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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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wundern. Es würde zu ihm passen. Jedenfalls hat Jemima gesagt, sie
hätte ihm schon mehrere Nachrichten hinterlassen und würde allmählich in Panik
geraten.«
    »Hat sie diesen Ausdruck
benutzt? Panik?«
    »Nein. Aber ich habe es an
ihrer Stimme gehört.«
    »War es vielleicht Angst?
Keine Panik, sondern Angst? Sie hat schließlich von einem Friedhof aus
angerufen. Manchmal kriegen die Leute es auf Friedhöfen mit der Angst zu tun.«
    Langer zuckte die Achseln.
»Ich glaube nicht, dass es das war«, sagte er. »Wenn Sie mich fragen, war sie
in Panik, weil sie etwas zur Kenntnis nehmen musste, wovor sie immer die Augen
verschlossen hatte.«
    Interessanter Gedanke, dachte
Lynley. »Fahren Sie fort.«
    »Frazer«, sagte er. »Ich nehme
an, sie wollte unbedingt glauben, dass Frazer Chaplin der Richtige war, wenn
Sie verstehen, was ich meine: derjenige, in Anführungsstrichen. Aber ich denke, im Grunde ihres
Herzens wusste sie, dass er es nicht war.«
    »Was veranlasst Sie zu dieser
Schlussfolgerung?«
    Langer lächelte schmallippig.
»Weil es die Schlussfolgerung ist, zu der sie alle kommen, Inspector. Alle
Frauen, die sich mit dem Burschen einlassen.«
     
    Lynley war gespannt auf die
Begegnung mit dem Herzensbrecher, von dem er so viel gehört hatte. Er fuhr zum
St. James's Place, einer leicht zu übersehenden Sackgasse, an deren Ende das Duke's stand: ein imposantes
L-förmiges Gebäude aus rotem Ziegelstein mit dekorativen schmiedeeisernen
Gittern, Erkerfenstern und üppig von den Balkonen im ersten Stock herabhängenden
Efeuranken. Er parkte den Healey Elliott unter den wachsamen Augen eines
uniformierten Portiers und trat in die vornehme Stille, die einen sonst nur an
Stätten der Andacht umfing. Was der Herr wünsche?, wurde er von einem Hotelpagen
gefragt.
    Er suche die Bar, antwortete
Lynley. Ein wissendes Lächeln: Lynleys vornehmer Tonfall und seine Aussprache
würden ihm auf ewig die Türen zu jedem Etablissement öffnen, wo Menschen sich
mit gedämpfter Stimme unterhielten, die Angestellten als »Mitarbeiterstab«
bezeichneten und sich vor dem Essen einen Sherry und später einen Portwein
genehmigten. Wenn der Gentleman ihm bitte folgen wolle.
    Die Bar war überladen mit
Bildern von Schiffen und verfallenen Schlössern. Ein Porträt des einarmigen
Admirals Nelson dominierte die Sammlung, wie bei solch maritimem Dekor nicht
anders zu erwarten war. Die Bar umfasste drei Räume, von denen zwei durch
einen offenen Kamin abgetrennt waren, in dem glücklicherweise kein Feuer
brannte, und sie war möbliert mit Sesseln und runden Glastischen, an denen sich
zu dieser Uhr zeit vorwiegend Geschäftsleute versammelt hatten. Allgemein wurde Gin
Tonic getrunken, während abgehärtetere Naturen bereits mit glasigen Blicken
über ihre Martinis gebeugt saßen. Wie es aussah, war dies der Spezialmix eines
der Barkeeper, eines Italieners mit deutlichem Akzent, der Lynley fragte, ob er
auch seine Spezialität kosten wolle. Der Cocktail sei weder geschüttelt noch
gerührt, sondern gestoßen und das Ergebnis anscheinend irgendein wundersamer
Nektar.
    Lynley lehnte dankend ab. Ein
Glas Pellegrino wäre ihm recht, falls sie das hätten. Mit Zitrone und ohne Eis.
Ob er Frazer Chaplin einen Augenblick sprechen könne? Er zeigte seinen
Dienstausweis.
    Der Barmann mit dem ziemlich
unitalienischen Namen Heinrich zeigte sich nicht im Mindesten beeindruckt von
der Anwesenheit eines Polizisten, mit oder ohne kultivierten Akzent.
Gleichmütig erklärte er, Frazer Chaplin sei noch nicht eingetroffen, werde
aber - wobei er einen Blick auf seine imposante Armbanduhr warf - innerhalb
der nächsten Viertelstunde erwartet.
    Ob Frazer regelmäßige
Arbeitszeiten habe?, wollte Lynley wissen. Oder springe er nur ein, wenn im
Hotel Not am Mann sei?
    Regelmäßige Arbeitszeiten,
antwortete Heinrich. »Sonst hätte er den Job nicht angenommen.«
    »Wieso das?«
    »Bei der Abendschicht ist am
meisten Betrieb. Da gibt's mehr Trinkgeld, und die Kundschaft ist angenehmer.«
    Lynley hob eine Braue in
Erwartung einer Erklärung, die ihm Heinrich bereitwillig lieferte. Offenbar
erfreute sich Frazer der Aufmerksamkeit diverser Damen unterschiedlichen
Alters, die die Bar im Duke's regelmäßig aufsuchten. Geschäftsfrauen aus aller
Herren Länder, die sich aus dem einen oder anderen Grund in der Stadt
aufhielten. Frazer war offenbar gewillt, ihnen zusätzliche Gründe für ihren
Aufenthalt zu liefern.
    »Er ist auf der Suche nach
einer Lady, die ihn

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