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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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als du diesem Herrn von Belverana. Aber gehen wir nicht tiefer darauf ein; es steckt Gleicht etwas: Gefährliches darunter.
    Jeppo : Ich, meine Herren, in welchen Zeiten leben wir! Kennt ihr in diesem armen Italien, mit seinen Kriegen, seiner Pest und seinen Borgia, eine menschliche Kreatur, die sicher sei, ihr Übermorgen zu erleben?
    Apostolo : Übrigens, meine Herren! ich glaube, dass wir alle an der Gesandtschaft Teil nehmen sollen, welche die Republik von Venedig an den Herzog von Ferrara schickt, um ihm Glück zu wünschen, daß er den Malatesta Rimini wieder abgenommen. Wann reisen wir nach Ferrara ab?
    Oloferno : Bestimmt übermorgen. Ihr wißt, daß die beiden Gesandten ernannt sind. Die Wahl ist auf die Senatoren Tiopolo und Grimani, den General der Galeeren, gefallen.
    Apostolo : Wird der Hauptmann Gennaro mit uns gehen?
    Maffio : Ohne Zweifel! Gennaro und ich trennen uns niemals.
    Ascanio : Meine Herren, ich habe eine wichtige Bemerkung zu machen. Der spanische Wein wird ohne uns getrunken.
    Maffio : Gehen wir in den Palast zurück. He! Gennaro! Zu Jeppo: Er ist in der Tat über deine Geschichten eingeschlafen.
    Jeppo : So mag er schlafen.
    Alle gehen weg, Gubetta ausgenommen.

Zweite Szene
    Gubetta, Donna Lucretia, Gennaro schlafend
    Gubetta (allein): Ja, ich weiß mehr davon, als sie; sie sagten das ganz leise zu einander. Ich weiß mehr davon, als sie; aber Donna Lucretia weiß mehr, als ich; Herr von Valentinois weiß mehr, als Donna Lucretia; der Teufel weiß mehr, als Herr von Valentinois, und der Pabst Alexander VI. weiß mehr, als der Teufel. Indem er Gennaro betrachtet: Wie das schläft, die jungen Leute!
    Donna : Lucretia tritt ein, sie ist maskiert. Sie bemerkt schlafenden Gennaro und betrachtet ihn mit einer Art von Entzücken und Ehrfurcht: Er schläft! Das Fest hat ihn gewiß ermüdet! Wie schön er ist! Sie kehrt sich um. Gubetta!
    Gubetta : Sprecht nicht so laut, Donna. Ich heiße hier nicht Gubetta, sondern Graf von Belverana, spanischer Edelmann; Ihr, Donna, seid die Marquise von Pontequadrato, eine neapolitanische Dame. Es darf nicht aussehen, als kennten wir uns. Hat es Eure Hoheit nicht so befohlen? Ihr seid hier nicht zu Hause, Ihr seid zu Venedig.
    Lucretia : Das ist wahr, Gubetta. Aber es ist Niemand auf dieser Terrasse, als der junge Mann da, und der schläft; wir können einen Augenblick plaudern.
    Gubetta : Wie es Eurer Hoheit beliebt. Ich habe Euch noch einen Rat zu geben; nehmt die Maske nicht ab, man könnte Euch erkennen.
    Lucretia : Und was läge daran? Wenn sie nicht wissen, wer ich bin, so habe ich nichts zu fürchten, und wenn sie es wissen, so mögen sie sich fürchten.
    Gubetta : Wir sind zu Venedig, Donna. Ihr habt hier Feinde genug, und diese Feinde haben die Hände frei. Die Republik von Venedig würde freilich keinen Angriff auf die Person Eurer Hoheit dulden; aber man könnte Euch beleidigen.
    Lucretia : Ah! du hast recht, mein Name macht schaudern in der Tat.
    Gubetta : Es befinden sich hier nicht nur Venetianer, es sind auch Römer da, Neapolitaner, Lombarden, Italiener aus ganz Italien.
    Lucretia : Und ganz Italien haßt mich! Du hast recht! Das muß gleichwohl anders werden. Ich war nicht geschaffen, Böses zu tun, ich fühle es jetzt deutlicher, als je. Das Beispiel meiner Familie hat mich fortgerissen. Gubetta!
    Gubetta : Donna!
    Lucretia : Überbringe der Herrschaft Spoleto sogleich die Befehle, die ich dir geben werde.
    Gubetta : Gebietet, Donna. Ich habe immer vier Maultiere und vier Renner gesattelt und gezäumt.
    Lucretia : Was hat man mit Galeas Accajoli gemacht?
    Gubetta : Er wartet im Gefängnis, bis Eure Hoheit ihn hängen läßt.
    Lucretia : Und Guifry Buondelmonte?
    Gubetta : Ist im Kerker. Ihr habt noch nicht befohlen, ihn zu erdrosseln.
    Lucretia : Und Manfredi von Curzola?
    Gubetta : Ist ebenfalls noch nicht erdrosselt.
    Lucretia : Und Spadacappa?
    Gubetta : Nach Eurem Befehl soll ihm erst auf Ostern in der Hostie Gift gegeben werden. Das wird in sechs Wochen geschehen, wir sind eben im Karneval.
    Lucretia : Und Peter Capro?
    Gubetta : Zur Stunde ist er noch Bischof von Pesaro und Erzkanzler, aber ehe ein Monat vergeht, wird er nichts sein, als ein wenig Staub; denn unser heiliger Vater, der Pabst, hat ihn auf Eure Klagen verhaften lassen und hält ihn unter guter Aufsicht in den tiefen Kellern des Vatikans.
    Lucretia : Schnell! schreibe dem heiligen Vater, daß ich die Begnadigung des Peter Capro verlange! Gubetta, laß Accajoli in Freiheit

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