George, Elizabeth
Ja«,
sagte sie. »Das kommt nicht von ungefähr, wissen Sie. Sie versucht, zu Ihnen
zurückzukommen. Und Sie müssen sich auf sie vorbereiten. Es ist eine doppelte
Botschaft.«
»Aus dem Jenseits?« Er hatte
die Frage leichthin gestellt, aber natürlich musste er sofort an Helen denken -
egal wie irrational es war, wenn es um Rückkehr ging, an jemanden zu denken,
der so endgültig weg war.
Yolanda sagte: »Sie sollten
diese Dinge nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das bereut man meist später.
Wie war Ihr Name noch mal?«
»DI Lynley. War das bei Jemima
Hastings der Fall? Hat sie die Dinge auf die leichte Schulter genommen?«
Yolanda verschwand hinter dem
Vorhang. Lynley hörte, wie ein Streichholz angerissen wurde. Wahrscheinlich zündete
sie gerade Räucherstäbchen an oder auch eine Kerze - vor den
übereinandergeschlagenen Beinen eines Buddhas brannte be reits ein kleiner Räucherkegel
-, aber dann erschien sie mit einer brennenden Zigarette. »Gut, dass Sie das
Rauchen aufgegeben haben«, sagte sie zu ihm. »Sie werden nicht an Lungenkrebs
sterben.«
Er war nicht im Geringsten
gewillt, sich auf das Geplänkel einzulassen. »Und Jemima?«
»Sie hat nicht geraucht.«
»Aber das hat ihr am Ende
nicht viel genützt, nicht wahr?«
Yolanda tat einen tiefen Zug
an ihrer Zigarette. »Ich habe bereits mit der Polizei gesprochen«, sagte sie.
»Dieser Schwarze. Die stärkste Aura, die ich seit Jahren gesehen habe!
Vielleicht sogar die stärkste, die ich je gesehen habe. Aber die Frau, die bei ihm war, die mit
den Zähnen... Ich nehme an, sie hat Probleme, die ihr Wachstum hemmen, und
diese Probleme haben nichts mit ihren Zähnen zu tun. Was meinen Sie?«
»Darf ich Sie Mrs. Price
nennen?«, fragte Lynley. »Soviel ich weiß, ist das Ihr bürgerlicher Name.«
»Nein, das dürfen Sie nicht.
Nicht hier. Hier bin ich Yolanda.«
»Also gut. Yolanda. Sie waren
heute Vormittag in der Oxford Road. Darüber müssen wir uns unterhalten. Und
auch über Jemima Hastings. Sollen wir das hier tun oder lieber woanders?«
»Wo wäre denn woanders?«
»Ich nehme an, dass es in der
Polizeiwache Ladbroke Grove ein Vernehmungszimmer gibt. Dort können wir
hingehen, wenn es Ihnen lieber ist.«
Sie lachte. »Polizisten!
Passen Sie auf, wie Sie sich verhalten, sonst verschwindet Ihre Aura noch ganz.
Es gibt ein Karma, Mr. Lynley. Das war doch Ihr Name, nicht?«
»Ganz recht.«
Sie musterte ihn. »Sie sehen
nicht aus wie ein Polizist, und Sie reden auch nicht wie einer. Sie gehören
nicht dazu.«
Wie wahr, dachte er. Aber das
konnte sie kaum geschlussfolgert haben. »Wo würden Sie sich gern mit mir
unterhalten, Yolanda?«
Sie ging durch den
Perlenvorhang, und er folgte ihr.
In der Mitte des Zimmers stand
ein Tisch, aber dort nahm sie nicht Platz, sondern ging weiter nach hinten, wo
ein plüschiger Sessel und eine viktorianische Chaiselongue standen. Sie legte
sich hin und schloss die Augen, was sie nicht daran hinderte weiterzurauchen.
Lynley setzte sich in den Sessel. »Erzählen Sie mir zunächst, was Sie in der
Oxford Road wollten. Zu Jemima kommen wir später.«
Da gebe es nicht viel zu
erzählen, sagte die Hellseherin. Sie sei zu dem Haus in der Oxford Road
gegangen, weil ihm das Übel anhafte, erklärte sie Lynley. Trotz ihres
dringenden Rats, sich eine andere Bleibe zu suchen, sei es ihr nicht gelungen,
Jemima zu retten, und nachdem Jemima nun der Verderbtheit des Hauses zum Opfer
gefallen sei, fühle sie sich verpflichtet, wenigstens den anderen Bewohnern zu
helfen. Da diese aber offenbar ebenso wenig gewillt seien auszuziehen, habe sie
versucht, es von außen zu reinigen, indem sie im Vorgarten Salbei verbrannte.
»Diese Person hört ja auf nichts, was ich ihr sage«, fuhr sie fort. »Sie weiß
nicht einmal zu würdigen, was ich für sie auf mich nehme.«
»Um was für ein Übel handelt
es sich denn?«, fragte Lynley.
Yolanda öffnete die Augen. »Es
gibt keine verschiedenen Arten von Übel«, sagte sie. »Es gibt nur das Übel.
Das Böse. Bisher hat es zwei Menschen in dem Haus das Leben gekostet, und es
verlangt nach mehr. Ihr Mann ist dort gestorben, wissen Sie das?«
»Mrs. McHaggis' Ehemann?«
»Man sollte also meinen, dass
sie das Haus reinigt, nicht wahr? Aber macht sie's? Nein. Sie ist einfach zu
unterbelichtet, um zu kapieren, wie wichtig das wäre. Jetzt ist Jemima auch
tot, und es wird noch mehr Tote geben. Warten Sie's nur ab.«
»Und Sie waren nur dort,
um...« Lynley suchte nach einem Wort,
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