi, der Edinburgher Straßenbau machte meinen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Während wir gingen, donnerte eine Reihe aufgemotzter Autos an den Absperrschildern vorbei, Beat Boys, die noch vor ein paar Jahren bunte Plastikkugeln auf die Speichen ihrer BMX-Räder montiert hatten.
»Saftärsche«, schimpfte Hod. »Weiß nicht, wer schlimmer ist: die oder Studenten!«
»Ich bin Studentin«, sagte Amy.
»Dann ganz klar die«, sagte Hod und wechselte abrupt das Thema. »Da wären wir!«
Das Casino von Benny the Bullfrog befand sich in einem der alten georgianischen Gebäude der New Town. Irgendwann war es mal das Rathaus gewesen. Heutzutage musste man Multimillionär sein, um die Schlüssel zu einem Haus wie diesem zu bekommen.
Hod reckte die Brust und starrte den Affen an der Tür finster an. Als klassischer Türsteher starrte er finster zurück. Gut zu wissen, dass sie einen immer noch wie Scheiße behandeln, wenn man gut situiert ist.
Drinnen begrüßte uns ein Victoria-Beckham-Double, dürrer Hals und Klunker satt, mit einem ausgefeilten Lächeln und einer Handshake-Attacke. Hod bekam Luftküsschen. Sah aus wie Schauspielerei, eine Nummer, die den Besten von der Royal Academy of Dramatic Art Konkurrenz gemacht hätte.
»Eine Dreiergruppe, ich bin hocherfreut, Sie bei uns zu begrüßen, und wenn ich die Gäste bitten dürfte, sich hier einzutragen.«
In der Spalte für Namen und Anschrift entschied ich mich für Mr. und Mrs. Smith. Amy lächelte und klammerte sich an meinen Arm. Ich sah, sie
Weitere Kostenlose Bücher