George, Elizabeth
das das Verbrennen von Salbei angemessen
beschrieb. »... um irgendeinen Ritus durchzuführen?«
»Nicht irgendeinen. Oh, ich
weiß, was Ihresgleichen über meinesgleichen denken. Sie haben keinen Glauben,
bis das Le ben
Sie in die Knie zwingt, und dann kommen Sie angekrochen, stimmt's?«
»War es so bei Jemima? Warum
hat sie Sie aufgesucht? Ursprünglich, meine ich.«
»Ich spreche nicht über meine
Klienten.«
»Ich weiß, dass Sie das auch
meinen Kollegen gesagt haben, aber sehen Sie, wir haben da ein Problem. Sie
sind weder Psychologin noch Psychiaterin noch Rechtsanwältin. Soweit ich das
beurteilen kann, können Sie sich nicht auf eine Schweigepflicht berufen.«
»Und was genau bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass Sie sich
der Behinderung polizeilicher Ermittlungen schuldig machen, wenn Sie
Informationen zurückhalten.«
Sie ließ sich seine Worte
durch den Kopf gehen. Nachdenklich blies sie den Rauch himmelwärts.
»Ich schlage also vor«, fuhr Lynley
fort, »dass Sie mir alles Wesentliche mitteilen. Warum hat Jemima Sie
aufgesucht?«
Yolanda schwieg noch immer.
Sie schien abzuwägen, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn sie redete
beziehungsweise wenn sie schwieg. Schließlich sagte sie: »Ich habe den anderen
schon gesagt, es ging um Liebe. Aus diesem Grund kommen sie doch fast alle.«
»Wen liebte sie denn?«
Wieder zögerte sie, bevor sie
antwortete. »Diesen Iren. Den Mann, der im Eisstadion arbeitet.«
»Frazer Chaplin?«
»Sie wollte wissen, was sie
alle wissen wollen.« Yolanda rutschte nervös auf der Couch herum. Sie holte
einen Aschenbecher darunter hervor und drückte ihre Zigarette aus. »Das hab
ich den anderen aber auch schon gesagt. Mehr oder weniger. Diesem Schwarzen
und der Frau mit den Zähnen. Ich weiß nicht, welchen Nutzen es haben soll, das
alles noch mal mit Ihnen durchzugehen.«
Lynley überlegte kurz, was
Barbara Havers wohl davon hal ten würde, als »die Frau mit den Zähnen« bezeichnet zu
werden. Er schob den Gedanken beiseite. »Nennen Sie es eine neue Perspektive -
nämlich meine. Was genau haben Sie ihr gesagt?«
Sie seufzte. »Dass die Liebe
gefährlich ist.« Wohl wahr, dachte Lynley.
»Ich meine, als Thema«, fuhr sie
fort. »Man kann über die Liebe keine Voraussagen machen. Es gibt zu viele
Variablen, zu viele Unwägbarkeiten, vor allem wenn der Partner nicht dabei ist
und man ihn nicht... na ja, eingehend beurteilen kann. Also macht man eher vage
Aussagen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und das habe ich getan.«
»Auf dass die Klientin
wiederkomme, nehme ich an.«
Sie blickte auf, wie um seinen
Ton einzuschätzen. Er schaute sie gelassen an. »Ich betreibe ein Geschäft. Das
leugne ich nicht. Aber ich biete auch eine Dienstleistung an, und glauben Sie
mir, die Leute brauchen das. Außerdem kommt alles Mögliche hoch, wenn ich mich
einmal mit einem Klienten beschäftige. Sie kommen aus einem bestimmten Grund,
aber dann kommen andere Gründe dazu. Nicht ich bringe sie dazu, dass sie
wiederkommen. Das kann ich Ihnen versichern. Es ist das, was ich weiß. Weil
ich ihnen sage, was ich weiß.«
»Und Jemima?«
»Was ist mit ihr?«
»Hatte Sie abgesehen von ihrer
Frage nach der Liebe noch andere Gründe?«
»Allerdings.«
»Und welche waren das?«
Yolanda setzte sich auf. Sie
stellte die Füße auf den Boden. Ihre Beine waren dick, ohne Fesseln, sie
bildeten von den Knien bis zu den Füßen eine gerade Linie. Sie legte die Hände
rechts und links neben ihre Oberschenkel, wie um das Gleichgewicht nicht zu
verlieren. Sie ließ den Kopf hängen und schüttelte ihn.
Lynley fasste das als
Weigerung auf - keine weiteren Informationen, Sir. Stattdessen sagte sie:
»Etwas steht zwischen mir und ihnen. Alles ist still geworden. Aber ich wollte
niemandem schaden. Ich wusste es nicht.«
Lynley war nicht bereit, sich
auf ein solches Gespräch einzulassen. »Mrs. Price, wenn Sie irgendetwas
wissen, muss ich darauf bestehen, dass...«
»Yolanda!«, sagte sie und hob
energisch den Kopf. »Hier bin ich Yolanda. Ich habe auch so schon genug
Probleme mit der Geisterwelt. Es fehlt gerade noch, dass jemand herkommt und
sie daran erinnert, dass ich noch ein Leben außerhalb dieses Ladens hier habe,
verstehen Sie? Seit sie ermordet wurde - seit man mir gesagt hat, dass sie
ermordet wurde -, ist alles still und dunkel. Ich mache alles wie immer, jeden
Tag, und ich weiß einfach nicht, was ich nicht sehe.« Dann stand sie auf.
Das Zimmer war nur schwach
beleuchtet,
Weitere Kostenlose Bücher