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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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darüber nachdachte, umso mehr kam
sie sich vor wie eine komplette Idiotin. Tatsächlich hatte Gina sie genauso
leicht durchschaut, wie sie selbst Cammie durchschaute. Sie besaß nicht mehr
Verstand und noch weniger Geschick als eine Fünfjährige, und Gina Dickens hatte
wahrscheinlich nicht länger als zehn Minuten gebraucht, um das herauszufinden.
    Schon am ersten Tag war es so
gewesen, als Meredith mit diesem bescheuerten schmelzenden Geburtstagskuchen
zu Jemima gefahren war. Als Gina so getan hatte, als wüsste sie überhaupt
nichts von Jemima, hatte Meredith ihr geglaubt, einfach so. Und als sie ihr
erzählt hatte, dass sich das Programm für gefährdete Jugendliche noch im
Embryonalstadium befinde, hatte sie ihr das auch abgekauft. Und sie hatte
geglaubt, dass Gordon Jossie - und nicht Gina, was, wenn man es genau betrachtete,
viel wahrscheinlicher war - an dem Tag, als Jemima starb, nach London gefahren
war. Genauso wie sie geglaubt hatte, dass Gordon Jossie - und nicht Gina selbst
- für die blauen Flecke an ihrem Körper verantwortlich war. Und was Gina über
ein bestimmtes Verhältnis zwischen Chief Superintendent Whiting und Gordon
behauptet hatte... Gina hätte erzählen können, die beiden wären siamesische
Zwillinge vom Mars, und Meredith hätte auch das geglaubt.
    Jetzt blieb nur noch eine
Alternative. Also rief Meredith ihre Mutter an und erklärte ihr, sie werde ein
bisschen später nach Hause kommen, da sie noch etwas zu erledigen habe. Das
liege zum Glück auf dem Weg nach Hause, sie brauche sich also keine Sorgen zu
machen. Und sie solle Cammie bitte ein Küsschen von Mummy geben und sie fest
drücken.
    Sie ging zu ihrem Auto und
machte sich auf den Weg nach Lyndhurst. Nachdem sie ihre Affirmationskassette
eingelegt hatte, wiederholte sie die klangvollen Bestätigungen ihrer Fähigkeiten,
ihres Werts als menschliches Wesen und der Möglichkeit, selbst zu einer
treibenden Kraft der Veränderung zu werden.
    Der übliche Berufsverkehr
verlangsamte ihre Fahrt auf der Bournemouth Road, als sie sich Lyndhurst
näherte. Die Ampeln auf der High Street waren auch keine große Hilfe, aber das
Mitbeten ihrer Affirmationen hielt sie in der seelischen Balance, sodass sich,
als sie schließlich die Polizeiwache erreichte, ihr Nervenkostüm beruhigt hatte
und sie sich stark genug fühlte, ihre Forderung nach polizeilichem Handeln vorzubringen
und verständlich zu machen.
    Sie rechnete damit, abgewiesen
zu werden. Wahrscheinlich würde der wachhabende Polizist sie erkennen, die
Augen verdrehen und ihr erklären, sie könne den Chief Superintendent im Moment
leider nicht sprechen. Schließlich sei das hier keine öffentliche
Beratungsstelle. Zachary Whiting habe Besseres zu tun, als jede hysterische
Frau zu empfangen, die zufällig hereinschneite.
    Aber nichts dergleichen
geschah. Der Wachhabende bat sie, Platz zu nehmen, verschwand für einen Moment
in den hinteren Räumen und kehrte mit der Aufforderung zurück, sie möge ihm
bitte folgen; denn obwohl Chief Superintendent Whiting eigentlich gerade habe
Feierabend machen wollen, habe er sich an ihren Namen von ihrem ersten Besuch
erinnert - also hatte sie ihm doch ihren Namen genannt, dachte sie - und darum
gebeten, sie in sein Zimmer zu führen.
    Sie erzählte ihm alles von A
bis Z und darüber hinaus noch einige Dinge über Gina Dickens. Das Beste sparte
sie sich für den Schluss auf: dass sie in Ringwood eine Privatdetektivin angeheuert und was
diese über Gina herausgefunden habe.
    Währenddessen machte Whiting
sich Notizen. Schließlich wollte er wissen, ob Gina Dickens dieselbe Person
sei, die Meredith hier in Lyndhurst aufs Revier begleitet habe mit Beweismitteln,
aus denen hervorging, dass ein gewisser Gordon Jossie zur selben Zeit in London
gewesen war, als seine ehemalige Geliebte ermordet worden war. Es handle sich
doch um dieselbe Person, richtig?
    Meredith bestätigte dies. Und
ihr sei auch klar, Chief Superintendent Whiting, wie das aussehen müsse: dass
sie selbst ein ziemlich verrücktes Huhn sei. Aber sie habe ihre Gründe gehabt,
in Ginas Geschichte zu graben, weil ihr alles, was Gina erzählt habe, von
Anfang an suspekt vorgekommen sei, und sei es nicht eine wichtige Tatsache,
dass sie jetzt wussten, dass jedes Wort dieser Frau eine Lüge war? Sie habe
sie sogar in Bezug auf ihn und Gordon Jossie belogen, führte Meredith weiter
aus. Gina habe behauptet, er - Whiting persönlich - habe Gordon mehr als einen
mysteriösen Besuch

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