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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner
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herumzukommandieren!»
    «Ist es denn zu viel verlangt, wenn ich dich ein Mal um etwas bitte?»
    Ich ließ die Ohren hängen. Wenn sie mir so kam, gewann sie immer.
    «Ich frage sie gleich», sagte ich lahm.
    Im nächsten Moment hörte ich das Freizeichen. So viel zu selbstbestimmten Sonntagen …

    Meine Mitbewohnerinnen saßen schon beim Frühstück.
    «Das war meine Mutter», sagte ich und steuerte auf die Kaffeemaschine zu. «Tante Renate braucht ein Dach über dem Kopf, weil ihre Wohnung unter Wasser steht. Fällt euch ein gutes Argument ein, wie wir das abbiegen können?»
    «Och, Tante Renate ist doch süß», sagte Antonia, die meine gesamte Verwandtschaft schon seit langem kannte. «Außerdem erzählt sie immer so witzige Geschichten aus deiner Kindheit.» Sie beugte sich zu Bettina vor. «Hast du zum Beispiel gewusst, dass Klein Eva eine Zeitlang ihr Töpfchen zum Einkaufen mitgenommen hat? Einmal hat sie mitten im Supermarkt …»
    «He!», rief ich. «Ich bin jetzt echt nicht in Stimmung, mir bescheuerte Kindergeschichten anzuhören. Sagt mir lieber, wie wir meine Mutter überzeugen können, dass sie ihre Schwester selber aufnimmt.»
    «Du meine Güte», sagte Antonia. «Dann kannst du sie gleich umbringen!»
    «So schlimm?» Bettina sah mich besorgt an. «Ich könnte doch gleich in Olivers Zimmer ziehen. Dann haben wir Platz genug.»
    «Zum Beispiel», sagte Antonia und klopfte einladend auf den Stuhl neben sich. «Aber jetzt frühstückt erst mal in Ruhe.»
    Ich hatte gerade in mein Schinkenbrot gebissen, als mir etwas einfiel. «Verdammt, die Töpfergeschenke!», rief ich mit vollem Mund. «Es würde ihr bestimmt auffallen, wenn die hier nicht herumstehen.»
    «Oje», sagte Antonia. «Mir hat sie auch schon mal was geschenkt. Aber frag mich nicht, wo ich das hingepackt habe …»
    «Meine Tante töpfert exzessiv», klärte ich Bettina auf. «Und zu jedem Geburtstag schenkt sie mir etwas Selbstgemachtes.»
    «Verstehe», sagte Bettina. «Und sie geht davon aus, dass all diese Sachen bei dir einen Ehrenplatz haben.»
    «So ist es.» Ich trank einen schnellen Schluck Kaffee und rannte hinunter in den Keller.
    Just hatte ich sämtliche Masken, Clownsfiguren, Vasen und Tonreliefs in der Wohnung verteilt, als meine Mutter wieder anrief.
    «Sag ihr, dass sie willkommen ist.» Bettina tätschelte mich am Arm. «Wir kriegen das schon hin.»

    Eine Stunde später klingelte es, und meine Tante stand mit Sack und Pack vor dem Haus, gleich neben Frau Wolf und Frau Prokopetz, die sich ausführlich über Herbertchens Verletzungen unterhielten.
    «Und da hat sich diese Bestie noch mal auf ihn gestürzt, obwohl mein kleiner Schatz völlig leblos am Boden lag. Ich kann dir sagen, ich dachte, ich sterbe!»
    Frau Wolf bebte vor Empörung und sah uns vorwurfsvoll an. «Und da sagt diese Person, da sagt die auch noch, dass mein Herbertchen selber schuld ist, also ich bitte dich!» Herbertchen stand neben ihr und nagte unentwegt an dem großen Verband, der ihm um den Bauch gewickelt worden war.
    Frau Prokopetz schüttelte den Kopf. «Schrecklich, Ilse, fuachtbar! Hoffentlich hat er jetzt nicht auch noch Ehts!»
    Frau Wolf schaute ihre Freundin entsetzt an. «Meinst du, das geht, Rosi?»
    Ihre Freundin nickte mit ernstem Gesicht. «Du glaubst gar nicht, wer schon alles Ehts hat. Sogar der Dings, du weißt schon, der in dieser einen Serie mitgespielt hat!»
    «Is nicht wahr!» Frau Wolf wuchtete den fetten Pudel hoch. «Hat dieses Ungeheuer dich angesteckt, mein Schatzi? Du musst Mutti sofort sagen, wenn was ist, hörst du? Mutti geht dann gleich mit dir zum Doktor, nä?»
    Da jaulte Herbertchen los, als hätte Mephisto ihn erneut in den Krallen.
    «Der hat bestimmt so ’n akkopalüptischen Schock», urteilte Frau Prokopetz. «Da hab ich letzte Woche was in der BILD von gelesen. Das sieht man nicht und kann es trotzdem haben. Fuachtbar!»

    Als wir in unserer Wohnung angekommen waren, strahlte mich meine Tante an.
    «Evchen, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du mich bei dir aufnimmst!» Sie drückte mich zum zweiten Mal an ihren großen Busen. «Grundgütiger! So eine Aufregung aber auch! Stell dir vor, der ganze Flur war eine einzige …»
    «War bestimmt furchtbar», fiel ich ihr ins Wort. «Aber jetzt bist du in Sicherheit. Komm, wir trinken erst mal einen schönen Kaffee.»
    «Das bekommt mir bei dieser Aufregung gar nicht.» Meine Tante kramte eine Plastiktüte aus einer ihrer Reisetaschen.

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