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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner
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fügte ich noch «Und versteht einer die Männer?» hinzu. Darauf hätte ich in der Tat gerne mal eine Antwort.
    «Meine Güte, du bist ja richtig philosophisch!», staunte Antonia. «Aber jetzt geht’s zur Sache. Was fällt dir ein zu: Stell dir vor, Erna hat schlechte Laune. Was würdest du tun, um sie aufzumuntern ?»
    «Das war die gute Fee, oder?»
    Die Freundinnen nickten.
    «Ich würde ausnahmsweise mal auf mein tägliches Topflappentraining verzichten und ihr ein raffiniertes Oberteil häkeln», schrieb ich tapfer.
    «Ich kann nur für dich hoffen, dass diese Person wirklich ein Phantom ist», murmelte Bettina. «Sonst hast du unter Umständen ein dickes Problem …»
    Hast du Macken, die uns so richtig schockieren könnten?
    Allmählich begann die Sache mir Spaß zu machen: «Abgesehen davon, dass ich nach jeder übersetzten Seite laut rülpse und auf der Toilette Schlager von Cindy & Bert singe, kaum.»
    Was wünschst du dir nach einem üppigen Menü? , lautete die letzte Frage.
    «Na, was denn schon?!» Ich schrieb: «Dass ich zum Verdauen von vier schönen, starken Nubiern in einer Sänfte mehrmals ums Haus getragen werde!»
    «Okay, das war’s», sagte Antonia. «Jetzt gleich auf Abschicken, sonst fängst du nur an zu zweifeln!»
    «Genau», sagte Bettina. «Und ich fahre noch mal nach Hause und hole meinen PC. Den brauche ich für die Arbeit. Und wenn der liebe Ferdinand sieht, dass ich den hole, zweifelt er sicher nicht mehr daran, dass es mir mit der Wohnungskündigung ernst ist.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 3
    Schon als Kind konnte ich Sonntage nicht leiden, denn sie bestanden zu 99 Prozent aus Langeweile und Pflichtbesuchen.
    Meistens ging es gegen elf zu den Großeltern, wo meine Eltern und ich zu Mittag aßen und anschließend mit Kaffee und Kuchen abgefüllt wurden. Noch heute wurde mir beim Zurückdenken an diese Zeiten ganz anders, und ich war froh, dass ich nun selber über meine Sonntage verfügen konnte.
    Ich schwang mich gerade gut gelaunt aus dem Bett, als mein Telefon klingelte.
    «Tante Renate braucht dringend ein Dach über dem Kopf, und da habe ich an euer Gästezimmer gedacht!» Meine Mutter hielt nichts von einleitenden Sätzen, und ich spürte, wie in meinem Kopf dunkle Gewitterwolken aufzogen. Meine Mutter und ich verstanden uns blendend. Wenn wir gelegentlich aneinander dachten.
    Jede Form von direkter Kontaktaufnahme endete jedoch garantiert mit einem Fetzenstreit. Das Verhältnis zu meiner Tante war zwar besser, aber noch lange nicht so innig, dass ich sie hier für längere Zeit beherbergen wollte.
    «Bist du noch dran?»
    «Bin ich», sagte ich. «Was ist denn mit Tante Renate?»
    «Wasserrohrbruch», sagte meine Mutter knapp.
    Na toll. «Wir haben aber schon jemanden im Gästezimmer.»
    «Kann sie nicht in einem deiner Zimmer unterkommen?»
    Um Himmels willen! Ich hatte ein Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer, war aber nicht willens, die mit jemandem zu teilen.
    «Du hast doch selber eine große Wohnung», gab ich zurück. «Ganz allein für dich. Und so eine Rohrbruchreparatur wird kaum Jahre in Anspruch nehmen, oder?»
    «Du weißt ja, wie unser Verhältnis ist», war die Antwort.
    Meine Tante glaubte mit ihren neunundfünfzig Jahren immer noch an die große Liebe. Als junges Mädchen von neunzehn Jahren hatte sie einen wesentlich älteren Mann geheiratet, Johann. Anfangs war alles in Butter gewesen: Johann war nett, höflich und finanziell gesehen eine ausgesprochen gute Partie, schied aber bereits vier Monate nach der Hochzeit an einem Herzinfarkt dahin. Da er ihr eine Menge Geld hinterlassen hatte, musste Renate sich fortan um ihren Lebensunterhalt keine Sorgen mehr machen, und Johann nahm in ihrer Erinnerung gottgleiche Züge an. Kein anderer konnte ihm das Wasser reichen, aber Tante Renate rechnete unverdrossen täglich mit der Ankunft eines zweiten Wundermannes.
    Bis es so weit war, reiste sie in der Weltgeschichte herum und vertrieb sich die Zeit in unzähligen Töpferkursen. Die Ergebnisse verschenkte sie großzügig in der Verwandtschaft – leider.
    Für meine Mutter waren dagegen alle Männer potenzielle Betrüger, die man sich besser vom Leib hielt. Jedenfalls dachte sie so, seit mein Vater vor einigen Jahren mit seiner Sekretärin durchgebrannt war.
    «Das müsste ich erst mal mit Antonia und Bettina abklären», sagte ich.
    «Dann mach mal, Renate braucht dringend eine Zusage.»
    «Moment!», rief ich. «Du hast nicht das Recht, mich hier

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