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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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Königin in ein schreckliches Lachen aus.
    Jane : Großer Gott! jetzt geht der Elende hinaus..– Ihr lacht, Madame!
    Königin : Ja, ich lache! Sie lacht. Ja, und du mußt auch lachen! Aber zuvor muß ich diesen Vorhang schließen; es ist mir immer, als wären wir nicht allein und als hörte und sähe uns diese entsetzliche Stadt. Sie schließt den weißen Vorhang und kommt zu Jane zurück. Jetzt, da er hinaus, jetzt, da keine Gefahr mehr ist, kann ich dir es sagen. Aber lache doch; wir wollen über dieses abscheuliche Volk lachen, das Blut säuft. O, das ist entzückend! Jane! du zitterst für Fabiano; sei ruhig und lache mit mir. Jane! der Mann, den sie haben, der Mann, welcher sterben wird, der Mann, den sie für Fabiano halten, der ist nicht Fabiano. Sie lacht.
    Jane : Ist nicht Fabiano?
    Königin : Nein!
    Jane : Wer dann?
    Königin : Der Andere.
    Jane : Wer?
    Königin : Du weißt ja, du kennst ihn, dieser Arbeiter, dieser Mensch… – Übrigens was liegt daran?
    Jane bebt am ganzen Leibe: Gilbert?
    Königin : Ja, Gilbert, das ist der Name.
    Jane : Madame! o nein, Madame! O, sagt, daß es nicht so ist, Madame! Gilbert – das wäre zu entsetzlich! Er ist entwischt.
    Königin : Er entwischte in der Tat, als man ihn ergriff. Man hat ihn statt Fabiani’s unter den schwarzen Schleier gesteckt. Die Hinrichtung, sie ist Nachts, das Volk kann nichts sehen. Sei ruhig.
    Jane mit einem entsetzlichen Schrei: Ah, Madame, Gilbert ist der, den ich liebe!
    Königin : Wie? Was sagst du? Kommst du um deine Sinne? Täuschtest du mich auch, du? Ah, diesen Gilbert liebst du! Nun denn, was liegt mir daran?
    Jane gebrochen, zu den Füßen der Königin, schluchzend, sich auf den Knien schleppend, die Hände ringend. Die große Glocke läutet während dieser ganzen Szene: Madame, Erbarmen! Madame, im Namen des Himmels! Madame, bei Eurer Krone, bei Eurer Mutter, bei den Engeln! Gilbert! Gilbert! Das macht mich toll. Madame, rettet Gilbert! Dieser Mann ist mein Leben, dieser Mann ist mein Gemahl, dieser Mann… ich sage Euch, er hat Alles für mich getan, er hat mich erzogen, mich angenommen, er hat an meiner Wiege meinen Vater ersetzt, der für Eure Mutter gestorben ist. Madame, Ihr seht wohl, daß ich ein armes, elendes Geschöpf bin, und daß man nicht streng gegen mich sein darf. Was Ihr eben gesagt, war ein so schrecklicher Schlag, daß ich wahrhaftig nicht weiß, wie ich die Kraft habe, mit Euch zu reden. Seht, ich sage, was ich kann. Aber Ihr müßt die Hinrichtung aufschieben lassen. Sogleich die Hinrichtung aufschieben. Die Sache auf morgen verlegen. Zeit sich zu finden, das ist Alles. Dies Volk kann wohl bis morgen warten. Wir wollen sehen, was zu machen ist. Nein, schüttelt den Kopf nicht. Keine Gefahr für Euern Fabiani. Ihr könnt mich statt seiner nehmen. Unter dem schwarzen Schleier, die Nacht, – wer sollte was merken? Aber rettet Gilbert! Was macht Euch das, ich oder er? Endlich, ich will ja sterben, ich! – O mein Gott, diese Glocke, diese entsetzliche Glocke! Jeder dieser Glockenschläge ist ein Schritt zum Schaffot, jeder dieser Glockenschläge trifft mein Herz. – Tut das, Madame, habt Erbarmen! Keine Gefahr für Euren Fabiane Laßt mich Eure Hände küssen. Ich liebe Euch, Madame, ich habe es Euch noch nicht gesagt; aber ich liebe Euch sehr. Ihr seid eine große Königin. Seht, wie ich Eure schönen Hände küsse. O, ein Befehl zum Aufschub der Hinrichtung! Es ist noch Zeit. Ich versichere Euch, es ist sehr leicht. Sie gehen langsam. Es ist weit vom Turm bis zum alten Markt. Der Mann auf dem Balkon hat gesagt, man würde durch Charing-Cross gehen. Es gibt einen nähern Weg. Ein Mann zu Pferde würde noch bei Zeit ankommen. Im Namen des Himmels, Madame, habt Erbarmen! Endlich, stellt Euch an meinen Platz, nehmt an, ich sei die Königin und Ihr das arme Mädchen, Ihr würdet weinen, wie ich, und ich würde barmherzig sein. Gnade, Madame! O! das fürchtete ich, die Tränen möchten mich am Reden hindern. O! sogleich die Hinrichtung aufschieben, das ist nicht schwer, Madame; keine Gefahr für Fabiano, ich schwöre es Euch! Findet Ihr denn wirklich nicht, daß man tun muß, was ich da sage, Madame?
    Königin erweicht, indem sie Jane aufhebt: Ich möchte es, Unglückliche. Ach! du weinst ja, wie ich weinte; was du empfindest, ich habe es empfunden. Meine Qual läßt mich Mitleid mit der deinigen haben. Sieh’, ich weine auch. Das ist sehr unglücklich, armes Kind! Ohne Zweifel, man hätte wohl einen Andern nehmen

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