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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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Grafschaft Waterford abzutreten, das ist hart. Was tun? Ihr sannt auf ein Mittel, das Mädchen zu vernichten. Ein braver Mann hätte sie vergiften oder ermorden lassen; Ihr, Mylord, habt es besser angefangen, Ihr habt es entehrt.
    Fabiani : Unverschämter!
    Der Mann : Euer Gewissen spricht mit Euch, Mylord. Ein Anderer hätte dem Mädchen das Leben genommen, Ihr habt ihm die Ehre und somit die Zukunft gestohlen. Die Königin Marie ist prüde, trotz ihrer Liebschaften.
    Fabiani : Der Mann geht Allem auf den Grund.
    Der Mann : Die Königin hat keine gute Gesundheit; die Königin kann sterben, und dann würde der Günstling über ihrem Grabe stolpern. Die materiellen Beweise für den Rang des Mädchens können sich wiederfinden, und dann, wenn die Königin tot ist, wird Jane, trotz ihrer Entehrung, als Erbin von Talbot anerkannt werden. Nun, Ihr habt auch den Fall vorausgesehen, Ihr seid ein junger Herr von gutem Aussehen, Ihr habt sie in Euch verliebt gemacht, sie hat sich Euch überlassen; im schlimmsten Falle würdet Ihr sie heiraten. Sträubt Euch nicht gegen diesen Plan, Mylord, ich finde ihn herrlich. Ich möchte Ihr sein, wenn ich nicht Ich wäre.
    Fabiani : Danke!
    Der Mann : Ihr habt die Sache mit Geschick betrieben. Ihr habt Euren Namen verborgen. Vor der Königin seid Ihr gedeckt. Das arme Ding meint, ein Ritter aus dem Lande Sommerset, Namens Amyas Pawlet, habe sie verführt.
    Fabiani : Alles! Er weiß Alles! Zur Sache jetzt. Was willst du von mir?
    Der Mann : Mylord, wenn Jemand die Papiere in seinen Händen hätte, welche über die Geburt, das Dasein und die Rechte der Erbin Talbot’s Auskunft geben, so würde Euch das arm machen wie meinen Vorahnen Job, und würde Euch keine andern Schlösser übrig lassen, Don Fabiano, als Schlösser in Spanien, was Euch recht unangenehm sein würde.
    Fabiani : Ja, aber Niemand hat diese Papiere.
    Der Mann : Doch.
    Fabiani : Wer?
    Der Mann : Ich.
    Fabiani : Bah! du Elender! das ist nicht wahr. Jude, der spricht, Zunge, die lügt.
    Der Mann : Ich habe diese Papiere.
    Fabiani : Du lügst. Wo hast du sie?
    Der Mann : In meiner Tasche.
    Fabiani : Ich glaube dir nicht. Gut in Ordnung? Es fehlt nichts daran?
    Der Mann : Es fehlt nichts.
    Fabiani : Dann muß ich sie haben.
    Der Mann : Sachte!
    Fabiani : Jude, gib mir diese Papiere.
    Der Mann : Sehr gut. – Jude, elender Bettler, der in den Straßen herumstreicht, gib mir die Stadt Shrewsbury, gib mir die Stadt Wexford, gib mir die Grafschaft Waterford! – Ein Almosen, wenn es Euch beliebt!
    Fabiani : Diese Papiere sind Alles für mich, Nichts für dich.
    Der Mann : Simon Renard und Lord Chandos würden sie mir gut bezahlen.
    Fabiani : Simon Renard und Lord Chandos sind die zwei Hunde, zwischen welche ich dich werde hängen lassen.
    Der Mann : Ihr habt mir sonst nichts vorzuschlagen? Lebt wohl.
    Fabiani : Steh’, Jude! – Was soll ich dir für diese Papiere geben?
    Der Mann : Etwas, das Ihr bei Euch habt.
    Fabiani : Meinen Beutel?
    Der Mann : Pfui! Wollt Ihr den meinigen?
    Fabiani : Was denn?
    Der Mann : Ihr habt ein Pergament, das Euch nie verläßt. Es ist ein Freibrief, den die Königin Euch gegeben hat, indem sie auf ihre katholische Krone schwur, dem, welcher ihr ihn überreichen wird, jede Gnade, die er verlangt, zu erweisen. Gebt mir diesen, und Ihr sollt die Urkunden der Jane Talbot erhalten. Papier um Papier.
    Fabiani : Was willst du mit diesem Freibrief anfangen?
    Der Mann : Seht die Karten aufgelegt, Mylord. Ich habe Euch Eure Geschichte gesagt; ich will Euch jetzt die meinige erzählen. Ich bin einer der ersten Wechsel-Juden in der Cantersten-Straße zu Brüssel. Ich leihe mein Geld aus. Das ist mein Geschäft. Ich leihe zehn, und man gibt mir fünfzehn wieder. Ich leihe der ganzen Welt, ich würde dem Teufel leihen, ich würde dem Pabste leihen. Es sind jetzt zwei Monate, daß einer meiner Schuldner starb, ohne mich bezahlt zu haben. Er war ein alter, verbannter Diener der Familie Talbot. Der arme Teufel hinterließ nichts, als einige Lumpen. Ich ließ sie in Beschlag nehmen. In diesen Lumpen fand sich ein Kästchen, und in diesem Kästchen Papiere, die Papiere von Jane Talbot, Mylord, mit ihrer aufs Genauste erzählten und für bessere Zeiten mit Beweisen versehenen Geschichte. Die Königin von England gab Euch gerade damals die Güter von Jane Talbot. Nun hatte ich gerade die Königin von England für ein Darlehen von zehntausend Mark Gold nötig. Ich sah ein, daß sich mit Euch etwas würde machen lassen.

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