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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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von einem Taxi erfasst und
schwer verletzt wurde. Dies war zwar schlecht für ihre Stellung, aber nicht
fatal. Es war allerdings etwas ganz anderes, wenn ein unschuldiger psychisch
Kranker, der nicht in ärztlicher Behandlung war, angefahren wurde auf der
Flucht vor Gott weiß was, das sein fiebriges Hirn ihm vorgegaukelt hatte. Das
würde in einem politischen Klima, wo Unschuldige für Terroristen gehalten wurden
und aufgrund eines entsetzlichen Irrtums im Kugelhagel starben, alles andere
als gut aussehen. Worauf es jetzt ankam, Handyanrufe hin oder her, war etwas
Konkretes - etwas absolut Wasserdichtes -, das als Matsumotos Sargnagel
herhalten konnte.
    Sie hatte die präventive
Pressekonferenz der Metropolitan Police verfolgt, die Stephenson Deacon und die
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit auf die Beine gestellt hatten. Sie musste
zugeben, dass die Leute der Pressestelle so glatt und kühl waren wie behauener
Marmor, aber das war nicht weiter verwunderlich, denn sie hatten jahrelange
Übung in der Kunst, die Öffentlichkeit mit Informationen zu versorgen, die
angeblich zur Aufklärung beitrugen, wenn es in Wirklichkeit darum ging, keinerlei
inkriminierende Einzelheiten über einen Polizisten oder irgendeine Aktion der
Met preiszugeben.
    Deacon und Hillier waren
persönlich vor die Kameras getreten. Hillier hatte die vorbereitete Erklärung
abgegeben. Den Unfall auf der Shaftesbury Avenue bezeichnete er als unglücklich,
unvorhersehbar, unvermeidlich - einfach alles mit »un«, was das Wörterbuch
hergab. Die Kollegen seien unbewaffnet gewesen, betonte er, und hätten sich
unmissverständlich als Polizisten zu erkennen gegeben. Wenn ein Verdächtiger
vor der Polizei
weglaufe, die ihn verhören wolle, sei es nur logisch, dass er von der Polizei
verfolgt werde. Bei Ermittlungen in einem Mordfall gehe natürlich die
öffentliche Sicherheit vor, insbesondere wenn jemand versuche, sich der
Festnahme zu entziehen.
    Die Namen der beteiligten
Polizisten gab Hillier nicht bekannt. Das würde zu einem späteren Zeitpunkt
kommen, so viel wusste Isabelle, und zwar in dem unglücklichen Augenblick, in
dem man jemanden brauchte, den man der Meute zum Fraß vorwerfen konnte.
Isabelle hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer derjenige sein
würde.
    Auf der Pressekonferenz
durften die Journalisten im Anschluss Fragen stellen, die sie sich jedoch
nicht mehr anhörte. Sie konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit und war immer
noch darin vertieft, als ein Anruf von Sandra Ardery sie erreichte -
allerdings nicht auf ihrem Handy. Ganz schön clever von Sandra, dachte
Isabelle. Hätte sie die Nummer auf dem Display gesehen, hätte sie das Gespräch
nicht entgegengenommen. Stattdessen war der Anruf über diverse Hausleitungen
durchgestellt worden, bis er schließlich bei Dorothea Harriman gelandet war.
Harriman kam persönlich zu ihr, um ihr die frohe Botschaft zu überbringen:
Sandra Ardery wäre ja so dankbar für »nur ein paar Worte mit Ihnen, Chefin. Sie
sagt, es sei wegen der Jungs«. Die Betonung auf den letzten Worten ließ auf
Harrimans unbegründete Annahme schließen, Isabelle werde auf der Stelle aufspringen,
um mit wem auch immer zu reden, der ihr etwas über »die Jungs« mitzuteilen
hätte.
    Sie nickte Harriman zu und
übernahm das Gespräch. Sie verkniff es sich, in den Hörer zu bellen: »Was
gibt's?« Sie hatte nichts gegen Bobs Frau, die immerhin den heldenhaften Versuch
unternahm, sich aus Isabelles Streitereien mit ihrem Ex-mann herauszuhalten.
    Wie immer klang Sandras Stimme
gehaucht. Aus irgendeinem Grund sprach sie wie jemand, der entweder Marilyn
Monroe miserabel nachahmte oder ständig Zigarettenrauch ausatmete, auch wenn
sie diesem Laster gar nicht frönte, soweit Isabelle wusste. »Bob hat mir
gesagt, dass er versucht hat, dich zu erreichen«, sagte Sandra. »Hat er keine
Nachricht auf deiner Mobilbox hinterlassen? Ich habe ihm gesagt, er soll's im
Büro versuchen, aber... Du kennst ihn ja.«
    Zur Genüge, dachte Isabelle.
»Ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit, Sandra«, sagte sie. »Wir hatten
einen Vorfall mit einem Mann auf der Straße.«
    »Damit hast du zu tun? Wie
entsetzlich! Ich habe die Pressekonferenz gesehen. Das Fernsehprogramm wurde
dafür unterbrochen.«
    Sandra sah sich regelmäßig
eine Sendung an, bei der es um etwas Medizinisches ging, so viel wusste
Isabelle. Keine von diesen Krankenhausserien, sondern eine
hochwissenschaftliche Serie über Krankheiten und chronische

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