George, Elizabeth
gegangen. Er habe sie
nicht finden können. Ihr Bruder hat sie auch angerufen, außerdem Frazer
Chaplin... und, ich gebe zu, dass ich mir das Spannendste für den Schluss
aufgespart habe. Es gab einen Anruf von Gordon Jossie.«
»Ach?«
»Es ist seine Nummer, kein
Zweifel. Dieselbe wie auf den Postkarten, die er rund um die Portrait Gallery
und Covent Garden verteilt hat. Interessant, nicht wahr?«
»Haben wir Informationen von
den Sendestationen?«, fragte Lynley. »Gibt es da schon irgendetwas?« Sie hatten
die Positionen erfahren wollen, von denen aus die Anrufe auf Jemimas Handy
gemacht worden waren, und die einzige Möglichkeit dazu bot eine Überprüfung der
Ping-Signale der Sendemasten. Auf diese Weise konnte zwar keine völlig exakte
Ortung, aber immerhin die ungefähre Position zum Zeitpunkt des Anrufs ermittelt
werden.
»John kümmert sich darum, aber
das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.«
»Was ist mit den Anrufen nach
ihrem Tod?«
»Es gab Nachrichten von
Yolanda, Rob Hastings, Jayson Druther und Paolo di Fazio.«
»Also keine von Abbott Langer
oder Frazer Chaplin? Nichts von Jossie?«
»Absolut nichts. Nicht nach
ihrem Tod. Einer von den dreien könnte also gewusst haben, dass ein Anruf
sinnlos gewesen wäre.«
»Was ist mit den Anrufen, die
sie am Tag ihres Todes selbst getätigt hat?«
»Sie hat drei Mal bei Frazer
Chaplin angerufen - und zwar bevor sie seinen Anruf erhalten hat - und ein Mal
bei Abbott Langer. Mit beiden müssen wir uns noch einmal unterhalten.«
Er werde sich darum kümmern,
sagte Lynley. Er sei ganz in der Nähe der Eisbahn.
Dann informierte er sie
darüber, was Yolanda über ihre letzte Sitzung mit Jemima gesagt hatte. Wenn
Jemima den Rat der Hellseherin in Bezug auf harte Wahrheiten, die irgendwem gesagt
werden mussten, gesucht habe, dann heiße das für ihn, Lynley, dass diese harten
Wahrheiten nur für die Ohren eines Mannes bestimmt sein konnten. Denn wenn man
den Worten der Hellseherin Glauben schenken könne, sei Jemima in den Iren
verliebt gewesen, und dann sei es gut möglich, dass er auch der Adressat jener
harten Wahrheiten gewesen sei.
Natürlich, so erklärte Lynley
Superintendent Ardery, sei er nicht blind für die Tatsache, dass genauso gut
andere Empfänger von Jemima Hastings' Wahrheit infrage kamen: Abbott Langer
gehöre dazu, Paolo di Fazio, Jayson Druther, Yukio Matsumoto ebenso wie jeder
andere Mann, der in ihrem Leben eine Rolle gespielt habe, also auch Gordon
Jossie und ihr Bruder Rob.
»Beginnen Sie mit Chaplin und
Langer«, sagte Ardery, nachdem er geendet hatte. »Da müssen wir noch ein
bisschen tiefer bohren.« Sie schwieg einen Augenblick, bevor sie fortfuhr:
»Harte Wahrheiten? Das hat sie gesagt? Glauben Sie, dass Yolanda selbst die
Wahrheit sagt, Thomas?«
Lynley dachte daran, was
Yolanda über ihn gesagt hatte, über seine Aura, über die Rückkehr einer Frau in
sein Leben - die zwar gegangen war, die er jedoch nicht vergessen konnte und
auch niemals vergessen würde. Er musste einräumen, dass er keine Ahnung hatte,
wie viel von dem, was Yolanda gesagt hatte, auf Intuition beruhte, wie viel auf
der Beobachtung feinster Reaktionen und wie viel auf dem, was sie wirklich von
der »anderen Seite« wusste. Vermutlich würden sie alles, was Yolanda gesagt
hatte, das nicht auf knallharten Fakten beruhte, abhaken können. »In Bezug auf
Jemima hat die Hellseherin keinerlei Vorhersagen gemacht, Chefin. Sie hat
lediglich wiedergegeben, was Jemima ihr tatsächlich erzählt hat.«
»Isabelle«, sagte sie. »Nicht
Chefin. Wir waren bereits bei Isabelle, Thomas.«
Einen Moment lang dachte er
darüber nach. Schließlich sagte er: »Also gut, Isabelle. Yolanda hat lediglich
wiedergegeben, was Jemima ihr gesagt hat.«
»Sie hätte allerdings auch ein
persönliches Interesse daran, uns auf eine falsche Fährte zu locken, falls sie
selbst die Handtasche in die Mülltonne geworfen haben sollte.«
»Richtig. Aber jemand anderes
könnte sie ebenso gut dort deponiert haben. Und diesen Jemand könnte sie
schützen wollen. Lassen Sie mich mit Abbott Langer reden.«
Die Auswertung der
Informationen auf Jemimas Handy erbrachte für Isabelle zugleich positive wie
negative Ergebnisse. Alles, was sie in die Richtung des Mörders führen konnte,
musste als Plus angesehen werden. Alles jedoch, was von Yukio Matsumoto als
Mörder wegführte, brachte ihre Position ins Wanken.
Es war eine Sache, wenn ein
Mörder bei dem Versuch, vor der Polizei zu fliehen,
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