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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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und fast alle unsere Familien bluten noch. Erzähle uns, Jeppo, was du weißt.
    Gennaro (wirft sich in einen Sessel, als wolle er sich dem Schlaf überlassen): Ihr werdet mich aufwecken, wenn Jeppo fertig ist.
    Jeppo : Seht, es war (1480)…
    Gubetta (in einem Winkel der Bühne): 97…
    Jeppo : Ja recht so, 1497. In einer gewissen Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag.
    Gubetta : Nein, vom Dienstag zum Mittwoch.
    Jeppo : Ihr habt Recht. In dieser Nacht also sah ein Tiberschiffer, der in seinem Fahrzeug am Ufer lag, um seine Waren zu bewachen, etwas Entsetzliches. Es war ein wenig unterhalb der Kirche des heiligen Hieronymus. Es mochten fünf Stunden nach Mitternacht sein, als der Schiffer im Finstern auf dem Wege links der Kirche zwei Männer sah, die ängstlich da und dort hin gingen. Dann kamen noch zwei andere und endlich drei; sieben in Allem. Einer davon war zu Pferde. Die Nacht war ziemlich finster. In den Häusern, die auf die Tiber gehen, war kein Licht mehr hell. Die sieben Männer näherten sich dem Ufer. Der zu Pferde wandte das Hinterteil seines Tieres nach der Tiber, und der Schiffer sah dann deutlich Beine, die auf der einen, Kopf und Arme, die auf der ändern Seite herunterhingen; es war die Leiche eines Mannes. Während nun ihre Kameraden die Gassenecken bewachten, nahmen zwei von denen, die zu Fuß waren, den toten Körper, schwangen ihn mit Macht zwei- oder dreimal und schleuderten ihn dann mitten in die Tiber. Im Augenblick, wo die Leiche auf das Wasser schlug, tat der zu Pferde eine Frage, worauf die beiden Andern antworteten: Ja, mein Herr! Alsdann wandte der Reiter sich wieder nach der Tiber und sah was Schwarzes, das auf dem Wasser schwamm. Er frug, was das sei. Man antwortete: Mein Herr, das ist der Mantel des toten Herrn. Und einer von dem Haufen warf Steine nach dem Mantel, so daß er untersank. Darauf gingen sie alle zusammen hinweg und schlugen den Weg nach St. Jakob ein. Das ist das, was der Schiffer gesehen.
    Maffio : Ein schauerliches Abenteuer! War es Jemand von Bedeutung, den diese Männer so ins Wasser warfen? Dies Pferd macht einen seltsamen Eindruck auf mich; der Mord auf dem Sattel und der Tod auf dem Kreuz.
    Gubetta : Auf dem Pferde waren die zwei Brüder.
    Jeppo : Wie Ihr sagt, Herr von Belverana. Die Leiche war Johann Borgia, der Reiter war Cäsar Borgia.
    Maffio : Eine Familie von Teufeln diese Borgia! Und sage mir, Jeppo, warum schlug der Bruder so den Bruder?
    Jeppo : Das werde ich Euch nicht sagen. Die Ursache des Mordes ist so abscheulich, daß es eine Todsünde sein muß, nur davon zu sprechen.
    Gubetta : Ich will es Euch sagen. Cäsar, Kardinal von Valencia, hat Johann, Herzog von Gandia, erschlagen, weil die bösen Brüder das nämliche Weib liebten.
    Maffio : Und wer war dies Weib?
    Gubetta (immer in dem Hintergrund der Bühne): Ihre Schwester.
    Jeppo : Genug, Herr von Belverana. Sprecht nicht vor uns den Namen dieses Ungeheuers aus. Es ist Niemand unter uns, dessen Hause es nicht eine tiefe Wunde hätte.
    Maffio : War nicht von einem Kinde dabei die Rede?
    Jeppo : Ja, von einem Kinde, wovon ich nur den Vater zu nennen wage; er hieß Johann Borgia.
    Maffio : Das Kind könnte jetzt ein Mann sein.
    Oloferno : Es ist verschwunden.
    Jeppo : Gelang es Cäsar Borgia, es der Mutter zu entziehen? Gelang es der Mutter, es Cäsar Borgia zu entreißen? Man weiß nicht.
    Don Apostolo : Wenn die Mutter ihren Sohn versteckt, so tut sie wohl daran. Seit Cäsar Borgia, Kardinal von Valencia, Herzog von Valentinois geworden ist, hat er, wie ihr wißt, ohne seinen Bruder Johann zu zählen, seine beiden Neffen. die Söhne des Guifry Borgia, Fürsten von Squillazzi, und seinen Vetter, den Kardinal Franz Borgia, getötet. Dieser Mensch hat die Wut, seine Verwandten zu morden.
    Jeppo : Wahrhaftig, er will der einzige Borgia sein, um alle Schätze des Papstes zu erben.
    Ascanio : Machte nicht die Schwester, welche du nicht nennen willst, Jeppo, zur nämlichen Zeit insgeheim eine Reise zum Kloster des heiligen Sixtus, um sich daselbst einzuschließen, ohne daß man wußte, warum?
    Jeppo : Ich glaube, ja! Das war, um sich von Herrn Sforza, ihrem zweiten Gemahl, zu trennen.
    Maffio : Und wie hieß der Schiffer, der Alles gesehen hat?
    Jeppo : Ich weiß nicht.
    Gubetta : Er hieß Giorgio Schiavone, und sein Gewerbe war, Holz auf der Tiber nach Ripetta zu führen.
    Maffio (leise zu Ascanio): Der Spanier da weiß mehr von unsren Geschichten, als wir andern Römer.
    Ascanio (leise): Ich traue so wenig

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