Geopfert - [Gus Dury ; 1]
Augenblick gekommen, um wirklich mit Zocken anzufangen. »Ach ja?«
Zalinskas lehnte sich auf seinem Schreibtischsessel zurück, griff nach der Flasche und schenkte uns nach.
Ich stürzte mich kopfüber hinein. »Ich glaube, wir haben einen gemeinsamen Freund – oh, sorry, hatten.«
»Wirklich?«
»Billy Thompson.«
Falls Zalinskas’ Miene sich geändert haben sollte, war es mir entgangen.
»Was für ein tragischer Mensch«, sagte er. Er klappte den Deckel einer Zigarrenkiste auf, nahm eine heraus und schob sie mir zu. »Das sind Kubanische.«
Ich schloss den Deckel, kramte nach meinen Fluppen. »Ich rauche meine eigenen.«
»Wie Sie möchten.«
Rauchwolken sammelten sich zwischen uns. Zalinskas wirkte zufrieden. Falls es in dieser Situation irgendetwas zu genießen gab, bekam ich nicht mit, was.
»Waren allerdings ziemlich dramatisch, die Umstände von Billys Tod«, sagte ich.
»Ein großer Verlust.«
»Für wen?«
»Ich sage das ganz allgemein.«
»Was genau hat Billy für Sie gemacht, Mr. Zalinskas?«
»Er war, was man ein Faktotum nennen könnte.«
»Nach allem, was ich so höre, hat er mit einer Menge Jobs jongliert.«
Zum ersten Mal tauchten Risse in seinem eiskalten Äußeren auf. »Billy war ehrgeizig. Solche Menschen belohne ich gern.«
Ich stand auf und schenkte mir selbst Armagnac nach. »Guter Stoff, das hier. Ich kann mir schon vorstellen, dass es einem jungen Burschen den Kopf verdreht, wenn er auf den Geschmack besserer Dinge kommt. – War es das, Mr. Zalinskas? Ist Billy gierig geworden?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Sie meinen. Er war ein geschätzter Angestellter, und sein Tod war für uns alle ein großer Verlust. Ganz besonders für mich persönlich.«
Ich ließ es drauf ankommen. »Das ist aber nicht, was ich höre. Es gibt Stimmen, die sagen, Sie hätten guten Grund gehabt, ihn loszuwerden.« Ich ging zu der Monitorwand hinüber. »Sie beide hatten kurz vor seinem Tod eine ziemliche Auseinandersetzung. Haben die Kameras das auch festgehalten?«
Zalinskas blieb stumm. Rollte das Glas zwischen den Handflächen.
Ich schlug mit der flachen Hand auf die Marmorplatte. »Nichts zu sagen?«
»Auf Verleumdungen antwortet man am besten mit Schweigen.«
»Ben Johnson.«
»Sie sind doch ganz offensichtlich ein intelligenter Mann. Warum gehen Sie solchen Gerüchten, solchen Lügen nach?«
Ich schlug mit seinen eigenen Waffen zurück. »Was ist eine Lüge anderes als eine Wahrheit in Verkleidung?« Er schaute auf, offenkundig kein Fan von Byron.
Er sah mich an. Zuerst schien es, als knickte er ein, doch dann lächelte er. »Wühlen Sie munter weiter, Mr. Dury. Ich kann Ihnen versichern, es gibt nichts, das mich irgendwie in Billy Thompsons Tod verwickelt.«
»Vielleicht nicht – aber ein bisschen Dreck bleibt doch immer kleben, oder? Sie werden ja ohnehin bereits durch die Gerichte geschleift. Zwei Fälle wären ausgesprochen unschön.«
»Ein dürftiger Zusammenhang, finden Sie nicht auch?«
Seine Hochnäsigkeit drückte arg gegen die Dämme, die meine Wut zurückhielten. Es juckte mich, ihm mit Hilfe von ein paar Ohrfeigen die eine oder andere Information zu entlocken, doch dafür wirkte er zu sicher.
Zalinskas erhob sich, kehrte zu dem Wolf zurück. »Wissen Sie, nur der Rudelführer darf Nachwuchs heranziehen«, sagte er. »Ich kann Ihnen versichern, Mr. Dury, ich nehme die Verantwortung für mein Rudel sehr ernst.«
»Und wenn die Zeit kommt, dass die Jungen den Führer herausfordern, was passiert dann? Sorry, da waren wir ja bereits, Sie haben es mir erklärt. Natürlich. Hören Sie, Zalinskas, ich weiß, was für einen Laden Sie hier schmeißen. Ich weiß über Billys Pläne Bescheid. Ich weiß von den …«
Zalinskas bekam große Augen. Ich hatte ihn da, wo ich ihn haben wollte: verunsichert. Aber ich würde nichts mehr von ihm erfahren, das wusste ich. Ob ich bekam, was ich wollte, hing von seinem nächsten Schritt außerhalb dieses Raumes ab. Ich hatte ihn zum Schwitzen gebracht, jetzt musste ich zurücktreten und zuschauen.
Er zog einen Vorhang vor den Wolfskäfig, drehte sich um und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. »Ich sehe, Sie haben mit Nadja gesprochen, Mr. Dury.« Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre. »Ich warne Sie, Ihr kann man nicht vertrauen.«
»Danke für den freundlichen Rat. Ich werde es mir merken.«
»Nadja hat ihre eigene … Agenda.«
»Haben wir das nicht alle?«
»Das haben wir allerdings, Mr. Dury.« Er
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