George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
los!»
«Stimmt. O Mann war auch los», sagte ich und erzählte, was ich vorhin auf der Treppe erlebt hatte. Bettina und Antonia waren ganz Ohr. «Und jetzt überlege ich mir, ob ich in diesen Kurs gehe, damit ich ihn wiedersehe.»
«Was habe ich gesagt?», grinste Bettina. «Kaum haben wir darüber geredet, rennst du einem tollen Typen in die Arme. Ausgerechnet vor der Tür dieses Schaumschlägers Cantak Mhia. Er hat Ferdinand ein paar Mal besucht, und da war er gar nicht erleuchtet drauf. Eher so, als wäre er im sexuellen Notstand.»
«Ich nehme das doch gar nicht ernst», beruhigte ich sie. «Außerdem leitet ein anderer den Kurs.»
«Und was machst du, wenn dieser George so ein völlig vergeistigter Esofritze ist?», fragte Antonia. «Der statt Sex nur atmen will?»
«Dann fällt mir schon etwas ein, womit ich ihm den Sex schmackhaft machen könnte», sagte ich und schaute lüstern in die Runde. «Dazu brauche ich nicht mal einen Kurs.»
«Ich sehe meinen Kosmetiktermin jedenfalls näher rücken», freute sich Bettina. «Aber für dich wird die Sache allmählich teuer. Wie viel kostet dieses betreute Schnaufen?»
Bettina war eben durch und durch Geschäftsfrau.
«Hundertachtzig Euro», sagte ich gelassen. «Aber dank Tobias bin ich ganz gut bei Kasse.»
«Dank Tobias?»
«Weil er unsere Verabredungen immer wieder verschoben hat, habe ich sehr viel gearbeitet und kann nächste Woche ein Manuskript abgeben, das erst im Juli fällig wäre. Daher fehlt es mir im Augenblick weder an Zeit noch an Geld.» Ich grinste selig vor mich hin. «Deine Schönheitskur ist gesichert. Und den Rest des Geldes haue ich für ansprechende Outfits auf den Kopf!»
Bettina und Antonia gingen ihrer Wege, und ich setzte mich hochmotiviert an den Computer. Dank meiner wildgewordenen Hormone arbeitete ich mich mühelos durch die letzten Seiten, und als meine Maike sich knutschend mit einem gewissen Jan von den Lesern verabschiedete, seufzte auch ich zufrieden auf. Ring frei für George und mich!
Ich driftete gedanklich gerade wieder in seine Arme ab, als Bettinas Stimme mich zum zweiten Mal an diesem Tag in die Wirklichkeit zurückholte.
«Oh-Schei-ße-nein! Bleibst du stehen, du blöder Karton!» Lautes Scheppern verkündete, dass die Schachtel ihr diesen Gefallen nicht tat, und ich rannte zur Wohnungstür, um zu helfen.
«Ich werde noch wahnsinnig!», rief Bettina mir entgegen. «Schau dir das an!» Edelstahlpfannen und kaputtes Geschirr bildeten ein wildes Muster auf dem Holzfußboden.
«Schade, dass Kirsti und Oliver keinen Polterabend planen», sagte ich und holte Besen und Schaufel. «Aber immer positiv denken: Scherben bringen Glück!»
«Davon könnte ich gerade ein paar Kilo gebrauchen», brummte Bettina und kehrte zusammen. «Ich hatte eben ein höchst unerfreuliches Gespräch mit Ferdinand.»
«War er stinkig wegen der Wohnungskündigung?»
Bettina lachte kurz auf. «Zuerst wollte er es gar nicht glauben. Deshalb habe ich gleich ein paar Kartons gepackt, damit er kapiert, dass ich es ernst meine.» Sie schaute unglücklich auf das Chaos am Boden. «Und dann ist er total ausgeflippt. Von wegen ich sei verklemmt und man würde doch wohl mal seinen Gefühlen nachgeben können und überhaupt. Ich würde schon sehen, was passiert, wenn ich die Wohnung tatsächlich kündigen würde. Und dann ist er abgehauen.»
«Was kann er dir denn schon groß antun?»
«Keine Ahnung», sagte Bettina. «Aber ich werde hier so schnell wie möglich einziehen. Auf Psychospielchen habe ich keinen Bock.»
«Oliver hat wirklich schon viel rausgeschafft», tröstete ich sie. «Die Schränke holt er am kommenden Samstag ab, zusammen mit diesem Regal.»
«Apropos Schränke.» Bettina schaute mich verzweifelt an. «Ich brauche dringend zwei Bücherschränke. Hättest du die Nerven, mit mir zu IKEA zu fahren? Alleine packe ich das heute nicht. Schon beim Gedanken an den Laden kriege ich Pickel …»
«Wie wäre es, wenn wir den Ausflug zu dritt machen?», schlug ich vor. Ich wusste, dass Antonia jede Gelegenheit ergreifen würde, sich vor dem Korrigieren zu drücken. «Gemeinsames Ablästern ist an solchen Tagen Gold wert.»
IKEA begrüßte uns mit der Durchsage: «Die kleine Tschihna-Marrie möchte aus dem Småland abgeholt werden! Ich wiederhole …»
Bettina hatte schon auf der ganzen Fahrt hierher schlechte Laune gehabt. «Sogar das ‹Kinderparadies› haben sie abgeschafft. Das lässt doch tief blicken, oder?», motzte sie
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