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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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so etwas griffbereit haben.«
    »Der Fluch meiner Erziehung«,
sagte er. »Es ist sogar gebügelt.«
    »Hab ich gemerkt«, sagte sie.
»Ich nehme nicht an, dass Sie es selbst gebügelt haben.«
    »Gott, nein!«
    »Hab ich mir gedacht. Sie
wissen wahrscheinlich nicht einmal, wie das geht.«
    »Nun, ich gebe zu, dass Bügeln
nicht gerade zu meinen Stärken gehört. Aber wenn ich wüsste, wo das Bügeleisen
in meinem Haus steht - was ich Gott sei Dank nicht weiß -, würde ich es vermutlich
sogar benutzen können. Also, zumindest für so etwas Einfaches wie ein
Taschentuch. Alles Kompliziertere würde mich natürlich hoffnungslos
überfordern.«
    Sie lachte erschöpft, lehnte
sich zurück und schüttelte den Kopf. Dann schien sie das Auto einer Prüfung zu
unterziehen. Der Healey Elliott war ein Salon, der vier Personen Platz bot, und
sie drehte sich um, um einen Blick nach hinten zu werfen. »Das ist das erste
Mal, dass ich in Ihrem neuen Wagen sitze.«
    »Das erste von vielen Malen,
hoffe ich, solange Sie nicht rauchen.«
    »Das würde ich nie wagen. Aber
ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich nichts essen werde. Eine
ordentliche Portion Fish and Chips würde dem Wagen eine angenehme Duftnote
verpassen. Was haben wir denn hier? Ein bisschen leichte Lektüre?« Sie kramte
irgendetwas vom Rücksitz und betrachtete es. Mit einem Seitenblick erkannte er
die Ausgabe von Hello!, die Deborah St. James ihm überlassen hatte. Havers sah von der
Zeitschrift zu ihm auf und legte den Kopf schief. »Sie informieren sich wohl,
was in den besseren Kreisen so abläuft? Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet,
es sei denn, Sie nehmen das mit zur Maniküre. Na ja, irgendwas muss man ja
lesen, wenn einem die Fingernägel poliert werden.«
    »Das Heft gehört Deborah«,
erwiderte er. »Ich wollte mir die Fotos von der Vernissage in der Portrait
Gallery mal ansehen.«
    »Und?«
    »Eine ganze Menge hübsch
herausgeputzter Leute mit Sektgläsern. Mehr nicht.«
    »Aha. Also nicht gerade meine
Kreise, was?« Havers schlug die Zeitschrift auf und blätterte darin. Sie fand
die Seiten mit den Fotos der Eröffnungsveranstaltung des Porträtwettbewerbs.
»Hab ich mir doch gedacht«, sagte sie. »Kein einziges Bierglas, wie traurig.
Ein anständiges Bier ist doch allemal besser als so 'n Fingerhut mit Sekt...«
Plötzlich spannte sich ihre Hand um die Zeitschrift. »Heiliger Strohsack«,
sagte sie und sah ihn an. »Was ist?«, fragte Lynley.
    »Frazer Chaplin war da«, sagte
Havers, »und auf dem Foto...«
    »Was?« Dann erinnerte sich
Lynley wieder daran, dass Frazer ihm bei ihrer ersten Begegnung irgendwie
bekannt vorgekommen war. Das war es also. Er hatte den Iren offenbar auf einem
der Fotos von der Ausstellungseröffnung gesehen und anschließend wieder
vergessen. Lynley warf einen Blick auf die Zeitschrift. Havers zeigte auf das
Bild mit Frazer. Er war der schwarzhaarige Mann auf dem Foto mit Sidney St.
James. »Noch ein Beweis dafür, dass er mit Jemima zu tun hatte«, sagte Lynley,
»auch wenn er hier mit Sidney posiert.«
    »Nein, nein«, entgegnete
Havers. »Es geht mir gar nicht um Frazer. Es ist sie. Sie.«
    »Sidney?«
    »Nein, nicht Sidney. Die
hier!« Havers zeigte auf die anderen Personen und besonders auf eine Frau,
jung, blond und sehr attraktiv. Irgendein Partygirl, wahrscheinlich die Frau
oder Tochter eines Galeriesponsors. Aber Havers klärte ihn auf. »Das ist Gina
Dickens, Inspector«, sagte sie und fügte überflüssigerweise hinzu, denn Lynley
wusste durchaus, wer Gina Dickens war: »Sie wohnt in Hampshire bei Gordon
Jossie.«
     
    Nicht nur das britische
Strafrechtssystem, sondern auch der Prozess, der auf das Geständnis der Jungen
folgte, gab Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen. Worte wie barbarisch, verbohrt,
archaisch und inhuman machten die Runde, und
weltweit vertraten Kommentatoren gegensätzliche Positionen. Einige forderten
leidenschaftlich, man müsse Unmenschlichkeit mit Unmenschlichkeit begegnen
(wobei sie sich auf Hammurabi beriefen), während andere ebenso leidenschaftlich
die Ansicht vertraten, dass niemandem damit gedient sei, Kinder öffentlich an
den Pranger zu stellen, da ihnen so nur noch weiterer Schaden zugefügt werde.
Was bleibt, ist diese eine Tatsache: Auf der Grundlage eines Gesetzes, das
Kinder im Alter von zehn Jahren im Falle eines Kapitalverbrechens für ihr Tun
voll verantwortlich macht, wurden Michael Spargo, Reggie Arnold und lan Barker
als Erwachsene behandelt. Und folglich

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