Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
Vom Netzwerk:
umgeben, kennst du nicht, sowie ich sie kenne. Wer weiß? du würdest ihnen aus jugendlichem Übermute trotzen wollen. Du würdest sprechen oder dich erraten lassen, und dann keine zwei Tage mehr leben. O nein! Begnüge dich mit der Gewißheit, daß du eine Mutter hast, die dich anbetet und Tag und Nacht über dein Leben wacht. Mein Gennaro, mein Sohn, du bist Alles, was ich auf Erden liebe, mein Herz schmilzt, wenn ich an dich denke.« Sie hält ein, um eine Träne zu verschlucken.
    Gennaro : Wie gefühlvoll Ihr das lest! Man sollte meinen, Ihr läset nicht, sondern Ihr sprächet. – Ach! Ihr weint! Ihr seid gut, Donna, und ich liebe Euch, weil Ihr um das weint, was meine Mutter geschrieben. Er nimmt den Brief, küßt ihn und steckt ihn wieder in den Busen. Ja, Ihr seht, es gab Verbrechen genug um meine Wiege. Meine arme Mutter! Nicht wahr, jetzt begreift Ihr, warum ich mich wenig um Galanterien und Liebeshändel kümmere? wie ich nur einen Gedanken im Herzen habe, meine Mutter! Ach, meine Mutter befreien, ihr dienen, sie rächen, sie trösten! Welch’ Glück! Dann will ich an Liebe denken! Alles, was ich tue, tue ich, um meiner Mutter würdig zu werden. Es gibt Abenteurer genug, die nicht gewissenhaft sind und die sich für den Teufel schlagen würden, nachdem sie für den heiligen Michael gefochten. Ich unterstütze nur die gerechte Sache, ich will eines Tages einen Degen so rein, wie den eines Königs, zu den Füßen meiner Mutter legen können. Seht, Donna, man hat mir einen vorteilhaften Platz im Dienste dieser ehrlosen Donna Lucretia angeboten, ich habe ihn ausgeschlagen.
    Lucretia : Gennaro! Gennaro! erbarmt Euch der Bösen! Ihr wißt nicht, was in ihrem Herzen vorgeht.
    Gennaro : Ich habe kein Erbarmen für das, was ohne Erbarmen ist. Aber lassen wir das, Donna, und jetzt, da ich Euch gesagt habe, wer ich bin, tut mir das Nämliche und sagt mir, wer Ihr seid?
    Lucretia : Ein Weib, das dich liebt, Gennaro.
    Gennaro : Aber Euer Name?
    Lucretia : Fraget mich nicht weiter.
    Fackeln. Jeppo und Maffio treten mit Geräusch herein. Donna Lucretia nimmt eilig die Maske vor.

Fünfte Szene
    Die Nämlichen, Maffio Orsini, Jeppo Liveretto, Ascanio Petrucci, Oloferno Vitellozzo, Don Apostolo Gazella, Herren, Damen, Pagen mit Fackeln
    Maffio (eine Fackel in der Hand): Gennaro, willst du wissen, wer das Weib ist, dem du von Liebe sprichst?
    Lucretia (bei Seite): Gerechter Himmel!
    Gennaro : Ihr alle seid meine Freunde, aber der ist ein toller Bursche, der die Maske dieser Dame berührt. Die Maske eines Weibes ist so heilig, wie das Gesicht eines Mannes.
    Maffio : Das Weib muß vorerst ein Weib sein, Gennaro! Wir wollen dieses da übrigens nicht beleidigen, wir wollen ihm nur unsere Namen sagen. Er nähert sich der Donna Lucretia. Donna, ich bin Maffio Orsini, Bruder des Herzogs von Gravina, welchen Eure Sbirren des Nachts, als er schlief, erdrosselt haben.
    Jeppo : Donna, ich bin Jeppo Liveretto, Neffe des Liveretto Vittelli, den Ihr in den Kellern des Vatikan erdolchen ließt.
    Ascanio : Donna, ich bin Ascanio Petrucci, Vetter des Pandolfo Petrucci, Herrn von Siena, den Ihr ermordet habt, um ihm desto leichter seine Stadt zu stehlen.
    Oloferno : Donna, ich heiße Oloferno Vitellozzo und bin ein Neffe des Jago Appiani, den Ihr bei einem Gastmahl vergiftet habt, nachdem Ihr ihm durch Verrat seine gute Feste Piombino weggenommen.
    Apostolo : Donna, Ihr habt auf dem Schaffotte den Don Francisco Gazella töten lassen, den Onkel Eures dritten Gemahls, des Don Alphons von Arragonien, den Ihr auf der Treppe der Peterskirche mit Spießen erstechen ließt. Ich bin Don Apostolo Gazella, Vetter des einen und Sohn des andern.
    Lucretia : O Gott!
    Gennaro : Wer ist dies Weib?
    Maffio : Und wollt Ihr jetzt, Donna, nachdem wir Euch unsre Namen genannt, daß wir Euch auch den Eurigen nennen?
    Lucretia : Nein, nein. Habt Mitleid, meine Herrn! Nicht vor ihm!
    Maffio (nimmt ihr die Maske ab): Nehmt Eure Maske ab, Donna, damit wir sehen, ob Ihr noch erröten könnt.
    Apostolo : Gennaro, dies Weib, dem du von Liebe sprachst, mischt Gift und treibt Ehebruch.
    Jeppo : Treibt Blutschande in allen Graden. Blutschande mit ihren beiden Brüdern, von denen der eine den andern aus Liebe für sie erschlagen hat.
    Lucretia : Gnade!
    Apostolo : Blutschande mit ihrem Vater, der Papst ist.
    Lucretia : Erbarmen!
    Oloferno : Blutschande mit ihren Kindern, wenn sie deren hätte, aber der Himmel versagt sie dem Ungeheuer.
    Lucretia : Genug, genug!
    Maffio :

Weitere Kostenlose Bücher