George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Renate die Wohnung.
«Grundgütiger, ich freue mich so», war der Satz, den meine Tante wie ein Mantra wiederholte. «Heute fängt ein neuer Töpferkurs an: Das Porträt in Ton. Das wird bestimmt aufregend! Wisst ihr, was das Schöne am Töpfern ist?»
Antonia und ich schüttelten synchron den Kopf.
«Ton kann man formen, wie man will, und er enttäuscht einen nie!» Mit diesen philosophischen Worten ließ sie uns zurück.
«Vielleicht sollten wir es auch mal mit einem Hobby versuchen», kicherte Antonia, während sie eine Werbesendung aus dem Briefkasten angelte. «Oh, schau mal, du hast Post!» Sie drückte mir das neueste Programm vom Oberknaller Mhia in die Hand. «Hast du dich denn nun für diesen Kurs angemeldet?»
«Hab ich. Und wenn George zum Atmen nicht auftaucht, fang ich an zu hyperventilieren.»
«Oder du fragst Renate. Vielleicht hat sie bis dahin einen abgelegten Liebhaber für dich.» Antonia hielt mir grinsend die Tür auf.
«Den ich bei Volksmusik bekochen kann? Vielen Dank.» Ich lehnte mich draußen an die Hauswand und blätterte im neuen Kursprogramm. «Leben Sie!» stand groß auf der ersten Seite. Mhia hatte gut reden. Von den Kursgebühren, die er einstrich, konnte man wahrhaftig prima leben.
«Vielleicht solltest du auch mal etwas anderes als diese Horoskopgeschichten in Angriff nehmen. Wie wäre es mit einer Runde ‹Hellhörigkeit-Hellfühligkeit›, im Wechsel mit ‹Engelarbeit und Seelenrückholung›?», schlug ich Antonia vor. Beim Lesen hörte ich automatisch sein blödes «Ja-ja-ha»: die erste Silbe normal, die zweite singsangmäßig etwas höher. «Oder das hier: ‹Erfolg-Reich sein. Teilhaben am materiellen Energiefluss des Lebens. Nur auf Anfrage›.»
«Nie wieder Schulaufgaben korrigieren, das wär’s!», seufzte Antonia, als Bettina mit quietschenden Reifen anhielt und uns hektisch zuwinkte. Schnell stopfte ich das Heftchen in meine Tasche, und wir stiegen zu ihr ins Auto.
«Sorry, dass ich so spät bin», sagte sie, während sie losfuhr. «Aber Mister Sackgesicht hat mich angerufen und kein Ende gefunden.» Sie schaute über die linke Schulter, gab Vollgas und bog in die Schweigerstraße ein. «Wollte wissen, wie es denn nun mit der Kündigung wäre und überhaupt.»
«Achtzig ist trotzdem etwas schnell», versuchte ich sie zu bremsen. «Wir schaffen das schon noch.»
Links und rechts sah ich Menschen mit empörten Gesichtern in ihren Autos sitzen. «Denk daran, du brauchst deinen Führerschein!»
Bettina holte tief Luft. «Es geht gleich wieder. Aber dieser Typ geht mir derart auf den Senkel! Was, glaubt ihr, hat er mir erzählt?» Wütend überholte sie auf der rechten Spur.
«Du wirst es uns sicher gleich verraten.» Antonia krallte sich am Türgriff fest.
«Dieser Trottel hat doch tatsächlich damit gedroht, mir eins auszuwischen, wenn ich die Wohnung kündige!» Bettina schnaubte wie ein Stier.
«Und hat er dir auch verraten, wie er das bewerkstelligen will?» Bettina bog plötzlich scharf nach links ab, und ich musste mich festhalten, um nicht auf ihrem Schoß zu landen.
«Nein, aber er soll sich nur vorsehen. Mir sind auch schon einige Sachen eingefallen, mit denen ich ihm das Leben sauer machen kann.» Sie machte eine Vollbremsung an einer Ampel. «Da wird ihm das Lachen schnell vergehen!»
«Zu welcher Kunstrichtung bewirtest du denn die Leute heute Abend?», fragte Antonia, als wir die Stadt hinter uns gelassen hatten.
«Irgendwas mit Aquarellen», brummte Bettina, während sie ein Rentnerauto aus Erding überholte. «Der Künstler ist anwesend, und irgendein Kunstexperte aus München spricht einführende Worte. Wir gehen zuerst mit Weißwein durch, Bier kann am Buffet geholt werden. Dann gibt es – he, du Trottel!» Sie zeigte einem Autofahrer, der ihr gerade die Spur geschnitten hatte, mit einer klaren Geste, was sie von seinen Fahrkünsten hielt. «Wo war ich stehen geblieben?»
«Bei Trottel und Bier am Buffet.»
«Richtig!» Bettina strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. «Und nach der Einführung können sich die Leute bei uns am Buffet bedienen. Ich denke mal, dass wir so gegen zehn wieder zu Hause sind.»
«Ah, wie schön, dass Sie schon da sind, Frau Willmer!» Eine übergewichtige, schwarz gekleidete Mittfünfzigerin stöckelte nervös auf Bettina zu. «Ich habe die Tische bereits aufgebaut, Sie kennen ja den Weg!»
Bettina stellte uns Mathilde Krüger, die Galeristin, vor, und wir machten uns ans Werk.
«Ich finde diese
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