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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fanny Wagner
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Aquarelle, ehrlich gesagt, ziemlich schrecklich», flüsterte Antonia, als wir mit unseren Platten durch die Räume gingen. «Allein die Farben! Das kriegen die Schüler im Leistungskurs Kunst bei uns in der Schule besser geregelt!»
    «Du verstehst das eben nicht», ätzte Bettina neben ihr. «Das hier ist echte Kunst. Nicht solche amateurhaften Kritzeleien.» Sie drehte sich kurz um, um zu sehen, ob Frau Krüger in der Nähe war. «Kunst muss nicht gefallen, Kunst muss Knete bringen, und wenn du sie verstehen kannst, ist es sowieso schon zu spät!» Sie grinste. «Das habe ich jedenfalls gelernt, seit ich in diesen Kreisen verkehre.»
    Als wir alles aufgebaut hatten, trudelten auch schon die ersten Gäste ein. Der Künstler des Abends, ein gewisser John Stahlmann, kam gleich auf Bettina zu und schüttelte ihr umständlich die Hand.
    «Frau Willmer, es ist immer wieder eine Freude, Sie zu sehen. Immer hübsch, freundlich und mit den besten Leckereien, die ich mir vorstellen kann!» Auch uns schüttelte er die Hand. «Und so hübsche Helferinnen!», schleimte er weiter. Dann beugte er sich vertraulich zu Bettina und flüsterte: «Aber ich hoffe, die gibt’s umsonst dazu, oder? Sonst bekomme ich Probleme mit meiner Frau! Hahaha!»
    «Alles im Preis inbegriffen, Herr Stahlmann», sagte Bettina und lächelte zuckersüß zurück. «Es sei denn, Sie überweisen so spät wie beim letzten Mal. Dann muss ich Ihnen die Damen extra in Rechnung stellen.»

    Die Galerie füllte sich rasch, und eine halbe Stunde später lauschte die Gesellschaft gebannt den Ausführungen eines komplett schwarz gekleideten Kunstkenners.
    «John Stahlmann versteht es, uns mit den aktuellen Arbeiten seine unkomplizierte und unverkopfte Sicht auf die Dinge dieser Welt zu vermitteln», begann der Experte namens Brücklmaier. «Es, äh, geht ihm dabei vor allem um das, äh, Nichtfunktionieren von Kommunikation und um den Moment der, äh, ja, ich glaube, wir können hier wirklich von einer fast surrealistischen Erfahrung sprechen, die der Betrachter machen kann, wenn er sich ganz, und damit meine ich wirklich ganz, einlässt auf diese wundervollen Werke.» Er holte tief Luft. «Dann wird er feststellen, dass es dem Künstler vor allem um eine intuitive und emotionale Erfahrung geht, die er immer mit einem Funken Ironie verbindet.»
    «Tante Renate würde Grundgütiger dazu sagen», brummte Antonia.
    «… und daher freue ich mich, dass es ihm bei den neuen Arbeiten gelungen ist, diese verschiedenen Bedeutungsebenen und unterschiedlichen Bildsprachen übereinanderzulegen, und dass er uns an diesem Prozess teilhaben lässt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!»
    Die Anwesenden klatschten begeistert und bestürmten Herrn Brücklmaier mit schlauen Fragen.

    «Warum müssen Künstler und Galeristen eigentlich immer schwarz gekleidet sein?», fragte ich. «Hoffen die, dass sie dann vergeistigt aussehen?»
    «Jedenfalls muss man sich nie Gedanken machen, ob die Sachen zusammenpassen», mutmaßte Bettina. «Schwarz passt immer zu Schwarz!»
    «Außerdem kaschiert es die paar Pfund zu viel auf der Hüfte. Was meint ihr, warum die Krüger Schwarz trägt?!» Antonia zeigte auf eine üppige Dame, die man schon als fett bezeichnen konnte. «Obwohl, sie sieht auch in Schwarz aus wie eine Wurst in der Pelle!»
    «Sollen sie machen, was sie wollen», brummte Bettina und fing an, den Leberkäse in Scheiben zu schneiden. «Es geht los, Mädels! Und denkt dran: Wem die Speisenauswahl nicht passt, kann sich zur Hölle scheren. Aber verpackt diese Aussage bitte etwas charmanter.»
    Zum Glück mussten wir gar nicht so direkt werden, denn die Leute waren hungrig und stürzten sich, ohne zu murren, auf das von Bettina vorbereitete Buffet.
    «Schaut euch mal diesen Strizzi da drüben an.» Ich zeigte unauffällig auf einen Mann, der um die fünfundsechzig sein musste. Er hatte volles silbergraues Haar, dunkle Augen und war für sein Alter gut in Schuss. Sein dunkelgrauer Leinenanzug passte ihm perfekt, und der Farbton unterstrich seine sonnengebräunte Haut. «Das ist echt ein Typ, bei dem viele Frauen ab Mitte fünfzig schwach werden.»
    «Ja, sieht so aus, als hätte er hier auch einige Fans», bemerkte Antonia. «Und er liebt es anscheinend protzig. Schau dir mal diese fette Uhr an. Wetten, dass der auch ein Goldkettchen auf der behaarten Brust trägt?»
    «Iiih!» Schon bei dem Gedanken schüttelte es mich. «Am Ende so ein Bunny-Häschen!»
    «Jetzt hört mal auf

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