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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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    »Beweg dich«, sagte London. Ein weiterer Stoß ins Kreuz, er hatte offenbar die Geduld mit mir verloren.
    »Hod, hast du gehört?«
    »Milo Whittle.«
    »Genau. Das volle Programm, hast du mich verstanden? Ich möchte, dass er mit Stil verabschiedet wird.«
    Ich sah, wie Amy eine Hand an ihr Gesicht hob und zu weinen begann. Es war das letzte, was ich sah, bevor mich die Bullen hinten in einen Transporter warfen.
    »Warte nur, bis wir dich unten auf dem Revier haben, du unverschämter kleiner Pisser«, sagte London.

D ie Bullen verplemperten keine Zeit und warfen mich die Treppe hinunter. Oh, sorry, ich war natürlich ausgerutscht.
    London fand es offenbar ganz besonders klasse, mir auf den Kopf zu schlagen, wahrscheinlich weil er sich einbildete, man würde Verletzungen an dieser Stelle nicht so leicht bemerken. Er hatte einen ordentlichen Schlag, Knöchel wie das Muster auf Charlie Browns Pullover und jede Menge Energie dahinter. Ich betete, dass er sich rasch verausgabte oder sich vielleicht eine Hand brach. Aber wir hatten hier Robocop. Er hörte genau dann auf, wenn man es ihm sagte.
    Ich spuckte Blut, aber ich wurde nicht zum ersten Mal zusammengeschlagen. Nach etwa einem Dutzend Schlägen setzt eine Taubheit ein. Ich beobachtete, wie die Schläge kamen, und nahm sie ohne jede Körperspannung auf, wodurch er mir sozusagen keine Beule machen konnte. Ich stellte mir vor, ich wäre Ali in den Seilen beim Kampf gegen Foreman; ich steckte die Prügel weg. Was war denn das Schlimmste, was passieren konnte? Er würde mich umbringen. Tja, ich hatte keine Angst vor dem Tod, das war mal klar. Ich dachte: ›Versuch’s doch – zeig mir, was du draufhast!‹
    »Sie werden hier drinnen schon bald Schrubber und Eimer benötigen«, sagte ich.
    »Halt dein dreckiges kleines Maul.«
    »Werden Sie’s selbst tun? Kann mir Sie gut vorstellen mit zwei schicken gelben Gummihandschuhen. Haben Sie auch eine Kittelschürze?«
    Schwer atmend trat er einen Schritt zurück. Er bleckte die Zähne. Den Gesichtsausdruck hatte London offensichtlich von Lenny McLean übernommen, dem Guv’nor, allerdings war er kein Bare-knuckle-Fighter, kein Boxer, der mit bloßen Händen kämpfte. Ein, zwei gut plazierte Schläge würden ihn ins Traumland befördern. Mir kam er vor wie jeder andere Bulle, dem ich bislang begegnet war, der sich nur dann einigermaßen hielt, wenn er sämtliche Vorteile auf seiner Seite hatte. Es ist immer dieselbe Geschichte. Schwächlinge gehen zu den Bullen, weil sie genau wissen, dass es für sie die Chance ist, auf der Siegerseite zu landen.
    Eine grüne Lampe leuchtete über der Tür auf, und London richtete sich auf.
    »Dann sind Sie jetzt weg?«, sagte ich.
    Er zog den Arm zurück, eine Faust schwebte in der Luft.
    Ich lächelte ihn an. Spürte das gerinnende Blut. Ich hatte ein paar Zähne verloren. Aber ich empfand keinerlei Niederlage, und das sah er. Ich hatte alles weggesteckt, was er zu bieten hatte, und ich lächelte immer noch.
    London senkte seine Faust, sah, dass es nichts als Energieverschwendung wäre.
    »Du bist ein Scheißpsycho, weißt du das?«, sagte er.
    »Was soll’s – das grüne Lämpchen blinkt. Zeit, das Teewasser für die Detective Constables aufzusetzen.«
    Er starrte mich an, als wäre ich völlig bescheuert.
    »Du bist ein Fall für die Klapse, aber hundertprozentig.«
    Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen warf ich den Kopf zurück und lachte dann lauthals los. Ein ziemlicher Sieg, es fühlte sich gut an. Her mit der zweiten Runde.
    Etwa eine Stunde überließen sie mich mir selbst. Dann brachten sie einen Eimer Wasser und eine Wurzelbürste.
    »Mach die Scheiße sauber«, befahl mir ein Bursche in Uniform, so um die zwanzig, höchstens, die Haare immer noch mit Mamis Spucke frisiert.
    Ich ging zum Eimer und trat ihn um. »Leck mich!«
    Uniform hatte keinen Schimmer, was er tun sollte. Ging hinaus und ließ den Eimer zurück.
    Es dauerte keine Minute und zwei schmerbäuchige Inspectors tauchten auf. Jeder schnappte sich einen Arm, dann schleiften sie mich durch die Tür.
    Unisono sagten sie: »Geh!«
    Sie brachten mich in eine andere Zelle. Tisch und Stühle, Kamera in der Ecke.
    »Hinsetzen.«
    »Von mir aus gerne!« Ich wusste, dass das jetzt die Richtigen waren. Ich wusste auch, dass ich das Schlimmste bereits hinter mir hatte. Ab jetzt ging’s nur noch um das Wesentliche.
    »Gus Dury«, sagte der stämmigere der beiden. Markies-Hemd, Farah-Hose und

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