George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
mehr heraus. «Und ob!»
Bettina beugte sich dichter zu ihr. «Herr Wendel ist nämlich völlig impotent geworden, und das macht ihm enorm zu schaffen …»
Frau G-G schlug die Hand vor den Mund. «Ist nicht wahr!»
«Das müssen Sie natürlich für sich behalten», sagte Bettina mit all ihrem Charme. «Der arme Kerl. Aber das ist nun wirklich kein Grund, mir das Geschäft zu vermiesen, oder?»
Zur Abwechslung schüttelte Frau Goller-Glück nachdrücklich den Kopf. «Nein, so etwas ist unanständig!» Dann mischte sie sich wieder unter die Besucher.
«Du bist ja eine Ratte!», rief Antonia begeistert. «Was meinst du, wie lange sie diese Neuigkeit für sich behält, mh?»
Ich sah, wie die Goller-Glück sich angeregt mit einigen Frauen unterhielt. «Ich würde sagen, die ersten drei wissen es schon.»
«Tja, das kommt davon, wenn man sich als Lügenschleuder betätigt.» Bettina sah uns mit ihrem berühmten Blutvergießerblick an. «Der liebe Herr Wendel wird sich noch warm anziehen müssen!»
Darauf stießen wir an.
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Kapitel 5
«Ganz ruhig, Eva, die werden dich schon nicht fressen», murmelte ich, als ich mein Fahrrad vor dem Haus der Bürogemeinschaft abstellte. Ich drückte auf die Kupferklingel und fühlte mich wie eine Fünfjährige, die zum Vorsingen bestellt war.
«Ja, bitte?», klang es blechern an mein Ohr.
«Eva Schumann. Ich habe einen Termin!», sagte ich, doch bei dem Wort «habe» summte der Öffner bereits, und ich drückte die schwere Haustür auf.
Während ich in den zweiten Stock hinaufging, war ich überzeugt, dass es eine Schnapsidee gewesen war, sich hier zu bewerben. Schon das Treppenhaus war so nobel, dass ich mir mit Sicherheit nicht mal die Nebenkosten für das Büro leisten konnte.
Oben angekommen klingelte ich erneut. Die Tür wurde aufgerissen, und eine Frau guckte mich über den Rand ihrer Schildpattbrille an. Es gab die gute Fee von der Website also tatsächlich. Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren. Noch nie in meinem Leben war ich jemandem begegnet, der auch nur annähernd so aussah wie Frau Balösius.
Sie trug ein orangerotes Twinset zu einem kurzen pinkfarbenen Rock, dazu perlmuttfarbene Strümpfe und rote Samtpantöffelchen. Auch das halblange Haar hatte einen Rotton, irgendwas in Richtung Mahagoni, und war mit einigen Nadeln zusammengesteckt. Ich schluckte und schloss die Augen. Schließlich wollte ich kein Farbschleudertrauma bekommen.
«Kindchen, ist alles in Ordnung?», fragte eine heisere Stimme.
«Ja, doch! Alles prima!», stammelte ich und öffnete vorsichtig die Augen.
Die gute Fee sah mich durchdringend an. «Ich glaube, Sie brauchen einen Kaffee. Ist ja auch noch früh!» Ohne meine Antwort abzuwarten, zog sie mich über die Türschwelle und half mir aus dem Mantel.
«Ah, da ist ja unsere Bewerberin!» Ein großer, äußerst gut aussehender Mann mit raspelkurzen Haaren kam auf mich zu.
«Herzlich willkommen!», sagte er und schüttelte mir die Hand. «Ich bin Franz.»
«Das Kind braucht erst mal einen ordentlichen Kaffee!», sagte die Türfee bestimmt und genehmigte sich selber einen Schluck aus einer großen Tasse, deren Inhalt roch, als könnte man damit die Leopoldstraße teeren.
«Nicht deine Spezialmischung, Erna!», sagte Franz. «Wir kümmern uns schon um sie!»
Erna schnaufte, gab sich aber geschlagen.
«Die anderen warten im Besprechungsraum», sagte Franz und führte mich einen langen, breiten Flur entlang. «Wir sind schon sehr gespannt!»
Mir sank der Mut geradewegs in die Schuhe. «Ich hoffe, ich muss keine Tänzchen vorführen oder, noch schlimmer, singen?», versuchte ich meine Nervosität zu überspielen.
«Ach was!», sagte Franz. «Wir plaudern ein bisschen, und dann sehen wir schon, ob die Chemie stimmt.» Er beugte sich etwas zu mir herüber. «Vor allem machen wir das ohne Ernas Kaffee. Der ist für Normalsterbliche absolut tödlich!»
Das Gespräch verlief sehr entspannt, und bei einem leckeren Cappuccino lernte ich die Mitglieder der Bürogemeinschaft näher kennen.
«Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass dir öfters die Decke auf den Kopf fällt», sagte Katharina, eine nette Illustratorin in meinem Alter. «Dabei glauben die meisten Leute, dass wir das große Los gezogen haben. Bei mir denken sie immer, dass ich ein supertolles, kreatives Hobby habe und den ganzen Tag goldige Bärchen zeichne!» Sie stellte ihre Kaffeetasse mit einem Knall auf den Tisch zurück. Sie fuhr sich durch die
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